„Corriere“: Papst begnadigt Kammerdiener

Papst Benedikt XVI. hat seinem wegen Dokumentendiebstahls zu 18 Monaten Haft verurteilten ehemaligen Kammerdiener Paolo Gabriele verziehen und wird ihn am Samstag begnadigen, so der „Corriere della Sera“ am Freitag.

Gabriele, der Anfang Oktober in der „Vatileaks“-Affäre für schuldig befunden wurde, vertrauliche Dokumente kopiert und an einen Journalisten weitergegeben zu haben, soll die Zelle im Gefängnis der Vatikan-Gendarmerie verlassen, in der er derzeit die Haftstrafe verbüßt, und mit seiner Familie den Vatikan verlassen, berichtete die Mailänder Tageszeitung „Corriere della Sera“.

Neuer Arbeitsplatz gefunden

Für Gabriele sei bereits ein neuer Arbeitsplatz gefunden worden, schrieb die Zeitung, ohne weitere Details zu nennen. Italienische Medien hatten in den vergangenen Wochen wiederholt über die Absicht des Papstes berichtet, seinen 46-jährigen Ex-Kammerdiener vor Weihnachten zu begnadigen. Schon im Sommer hatte Benedikt XVI. dem im Mai festgenommenen Gabriele eine von ihm geweihte Ausgabe des Alten Testaments zukommen lassen.

Paolo Gabriele bei der Verhandlung im "Vatileaks"-Prozess

ANSA/EPA/L'Osservatore Romano

Paolo Gabriele bei der Verhandlung in der „Vatileaks“-Affäre

Der ehemalige Kammerdiener soll seinerseits dem Oberhaupt der katholischen Kirche einen Brief geschrieben haben, in dem er um Verzeihung bat. Der Vatikan hatte gleich nach Gabrieles Verurteilung dessen Begnadigung in Aussicht gestellt. Allerdings ließ er offen, wann diese erfolgen werde.

Reue wird vorausgesetzt

Ein Vatikan-Gericht hatte den früheren Kammerdiener Anfang Oktober wegen Diebstahls vertraulicher Dokumente zu eineinhalb Jahren Haft verurteilt. Nach Ablauf der Berufungsfrist war das Urteil am 25. Oktober vollzogen und Gabriele aus dem Hausarrest in die Haftzelle überführt worden.

Vatikan-Sprecher Federico Lombardi hatte wiederholt eine Begnadigung des Kammerdieners durch den Papst als „realistisch“ bezeichnet, ohne einen Termin zu nennen. Auch das vatikanische Staatssekretariat hatte Ende Oktober von der Möglichkeit einer Begnadigung gesprochen und deutlich gemacht, dass dies ein „souveräner Akt des Heiligen Vaters“ wäre. Allerdings setze sie „die Reue des Täters voraus sowie die an den Heiligen Vater gerichtete aufrichtige Bitte um Vergebung, die auch all jenen gelten muss, denen Unrecht zugefügt wurde“, so die Formulierung des Staatssekretariats.

Richter: Keine Verschwörung

Trotz Spekulationen in den Medien waren die Richter im Verfahren gegen den Kammerdiener zu dem Ergebnis gekommen, dass dieser allein gehandelt und es keine Verschwörung gegeben habe. Die Untersuchungen zu der „Vatileaks“-Affäre dauern allerdings an, wobei noch mehrere Personen im Fokus der vatikanischen Ermittler stehen könnten.

Am 10. November war der Informatiker Claudio Sciarpelletti zu zwei Monaten Haft auf Bewährung verurteilt worden. Das Gericht befand den 48-Jährigen für schuldig, Ermittlungen gegen Gabriele behindert zu haben. Gabriele war wegen des Diebstahls geheimer Unterlagen aus dem Vatikan zu 18 Monaten Gefängnis verurteilt worden - mehr dazu in Informatiker in „Vatileaks“-Affäre verurteilt.

religion.ORF.at/APA/AFP

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