Religionsfreiheit für Atheisten

Atheisten und Religionskritiker werden in vielen Teilen der Welt verfolgt und diskriminiert. In mindestens sieben Ländern droht Atheisten die Todesstrafe.

Das zeigt ein am Montag in Genf veröffentlichter Bericht. Vor allem in islamisch geprägten Staaten werden Atheisten und Nicht-Religiöse durch Staat und religiöse Autoritäten bedroht. Doch auch in einigen christlich geprägten Ländern Europas und in den USA würden Atheisten und Humanisten wie Aussätzige behandelt, schreibt die Internationale humanistische und ethische Union (IHEU) in ihrem Bericht der am Tag der Menschenrechte veröffentlicht wurde. Mehr dazu in Proteste am Tag der Menschenrechte

Alexander Aan hinter Gittern.

EPA/BGS LB

Der 32-jährige Alexander Aan wurde im Juni in Indonesion zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt, nachdem er sich auf Facebook als Atheist deklariert und eine atheistische Gruppe administriert hatte.

„Es gibt Gesetze, die Atheisten das Recht auf Leben absprechen, ihr Recht auf Glaubens- und Meinungsäußerungsfreiheit beschneiden, ihnen ihre Bürgerrechte oder das Recht auf Heirat entziehen“, heißt es im 70-seitigen Bericht „Freiheit des Denkens 2012“.

Die IHEU ist der Dachverband von über 120 humanistischen, atheistischen und säkularen Organisationen aus 40 Staaten. Ihren Bericht veröffentlichte sie anlässlich des Internationalen Tages der Menschenrechte.

Andere Gesetze verbauen Nicht-Religiösen „den Zugang zu öffentlichen Schulen und Universitäten, zu Stellen im öffentlichen Sektor und kriminalisieren Kritik an der Religion“. Im Bericht wurde die Lage in rund 60 Ländern untersucht. In sieben Ländern - Afghanistan, Iran, den Malediven, Mauretanien, Pakistan, Saudi-Arabien und Sudan - droht Atheisten und Konvertiten die Hinrichtung. Gemäß der Studie wurde zuletzt offiziell keine Todesstrafe aus religiösen Gründen mehr vollzogen, stattdessen seien andere Anklagepunkte vorgeschoben worden.

Zwang zum Religionsbekenntnis

In diesen und anderen Staaten wie Bangladesch, Ägypten, Indonesien, Kuwait und Jordanien sei die Veröffentlichung von atheistischen oder humanistischen Schriften verboten oder durch „Blasphemie“-Gesetze stark eingeschränkt. In vielen Ländern, darunter Malaysia, seien die Bürger zudem gezwungen, sich als Mitglied einer Religionsgemeinschaft zu registrieren. Akzeptiert seien dabei nur wenige Religionen - neben der islamischen noch die christliche und die jüdische.

Dies zwinge Atheisten, Nicht-Religiöse oder Mitglieder anderer Religionen zu lügen, um beispielsweise einen Pass zu erhalten. Ohne offizielle Dokumente sei es ihnen aber verwehrt zu reisen, Auto zu fahren, zur Universität zu gehen oder Zugang zu medizinischer Versorgung zu erhalten, heißt es im Bericht.

Christliche Kirchen auch in Europa priviligiert

Viele säkulare Staaten in Europa, Afrika südlich der Sahara, Latein- und Nordamerika würden wiederum christliche Kirchen bevorzugt behandeln. So seien in Griechenland und Russland die Orthodoxe Kirche streng vor Kritik geschützt und nähmen bei staatlichen Feiern einen Ehrenplatz ein. In Großbritannien wiederum erhalten Bischöfe der Anglikanischen Kirche automatischen einen Sitz im Oberhaus des Parlaments.

In den USA wiederum ist das Recht auf freie Religionsausübung und auf Meinungsäußerungsfreiheit durch die Verfassung geschützt. Dennoch werden in mindestens sieben US-Staaten Atheisten per Verfassung vom öffentlichen Dienst ausgeschlossen. In einem Bundesstaat, Arkansas, werden Atheisten gar per Gesetz als Zeugen von Prozessen ausgeschlossen.

Reuters

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