Kopten-Papst fordert positive Signale für Christen

Am Tag nach seiner Wahl zum neuen Oberhaupt der koptischen Christen in Ägypten hat Papst Tawadros II. ein Zeichen der Beruhigung von Präsident Mohammed Mursi gefordert.

Die Christen seien in Ägypten jahrelang „absichtlich an den Rand gedrängt worden,“ erklärte Tawadros II. in einem am Montag vom ägyptischen Privatsender ONTV ausgestrahlten Interview. In der Vergangenheit habe es viele bedrohliche und respektlose Kampagnen in den Medien gegen Christen gegeben, so der neugewählte Kopten-Papst.

Der neue koptische Papst Tawadros II. beim reden und gestikulieren.

REUTERS/Mohamed Abd El Ghany

Tawadros II., der neue koptische Papst

Nach dem Arabischen Frühling

Ägyptens Präsident Mohammed Mursi hatte in seinem Glückwunschtelegramm, das auf seiner Facebook-Seite veröffentlicht wurde betont, dass Muslime und Christen in Ägypten zusammengehören würden und ein Volk seien. Die Realität zeigt oft andere Seiten. In Ägypten leben etwa acht Millionen Kopten, das sind in etwa zehn Prozent der Bevölkerung. Immer wieder kommt es zu religiösen Unruhen zwischen Muslimen und Kopten, oft mit tödlichem Ausgang.

Der Arabische Frühling sei für die Christen in Ägypten zu einem Kreuzweg geworden, sagte der römisch-katholische Priester Franz Schlegel in einem Gottesdienst für verfolgte Christen in aller Welt. Tawadros’ Vorgänger Schenuda III. hatte öfter davor gewarnt, dass sich nach einem Sturz Hosni Mubaraks die Situation für die christliche Minderheit in Ägypten verschlimmern könnte. Bei den Demonstrationen auf dem Tahrir-Platz 2011 hatten sich viele junge Christen engagiert, in der Hoffnung, Ägypten über die Religionsgrenzen hinweg gleichberechtigt mitgestalten zu können.

Politisch unter Druck

Seit dem politischen Aufstieg der Muslimbruderschaft häufen sich jedoch Meldungen über die Vertreibung von Kopten aus ägyptischen Dörfern und Städten. Zuletzt tauchten im Grenzort Rafah auf der Sinai-Halbinsel Flugblätter mit dem Aufruf auf, alle Christen zu verjagen. Für Aufsehen sorgte auch die vorübergehende Festnahme zweier christlicher Kinder wegen angeblicher Gotteslästerung. Sie sollen einen Koran beschädigt haben.

Der politische Druck auf die koptische Gemeinde ist groß, alle Hoffnungen liegen nun auf Tawadros II. Von ihm heißt es, er wünsche sich eine offene Gesellschaft und ein friedliches Nebeneinander von Muslimen und Christen.

APA/sda/dpa/KAP

Link: