Gewalt überschattet islamisches Opferfest

Muslime in aller Welt haben am Wochenende das Opferfest Eid al-Adha gefeiert. In Syrien wurde die wegen der Feiertage vereinbarte Waffenruhe gebrochen und auch in Nigeria, Palästina, Afghanistan, Pakistan und im Irak überschattete Gewalt das Fest.

Eid-al Adha gilt als das wichtigste islamische Fest. Es wird am Ende des Hadsch, der Wallfahrt nach Mekka, von allen Pilgern sowie Gläubigen in aller Welt gefeiert und dauert vier Tage. Mit einem Tieropfer wird der Bereitschaft Abrahams (Ibrahim) gedacht, seinen Sohn für Gott zu opfern. Das rituelle Opfer eines Tieres oder eines Stückes Fleisch ist wichtiger Bestandteil der Feierlichkeiten.

Mit diesem Brauch werfen die Daheimgebliebenen auch ein spirituelles Band zu den Mekka-Pilgern. Dort verliefen die Feierlichkeiten ohne Zwischenfälle. Zahlreichen Terroranschläge und Gewalttaten überschatteten allerdings die Festtage, an denen die Mehrheit der Muslime friedlich ihren Glauben ausüben will.

Keine Waffenruhe in Syrien

Trotz einer zum wichtigsten islamischen Feiertag vereinbarten Feuerpause nahm das Blutvergießen in Syrien am Wochenende kein Ende. Mehr als 300 Menschen starben nach Angaben der Opposition seit Freitagmorgen, als die Waffen anlässlich des Opferfestes Eid al-Adha ruhen sollten. Landesweiten massiven Gefechten folgten am Sonntag Luftschläge der Armee auf Ortschaften im Umland von Damaskus. Die Waffenruhe sollte vier Tage halten.

Syrische Kämpfer zünden eine Rakete von einem Lastwagen und halten sich die Ohren zu.

Reuters/Asmaa Waguih

Kämpfer der „Free Syrian Armee“ bombardierten am Sonntag Regierungsgebäude.

Die in London ansässige Beobachtungsstelle für Menschenrechte teilte mit, dass Kampfflugzeuge Einsätze in den Ortschaften Arbin, Samalka und Harasta geflogen seien. Schwarzer Rauch wurde auch in der Region von Al-Ghuta gesichtet. Kämpfe gab es zudem in Idlib, Deir as-Saur, Daraa, Homs und Aleppo. In Idlib nahe der türkischen Grenze sollen auch Kampfflugzeuge im Einsatz gewesen sein. Der seit März 2011 andauernde Konflikt hat inzwischen mehr als 30.000 Menschen das Leben gekostet.

Selbstmordattentat in afghanischer Moschee

Zu Beginn des islamischen Opferfestes am Freitag kam es auch in Afghanistan zu Gewalt. Ein Selbstmordattentäter hatte in einer afghanischen Moschee ein Blutbad angerichtet und mindestens 41 Menschen mit in den Tod gerissen. 50 Menschen seien bei der Explosion im größten Gotteshaus der Provinzhauptstadt Meimane verletzt worden, sagte der stellvertretende Provinzchef Abdul Sattar Bares am Freitag. Der Selbstmordattentäter habe eine afghanische Polizeiuniform getragen. Unklar sei aber, ob er selbst Polizist war oder sich die Kleidung besorgte.

Hunderte Gläubige hatten sich anlässlich Eid al-Adha in der Moschee im Nordwesten des Landes versammelt, unter ihnen viele hochrangige Vertreter der betroffenen Provinz Fardjab. Ein Sprecher des Innenministeriums sagte, der Attentäter habe seine Bombenweste in der Moschee gezündet, als die Menschen nach dem Ende der Gebete aus dem Gebäude strömten.

Angriffe auf Schiiten im Irak

Blutige Anschläge haben während der Feiertage auch den Irak erschüttert. Sicherheitsbehörden und lokale Medien gingen am Wochenende von mindestens 25 Toten aus. Mehrere Angriffe richteten sich gezielt gegen Muslime schiitischer Glaubensrichtung. Die Terroranschläge im Irak haben in diesem Jahr wieder zugenommen, seitdem der politische Streit zwischen den Parteien der Schiiten und Sunniten eskaliert ist. Fast täglich gibt es Angriffe. Meist werden die Anschläge dem irakischen Ableger des Terrornetzwerkes Al-Kaida zugeschrieben.

