Slowakischer Erzbischof muss gehen: Kritik an Personalpolitik des Vatikans

Der Wiener Redemptoristen-Provinzial Lorenz Voith zweifelt öffentlich an der Abberufung des slowakischen Erzbischofs von Trnava und der Versetzung des Sekretärs der vatikanischen Ordenskongregation.

Redemptoristen Provinzial  P. Lorenz Voith

kathbild / Rupprecht

P. Lorenz Voith ist Provinzial der Wiener Redemptoristen. Der Orden wurde 1732 von Alfonso Maria de Liguori in Scala (Italien) gegründet und hat weltweit über 5100 Mitglieder.

Kritik an der Abberufung des slowakischen Erzbischofs von Trnava, Robert Bezak, und an der Versetzung des hohen vatikanischen Sekretärs Joseph William Tobin in die USA kommt aus Wien. Der Provinzial der Wiener Redemptoristen und 2. Vorsitzender der Superiorenkonferenz, Lorenz Voith, äußert in einer Stellungnahme am Sonntag Zweifel an diesen jüngsten vatikanischen Personalentscheidungen.

Bezak und Tobin gehören ebenfalls dem Redemptoristenorden an. Deren Ernennung zu Bischöfen sei eine „große Bereicherung für die Weltkirche“ gewesen - ihre Versetzung bzw. Absetzung daher nicht nachvollziehbar. Voith: „Sind diese großartigen, völlig integren, kirchlich loyalen, weltoffenen und für die heutige Zeit aufgeschlossenen Bischöfe gar ein Dorn im Auge?“

In die USA zurückgeschickt

Joseph William Tobin (60), bislang Sekretär der vatikanischen Ordenskongregation, war von Papst Benedikt XVI. am vergangenen Donnerstag zum neuen Erzbischof von Indianapolis ernannt worden. Tobin bekleidete seit 2010 den zweithöchsten Posten in der für Ordensgemeinschaften zuständigen Kurienbehörde. Zuvor war er von 1997 bis 2009 Generaloberer des Redemptoristenordens und in dieser Eigenschaft auch mehrfach in Wien.

Joseph W. Tobin

kathbild / Rupprecht

Die Versetzung von Joseph William Tobin hat Insider wenig überrascht.

Vatikanisten hatten schon vor zwei Wochen die Rückkehr Tobins in die USA angekündigt. Hintergrund der Rückkehr dürfte demnach ein Konflikt über die Rolle Tobins bei der Maßregelung der „rebellischen“ US-Ordensfrauen im heurigen Sommer durch den Vatikan sein. Tobin habe eine den US-Bischöfen nicht genehme, weichere Linie als Kurienkardinal Franc Rode gefahren, der die Kongregation bis 2011 leitete, heißt es aus Vatikanisten-Kreisen.

Amtsenthebung ohne Begründung

Robert Bezak (52) war Anfang Juli dieses Jahres von Papst Benedikt XVI. ohne Nennung von Gründen seines Amtes als Erzbischof von Trnava (Slowakei) enthoben worden. Bezak hatte erst 2009 die Nachfolge von Erzbischof Jan Sokol angetreten, gegen den in Folge wegen finanziellen Unregelmäßigkeiten und zahlreichen verdeckten Konten ermittelt wurde. Im Februar des heurigen Jahres ordnete der Vatikan eine Visitation in der Causa an.

Bezak hat nach seiner Abberufung angekündigt, zunächst eine Auszeit zu nehmen und in der Diözese Banska Bystrica als Aushilfspriester tätig zu sein. Von 1993 bis 2005 war Bezak unter anderem Vizeprovinzial der slowakischen Redemptoristen. Medienberichten zufolge hatte Bezak noch im September in Rom versucht, die Ursache und die Urheber seiner Absetzung zu eruieren und gegen seine Absetzung Einspruch zu erheben.

Kirche muss neue Wege gehen

Es brauche gerade heute Bischöfe wie Tobin und Bezak, so P. Voith in seiner Stellungnahme, die „neben ihrer selbstverständlichen Treue zu Papst und Kirche“ offen das Evangelium verkünden und dabei bereit seien, „neue sensible Wege der Breite und Offenzeit zu gehen“.

Es werde einen „Schwenk“ brauchen in der Kirche - „weg von einer Überbetonung von Moralgeboten hin zur eigentlichen Verkündigung des Glaubens“. Konkret benannte Voith in diesem Zusammenhang den kirchlichen Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen. Da werde es „neue Wege“ brauchen. Nur einer Kirche, „die mit den Menschen geht, laufen die Menschen nicht davon“, zeigte sich Voith überzeugt.

KAP