Gedenken an Franz Jägerstätter

Am Nationalfeiertag jährte sich die Seligsprechung von Franz Jägerstätter zum fünften Mal. Der oberösterreichische Landwirt wurde im Dritten Reich wegen Verweigerung des Wehrdiensts zum Tod verurteilt und hingerichtet.

In Oberösterreich gedachte man Jägerstätters anlässlich des fünften Jahrestages seiner Seligsprechung am Freitag mit einer Wallfahrt von Reindlmühl bei Altmünster am Traunsee zur Kirche auf dem Richtberg. Begleitet wird die Veranstaltung unter dem Motto „Impulse aus dem Leben von Franz und Franziska zum Jahr des Glaubens“ von der Historikerin und Jägerstätter-Biographin Erna Putz. Der Linzer Bischof Ludwig Schwarz und Bischofsvikar Max Mittendorfer werden die Eucharistiefeier leiten.

Das Leben des Seliggesprochenen steht im kommenden Jahr auch im Mittelpunkt eines neuen Theaterstücks von Felix Mitterer. Das Stück „Jägerstätter“ des renommierten österreichischen Dramatikers wird am 20. Juni 2013 im Wiener Theater in der Josefstadt uraufgeführt und steht von 3. Juli bis 9. August auf dem Spielplan des Theatersommers Haag (Niederösterreich).

Franz Jägerstätter

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Franz Jägerstätter wurde als Wehrdienstverweigerer verurteilt und hingerichtet.

Widerstand aus Glaubensgründen

Der 1907 geborene Franz Jägerstätter war Bauer in St. Radegund im oberösterreichischen Innviertel. 1936 heiratet er Franziska Schwaninger. Das Paar hatte gemeinsam drei Kinder. Gemeinsam mit seiner Frau entwickelte Jägerstätter eine ausgeprägte Frömmigkeit, die ihn bereits 1938 in Opposition zum Nationalsozialismus stehen ließ. So machte er bei der „Volksabstimmung“ über den „Anschluss Österreichs“ am 10. April 1938 als Einziger in seinem Heimatort sein Kreuz bei „Nein“. Die Wahlbehörde unterschlug diese Gegenstimme und meldete eine hundertprozentige Zustimmung. Diesen Tag bezeichnete Jägerstätter später als den „Gründonnerstag Österreichs“, dort habe sich die Kirche Österreichs gefangennehmen lassen.

Nachdem Jägerstätter 1940 wenige Tage in der Wehrmacht gedient hatte, wurde er 1943 neuerlich einberufen. Als sich der oberösterreichische Bauer weigerte, für Hitler in den Krieg zu ziehen, wurde er gefangengenommen und Anfang Mai 1943 nach Berlin überstellt. Sein Antrag auf Sanitätsdienst wurde abgelehnt. Am 6. Juli verurteilte ihn das sogenannte „Reichskriegsgericht“ wegen „Wehrkraftzersetzung sowie zum Verlust der Wehrwürdigkeit und der bürgerlichen Ehrenrechte“ zum Tod. Am 9. August 1943 wurde Franz Jägerstätter von Berlin nach Brandenburg an der Havel gebracht und dort enthauptet.

Tschechisch-österreichische Märtyrerin

In Österreich und Tschechien gedenkt man dieser Tage noch einer weiteren Seliggesprochenen, die dem Nationalsozialismus zum Opfer fiel. Am 29. Oktober 1942 wurde Schwester Maria Restituta Kafka (1894-1942) zum Tode verurteilt und am 30. März 1943 im Wiener Landesgericht hingerichtet.

Schwester Maria Restituta Kafka

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Die Pazifistin Maria Restituta Kafka wurde Opfer des NS-Regimes.

Die Pfarre Brno-Lesna erwartet zum Gedenkgottesdienst für tschechisch-österreichische Ordensfrau am kommenden Sonntag, 28. Oktober auch Wallfahrer, aus Wien. Das Gebiet der Pfarre in der Satellitenstadt Lesna im Nordosten der mährischen Metropole gehörte ursprünglich zum Brünner Vorort Husovice, in dem Schwester Helena Kafkova am 1. Mai 1894 geboren wurde. In der Pfarre Wien-Brigittenau wiederum verbrachte die Tschechin nach der Übersiedlung der Familie im Jahr 1896 ihre weitere Kindheit und die gesamte Schulzeit.

Als Gäste aus Wien haben sich Franziskanerinnen von der christlichen Liebe („Hartmannschwestern“) angekündigt. In deren Orden war die gebürtige Helena Kafkova am 23. Oktober 1915 eingetreten und hatte den Ordensnamen Maria Restituta angenommen. Ebenso werden Angehörige der tschechischen Volksgruppe in Wien erwartet. Für den 70. Jahrestag von Schwester Restitutas Hinrichtung, den 30. März 2013, ist bereits ein Gegenbesuch aus der Pfarre Brno-Lesna in Wien vereinbart.

Pazifistische Christin

Schwester Maria Restituta Kafka war die einzige Ordensfrau im sogenannten „Großdeutschen Reich“, die hingerichtet wurde. Ab 1919 war sie als Operationsschwester im Krankenhaus Mödling tätig. Nach dem „Anschluss“ 1938 scheute sich Kafka nicht, ihre Ablehnung des neuen Regimes offen zu äußern.

Ein im Dezember 1941 von der Ordensfrau vervielfältigtes pazifistisches Soldatenlied samt einem Bericht über eine große Bekenntnisfeier der Katholischen Jugend im Freiburger Münster wurden ihr schließlich zum Verhängnis. Nachdem die Gestapo Schwester Restituta schon seit längerem im Visier gehabt hatte, wurde sie am Aschermittwoch, 18. Februar 1942, verhaftet. Am 29. Oktober 1942 wurde sie in Wien zum Tod verurteilt, am 30. März 1943 im Wiener Landesgericht hingerichtet.

KAP