Ein Bub steht vor einem zerbombten Auto.

Reuter/Stringer Iraq

In Sadr-City starben sieben Menschen bei einem Bombenanschlag.

In Bagdad explodierten nach Angaben aus Sicherheitskreisen zwei Bomben auf belebten Märkten - dabei starben mindestens sechs Menschen. Ein weiterer Sprengsatz hatte einen Bus mit iranischen Pilgern zum Ziel. Fünf Wallfahrer starben bei dem Angriff nördlich der Hauptstadt. In dem vorwiegend von Schiiten bewohnten Vorort Sadr-City gab es sieben Tote und rund 20 Verletzte, als eine Bombe detonierte, wie die Nachrichtenwebsite Sumaria News berichtete.

Israelischer Luftangriff tötet Hamas-Kämpfer

Nach dreitägiger Feuerpause ist bei einem Luftangriff der israelischen Armee auf den Gazastreifen nach palästinensischen Angaben am Sonntag ein Mensch getötet worden. Bei dem Opfer handle es sich um einen radikalislamischen Kämpfer, sagten palästinensische Rettungskräfte der Nachrichtenagentur AFP. Eine weiterere Person sei verletzt worden. Augenzeugen bestätigten die Angaben. Eine Sprecherin der israelischen Armee bestätigte den Luftangriff, machte aber keine weiteren Angaben.

Seit Donnerstag hatten beide Seiten einen ausgehandelten Waffenstillstand aus Anlass des islamischen Opferfests eingehalten. Kurz zuvor waren rund 80 Raketen aus dem Gazastreifen auf Israel abgefeuert worden. Israel reagierte mit mehreren Luftangriffen. Bei der Gewalt wurden vier Palästinenser getötet und in Israel zwei thailändische Arbeiter schwer verletzt.

Bombenanschlag auf Kirche in Nigeria

Bei einem Bombenanschlag auf eine Kirche in der nigerianischen Stadt Kaduna hat es am Sonntag wieder mehrere Tote und Verletzte gegeben. Die genaue Zahl der Opfer konnten nigerianische Behörden zunächst nicht angeben. Während der Sonntagsmesse habe ein Selbstmordattentäter das Tor der St. Rita-Kirche in der Stadt Kaduna mit einem Auto gerammt und sich in die Luft gesprengt, berichteten andere Augenzeugen. Nigerianische Behörden hatte wenige Tage zuvor vor möglichen Anschlägen während des islamischen Opferfests gewarnt.

Eine Kirche in Nigeria nach einem Bombenanschlag.

Reuters/ Stringer

Behörden vermuten hinter dem Anschlag die Extremistengruppe Boko Haram.

Zu dem Anschlag bekannte sich zunächst niemand. Allerdings haben islamistische Extremisten der Gruppe Boko Haram, die in Nigeria für einen Gottesstaat kämpfen, in der Vergangenheit zahlreiche blutige Anschläge verübt. Die Gruppe hat wiederholt an christlichen und muslimischen Feiertagen zugeschlagen. Seit 2010 sollen mehr als 1400 Menschen durch die Gewalt ums Leben gekommen sein.

Anschlag auf Heiligengrab in Pakistan

Eine ferngezündete Bombe hat vor einem muslimischen Heiligengrab im Nordwesten Pakistans drei Menschen getötet und 25 weitere verletzt. Wie der örtliche Polizeichef Muhammad Hussain am Sonntag mitteilte, ereignete sich die Explosion nahe dem Eingang des Schreins Baba Sahib im Distrikt Nowshera. Zunächst bekannte sich niemand zu dem Anschlag.

Ein Polizist untersucht Spuren einer Bombe in einem Heiligengrab in Pakistan.

Reuters7Fayaz Aziz

Pakistanische Polizisten suchen am Anschlagsort nach Spuren der Bombe.

Allerdings haben radikal-islamische Taliban schon früher in der Region Heiligengräber angegriffen. Aus Angst vor Anschlägen zum islamischen Opferfest hatte die Regierung die Mobilfunkfirmen im Land angewiesen, die Handynetze abzuschalten. Die Blockade galt am Sonntag nicht mehr.

religion.ORF.at/ APA/ dpa/ Reuters

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