Ungarische Roma: Vatikan will eigene Berufungspastoral

Der Vatikan hat die Bischöfe der Länder mit starken Roma-Minderheiten, darunter Ungarn, aufgefordert, in ihrer Berufungspastoral zur Gewinnung von Priestern und Ordensleuten verstärkt an Roma als Zielgruppe zu denken.

Mit diesen Worten ließ der Beauftragte der ungarischen Bischofskonferenz für die Roma-Pastoral, Weihbischof Janos Szekely, aufhorchen, wie die ungarische staatliche Nachrichtenagentur MTI am Dienstag berichtet. Szekely sprach bei einer Tagung des Katholischen Instituts für Bildungsmanagement und Pädagogenausbildung in Budapest.

Szekely betonte, dass die Vermittlung von Grundwissen zu Roma-Kultur, Roma-Religiosität sowie Pastoralpraxis in Roma-Gemeinden bereits heute Bestandteil des Programms aller ungarischen Priesterseminare sei. Die Kirche bemühe sich, Roma ihre doppelte Identität als Angehörige des in vielen Ländern Europas seit vielen Jahrhunderten lebenden Volkes einerseits und als Ungarn andererseits zu festigen.

Der Bischof wies auf die neu gegründeten katholischen berufsbildenden Schulen für Roma in Ostungarn hin, die mit großem Erfolg arbeiteten. Dazu kämen Hilfen für Start-up-Unternehmensgründungen insbesondere im Bereich Handwerk und Geflügelzucht. Bei der Tagung wurde auch über die Praxis der Volks- und Hauptschulpädagogik in Roma-Siedlungen diskutiert. Dabei wurden mehrere Unterstützungs- und Zusatzprogramme präsentiert.

Unterstützung aus Österreich

Die ungarische Caritas ist vielen Landesteilen ebenfalls in die Arbeit für Roma involviert. Vertreter der Caritas der Erzdiözese Wien überreichten ihr erst Ende November in Nyiregyhaza sieben Tonnen Möbelstücke für Küche, Wohnzimmer sowie Hausrat, die besonders Roma-Großfamilien zugutekommen sollen. Die Verteilung der Spende erfolgte durch Mitwirkung des Honorarkonsulates und des Gemeinderates der Stadt Nyiregyhaza.

Laszlo Barabas, Österreichs Honorarkonsul in Nyiregyhaza, erklärte gegenüber MTI, diese Spendenaktion sei „keineswegs eine Ausnahme“: Österreichische Hilfsorganisationen würden Notleidende im östlichen Landesteil Ungarns regelmäßig unterstützen. Im Vorjahr seien beispielsweise elf Tonnen Kleidungsstücke aus Österreich an Nothilfe-Organisationen übergeben worden.

Hilfe ohne ethnische Diskriminierung

Im Gegensatz zur Caritas in Nyiregyhaza war vor kurzem die Pfarrcaritas von Siofok in Negativschlagzeilen gekommen. Grund war der Ausschluss einer Roma-Organisation von einem EU-finanzierten Lebensmittelverteilungs-Programm. Begründet worden war der Ausschluss von den Caritas-Verantwortlichen mit einer Eskalation, die sich im Vorjahr ereignet habe. Demnach seien die Verteiler von einem alkoholisierten Roma-Angehörigen angegriffen worden.

Wie der Wiener Ungarn-Seelsorger Dechant Ferenc Simon dazu am Dienstag Kathpress gegenüber sagte, sei dieser Fall, der für Schlagzeilen in mehreren Webportalen gesorgt hatte, absolut nicht repräsentativ für die kirchliche Praxis in Gebieten mit starken Roma-Minderheiten. Die Caritas sei prinzipiell angehalten, keine Unterscheidung im Blick auf ethnische Zugehörigkeit zu treffen.

KAP