Internationale Tagung über Pius XI.

Am 22. und 23. November tagen an der Universität Wien internationale Wissenschafter zu Papst Pius XI. Präsentiert werden neueste Ergebnisse aus vier Jahren Forschung zu „Pius XI. und Österreich“.

Pius XI. (1922-1939) gehört zweifellos zu den bedeutendsten Päpsten der Kirchengeschichte. Sein Pontifikat stand vor enormen Herausforderungen: Das „Jahrhundert der Ideologien“ erreichte mit den 1920/30er Jahren einen Höhepunkt, wirtschaftliche Miseren brachten vielerorts radikale politische Kräfte an die Macht. Die Palette reichte vom Bolschewismus Nachkriegsrusslands und linksradikal-kirchenfeindlichen Regimen wie in Mexiko über faschistische oder autoritäre Staatsmodelle (s. Italien, Spanien, Portugal, Österreich, Polen, Litauen u.a.) bis hin zum totalitären NS-Staat, der ab 1933 immer skrupelloser seine ideologischen Konzepte in die Tat umsetzte.

Offensiver Papst

Pius XI. hat darauf nicht defensiv reagiert sondern versucht, in die Entwicklungen gestalterisch einzugreifen. Sein offensives Agieren erstreckte sich auf zahlreiche innerkirchliche Bereiche - etwa die Soziallehre, das Missionswesen oder den Studienbereich. Höhepunkte seiner „Außenpolitik“ waren die Aussöhnung mit Italien, die in die Gründung eines souveränen Vatikanstaats mündete, sowie teilweise umstrittene Konkordate mit Ländern und Staaten (z.B. 1924, Preußen 1929, Baden 1932; Polen 1925, Italien 1929, Österreich 1933, dem Deutschen Reich 1933, Jugoslawien 1937).

Internationale Tagung

"Römische Kirchenleitung im Schatten der Diktatoren: Pius XI., Österreich und die „kleinen katholischen Nationen“ Europas.

22. November 2012, 13.00 bis 19.00 Uhr

23. November 2012, 08.30 bis 18.00 Uhr

Im Senatssaal der Universität Wien, Universitätsring 1, 1010 Wien.

Anmeldung per E-Mail: kirchengeschichte-kath@univie.ac.at, Universitätsring 1, 1010 Wien.

  • Information(piusxi.univie.ac.at)

Die 2006 erfolgte Öffnung der Archive zum Pontifikat Pius XI. hat Historiker aus aller Welt auf den Plan gerufen. Für Österreich widmet sich seit 2008 ein vom Wiener Kirchenhistoriker Rupert Klieber initiiertes interdisziplinäres Forschungsprojekt dieser Herausforderung.

„Differenzierteres Bild“

Detailforschungen an bislang unzugänglichen Quellen etwa in den vatikanischen Archiven erlaubten nun, ein „weitaus differenzierteres und mitunter überraschendes Bild“ des umstrittenen Papstes zu zeichnen, so Klieber, der das interdisziplinäre Forschungsnetzwerk seit 2008 leitet: „Seit der 2006 erfolgten Öffnung der Archive zum Pontifikat Pius XI. ist ein wichtiger neuer Quellenbestand zugänglich, dessen thematisch unterschiedliche Auswertungen nun auf der Tagung präsentiert werden können“, so Klieber gegenüber Kathpress.

Das Projekt kooperiert mit Kollegen der Universitäten Innsbruck und Bratislava sowie einigen internationalen Forschernetzwerken. Es hat mit Workshops und Forschungsseminaren etliche akademische Arbeiten angeregt und dafür Stipendien in Rom vermittelt. Zudem konnten einige ausgewiesene Forscher zu Studien auf Basis der neuen Quellen angeregt werden.

Nachdem „Forschungsgroßmächte“ wie Deutschland, Italien und Frankreich ihre Untersuchungen bereits in aufwendigen Symposien dargelegt haben, stellt die Wiener Tagung das Beispiel Österreich in den bisher wenig analysierten Kontext der „kleinen katholischen Nationen“ Europas.

religion.ORF.at/KAP

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