Schönborn: „Leises Fest im lauten Advent“

Am „Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria“ - so der volle liturgische Name - wird nicht die Zeugung Jesu, sondern diejenige seiner Mutter Maria gefeiert.

Mariä Empfängnis am 8. Dezember ist „ein ganz stilles Fest“ inmitten von Einkaufsrummel und vorweihnachtlichem Stress, wie Kardinal Christoph Schönborn in der Gratiszeitung „Heute“ (Freitag-Ausgabe) formuliert hat. Für den Wiener Erzbischof stellt der Marienfeiertag einen Moment dar, der zum Dank für das eigene Leben einlädt. In den Pfarren ganz Österreichs gibt es an diesem Tag Festgottesdienste.

Kardinal Christoph Schönborn bei einer Lichterprozession anlässlich Mariä Empfängnis in der Wiener Innenstadt

Kathbild/Franz Josef Rupprecht

Kardinal Christoph Schönborn bei einer Lichterprozession anlässlich Mariä Empfängnis in der Wiener Innenstadt 2007

Anders als der klar ersichtliche Geburtstag eines Menschen wird der Zeugungs- und Empfängnistag nicht gefeiert. Dennoch stehe fest, betonte Schönborn, dass an diesem Tag das Leben angefangen habe. Am 8. Dezember denke er selbst gerne an die eigene Empfängnis zurück und empfinde besonderen Dank dafür gegenüber Gott und den Eltern. „Seit dieser Nacht gibt es mich, ich bin da“, so der am 22. Jänner 1945 geborene Kardinal, der hier autobiografisch auf einen „Fronturlaub im vorletzten Kriegsjahr“ verweist. Das Leben habe somit einen klaren Anfang, aber kein Ende - „denn wir sind für das ewige Leben bestimmt“, so Schönborn.

„Schattendasein“ als halber Feiertag

War der 8. Dezember einst einer der beliebtesten Marienfeste, führe er heute ein „Schattendasein“ als halber Feiertag, der aber meist für Weihnachtseinkäufe genutzt wird, sagte Schönborn weiter - mehr dazu in 8. Dezember: Kritik an „österreichischer Lösung“. Anlass dieses Festtages sei das Gedenken an die Empfängnis der heiligen Maria durch ihre Eltern Joachim und Anna, genau neun Monate vor „Maria Geburt“ am 8. September. Als „unbefleckt“ werde diese Empfängnis deshalb bezeichnet, „da Gott sie von Anfang von allen ‚Makeln‘ des Bösen bewahrt hat. Sie ist der Mensch ohne alle Schatten der Bosheit“, so der Wiener Erzbischof.

Die „Unbefleckte Empfängnis Mariens“ hat Papst Pius IX. 1854 in einem Dogma als Glaubenslehre der katholischen Kirche verkündet. In Österreich ist das Fest am 8. Dezember deutlich älter und reicht bis in die Zeit des Dreißigjährigen Krieges zurück. Nachdem das NS-Regime den Feiertag bereits abgeschafft hatte, wurde er nach Kriegsende infolge einer Unterschriftenaktion mit Hunderttausenden Beteiligten im Jahr 1955 wieder eingeführt. Der Nationalrat beschloss damals, der Feiertag solle „als Dank für die wiedererlangte Freiheit Österreichs“ begangen werden. In jüngster Zeit sorgte die Erlaubnis zur Geschäftsöffnung am 8. Dezember immer wieder für Debatten.

Große Immaculatafeier in Wiener Innenstadt

Das katholische Fest wird in ganz Österreichs feierlich begangen. In Wien leitet Kardinal Schönborn um 10.00 Uhr das Pontifikalamt und schließlich ab 16.00 Uhr die traditionelle „Immaculatafeier“: Eine große Lichterprozession führt vom Platz „Am Hof“ bis in den Stephansdom, wo eine feierliche Marienvesper anschließt. Eine Immaculatafeier mit Lichterprozession findet um 16.00 Uhr heuer auch in Eisenstadt unter Leitung von Bischof Ägidius Zsifkovics statt.

Im Grazer Dom feiert Weihbischof Franz Lackner um 17.00 Uhr einen Dankgottesdienst in Erinnerung an seine Bischofsweihe 2002. Im Linzer Mariendom, der am 8. Dezember sein Patrozinium begeht, feiert als Gast der Erzbischof von Zadar, Zelimir Puljic, einen Festgottesdienst. Als musikalische Umrahmung dient die Messe in G von Franz Schubert.

KAP/religion.ORF.at