Türkei: Prozess gegen Musiker vertagt

Der Prozess gegen den türkischen Pianisten und Komponisten Fazil Say wurde am Donnerstag auf Februar vertagt. Say muss sich in Istanbul wegen der Beleidigug religiöser Werte vor Gericht verantworten.

Nach eineinhalbstündiger Verhandlung wurde der Prozess gegen Fazil Say am Donnerstag ins kommende Jahr vertagt. Er soll nach Auskunft von Anwälten, die an dem Verfahren beteiligt sind, am 18. Februar 2013 fortgesetzt werden.

Fazil Say wird vorgeworfen, er habe im Internet beleidigende Kurzmitteilungen selbst verfasst sowie andere Anwender zitiert. Ihm drohen bei einer Verurteilung bis zu 18 Monate Haft. Der Musiker selbst wollte sich nicht öffentlich äußern.

Pianist Fazil Say

EPA / Urs Flueeller

Fazil Say beruft sich auf das Recht der Meinungsfreiheit.

Say hatte über den Kurznachrichtendienst Twitter kritische sowie scherzhaft formulierte Äußerungen verbreitet, in denen er sich über islamische Frömmelei und Scheinheiligkeit lustig machte. Die Anklage gegen ihn hat international Wellen geschlagen. Say selber hatte Medienberichten zufolge gesagt, er habe niemanden beleidigen wollen, die Meinungsfreiheit sei aber ein Recht für alle.

Sarkastische Kritik

„Wo immer ein Narr oder Dieb ist, allesamt sind sie Frömmler. Ist das ein Widerspruch?“, soll Say türkischen Medienberichten zufolge geschrieben haben. Vorgeworfen werden ihm auch eine sarkastische Bemerkung über einen hastigen Gebetsruf eines Muezzins: „Warum die Eile? (...) Steht Schnaps auf dem Tisch?“. Auf dem Twitter-Account des Musikers waren die Nachrichten später nicht mehr zugänglich.

Fazil Say gehört international zu den bekanntesten Künstlern der Türkei. Er hatte 1994 beim europäischen Nachwuchswettbewerb für Musiker den ersten Preis gewonnen und damit den Durchbruch geschafft. Say hat sich mehrfach kritisch über die islamisch-konservative Regierung von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan geäußert und erklärt, er denke darüber nach, das Land zu verlassen. Wegen Anklagen von Journalisten und Künstlern ist die Türkei international immer wieder kritisiert worden.

APA