Uni Wien: Kongress über Beitrag der Religionen zur EU

Der Beitrag der Religionen für das Projekt Europa steht im Zentrum eines internationalen Kongresses, den die Universität Wien für das kommenden Jahr vorbereitet.

Unter dem Motto „Rethinking Europe with(out) Religion“ will die universitäre Forschungsplattform „Religion and Transformation in Contemporary European Society“ (RaT) mit der Veranstaltung vom 20. bis 23. Februar 2013 zu einem Kurswechsel der EU beitragen: weg von Tendenzen einer ausschließlich wirtschaftlichen Fokussierung oder des Rückfalls in nationalistische Denkmuster. Erwartet werden prominente Experten mehrerer Fachrichtungen, unter ihnen der frühere EU-Kommissionspräsident Romano Prodi, der US-Religionssoziologe Martin Riesebrodt und die Wiener Philosophin Isolde Charim.

RaT-Sprecher Kurt Appel bezeichnet den Prozess der europäischen Einigung in der Kongresseinladung als „historisches“ und in dieser Dimension bisher einzigartiges Projekt von universaler Bedeutung. Es versuche, die verschiedenen geschichtlichen Erfahrungen von Staaten und Religionen in eine gemeinsame humanistische Vision zusammenzuführen, erklärt der Wiener Fundamentaltheologe.

Nachholen fehlender Reflexion

Die großen Kirchen und Religionsgemeinschaften hätten es jedoch bisher verabsäumt, über die theologische und geschichtsphilosophische Bedeutung des EU-Einigungsprozesses zu reflektieren, so Appel weiter. Spätestens seit der Verleihung des Friedensnobelpreises an die EU sei es nun an der Zeit, dies nachzuholen. Entsprechend beleuchtet der Kongress die Positionierungen und Visionen der Religionen hinsichtlich Europas und der fortschreitenden Pluralisierung.

„Europa ist der Kontinent, dessen Wesen darin besteht, über sich hinauszuweisen“, betont Appel. Dies ins kollektive Gedächtnis zu verankern, sei ein „Hauptbeitrag“ der drei großen monotheistischen Religionen, die alle nicht in Europa entstanden sind. Zudem sollten sie ein Korrektiv gegen Weltauffassungen bilden, „welche den Menschen und das Leben auf einen bloßen Gegenstand reduzieren oder die einzige Sinngebung im Dasein als Konsumenten finden“.

Interdisziplinärer Zugang

Der Kongress, der am Juridicum der Universität Wien stattfindet, wird vom früheren EU-Kommissionspräsident Romano Prodi eröffnet. Referieren werden unter anderem die Religionssoziologen Detlev Pollack (Münster) und Martin Riesebrodt (Chicago), Philosophen wie Thomas Schmidt (Frankfurt) und die Habermas-Schülerin Cristina Lafont (Chicago), Osteuropa-Experten wie der frühere österreichische Vizekanzler Erhard Busek und Sabrina Ramet (Trondheim).

Stellvertretend für Christentum, Islam und Judentum sprechen der Fundamentaltheologe Marcello Neri (Graz), der Religionssoziologe Tahir Abbas (Istanbul) sowie die Publizistin und Philosophin Isolde Charim (Wien). Erwartet wird auch Katharina von Schnurbein, Beraterin der EU-Kommission für den Dialog mit Kirchen und religiösen Gemeinschaften.

KAP

Link: