Diskussion um Anrede Gottes

Eine etwas unbedachte Äußerung der deutschen Familienministerin Kristina Schröder löste sowohl Entrüstung als auch Unterstützung aus. Schröder hatte davon gesprochen, dass es nicht unbedingt „der“ Gott heißen müsse.

Die deutsche Familienministerin Kristina Schröder

dapd/Adam Berry

Die deutsche Familienministerin Kristina Schröder

Das Reden von „das Gott“ statt „der Gott“ hat der deutschen Familienministerin Kristina Schröder (CDU) scharfe Kritik eingebracht. „Die Äußerungen von Frau Schröder zeugen von einem erschreckenden religiösen Analphabetismus, sie kennt die Grundrechenarten des Glaubens nicht“, sagte der Vatikan-Berater und Direktor des bayerischen Wallfahrtsorts Maria Vesperbild, Prälat Wilhelm Imkamp, am Freitag der Nachrichtenagentur AFP. „Die Äußerungen sind ‚dd‘, dumm und dreist, und zeugen auch von einem hemmungslosen Opportunismus“, sagte Imkamp weiter.

Schröder, die Mutter einer kleinen Tochter ist, hatte der Wochenzeitung „Die Zeit“ ein Interview zu Erziehungsfragen gegeben. Auf die Frage, wie man einem kleinen Mädchen erklärt, dass alle zu „dem lieben Gott beten, nicht zu der Gott“ antwortete Schröder: „Ganz einfach: Für eins musste man sich entscheiden. Aber der Artikel hat nichts zu bedeuten. Man könnte auch sagen: Das liebe Gott.“ Darauf angesprochen meinte sie: „Bei meiner Antwort habe ich vielleicht zu sehr an das kleine Mädchen gedacht und nicht an die vielen Erwachsenen, die über meine Worte stolpern.“

„Gott ist nur Gott“

Während Imkamp darauf hinwies: „Gott ist eine Person. Wir haben einen personalen Gott, dass dieser personale Gott die Dimensionen der Geschlechtlichkeit übersteigt, führt nicht dazu, dass man ihn neutralisieren kann“, bekam Schröder Unterstützung von ihrem Sprecher Christoph Steegmans. Der Papst habe in seinen Büchern auch zum Ausdruck gebracht, „dass Gott weder Mann noch Frau“ sei, argumentierte er. Und mahnte: „Man soll doch nun nicht päpstlicher sein als der Papst.“ Regierungssprecher Steffen Seibert pflichtete ihm bei: „Wer an Gott glaubt, dem ist der Artikel egal.“

Selbst von theologisch autorisierter Seite bekam Schröder Rückendeckung. Er könne die Aufregung nicht verstehen, sagt der Leiter des Kommissariats der katholischen Bischöfe in Berlin, Prälat Karl Jüsten, in der Samstagausgabe der „Saarbrücker Zeitung“. „Die Frage der Geschlechtlichkeit stellt sich bei Gott nicht. Es ist nur Gott.“

„Der liebe Gott bleibt der liebe Gott!“

Obwohl es manche Theologen anders sehen, für einige deutsche Politiker ist Kristina Schröders Idee, auch „das Gott“ sagen zu können, unvorstellbar. Bayerns Sozialministerin Christine Haderthauer (CSU) sagte der Freitagsausgabe der „Bild“-Zeitung: „Dieser verkopfte Quatsch macht mich sprachlos. Ich finde es traurig, wenn unseren Kindern aus lauter Unsicherheit und political correctness die starken Bilder genommen werden, die für ihre Fantasie so wichtig sind.“

Auch die Staatssekretärin im Bundesumweltministerium, Katharina Reiche (CDU), findet Schröders Idee absurd: „Der liebe Gott bleibt der liebe Gott!“ Der CSU-Bundestagsabgeordnete Stephan Mayer wurde gar politisch: „Anstatt immer wieder völlig sinnlose Debatten anzuzetteln, sollte die Ministerin einfach mal ihre Arbeit machen.“

religion.ORF.at/AFP/dpa