Mali: Islamisten zerstören weiter Heiligtümer in Timbuktu

In den letzten Tagen zerstörten Islamisten in Timbuktu im Norden Malis zwei weitere islamische Heiligtümer. Ihnen ist die Verehrung der dort Begrabenen ein Dorn im Auge. Scharfe Kritik kam von UNESCO und EU.

„Die zerstörten Mausoleen gehören zum UNESCO-Weltkulturerbe und befinden sich in der Medina (Altstadt) von Timbuktu“, sagte Bagna Wangara, ein Bewohner der historischen Wüstenstadt, am Montag. „Sie haben alles verwüstet, was sie finden konnten.“ Bei den Tätern habe es sich nicht um Bürger Timbuktus, sondern um Fremde gehandelt, fügte er hinzu. Die islamistische Rebellengruppe Ansar Dine bekannte sich zu der Tat.

Der UNO-Sicherheitsrat hatte erst vor kurzem grünes Licht für einen Militäreinsatz zur Rückeroberung des von Islamisten eroberten Nordteils des westafrikanischen Landes gegeben.

Angriffe auf kulturelles Erbe

Ein Sprecher der Rebellengruppe Ansar Dine bestätigte die Zerstörungsaktion am Sonntag der Nachrichtenagentur dpa. „Die Mausoleen dienen der Heiligenverehrung, und es ist nicht gut, wenn Menschen Gebäude oder Gräber wie einen Gott verehren“, erklärte Sanda Ould Boumama am Telefon. Die Kulturstätten beherbergen die sterblichen Überreste islamischer Gelehrter.

UNESCO-Generaldirektorin Irina Bokova verurteilte die Zerstörungsaktion am Dienstag als „Verbrechen gegen das Volk von Mali“ und forderte die internationale Gemeinschaft auf, alles zu unternehmen, um den Schutz dieses Erbes zu garantieren.

Norden Malis in islamistischer Hand

Auch die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton zeigte sich „tief schockiert von der brutalen Zerstörung von Mausoleen und heiligen Schreinen in Timbuktu“, wie sie über ihren Sprecher erklärte. Ashton rief zum Schutz der Stätten auf. „Ihre Zerstörung ist eine Tragödie nicht nur für das Volk von Mali, sondern für die ganze Welt.“ Sie mahnte Verhandlungen zur Regierungsbildung an.

Lehmmoschee in Timbuktu

EPA/UN Photo/Evan Schneider

Viele alte Gebäude in Timbuktu sind wegen des Mangels an Steinen aus Lehm erbaut.

Bereits im Sommer hatten Extremisten in Timbuktu mehrere berühmte und von der UNESCO geschützte Heiligengräber zertrümmert. Die Islamisten hatten den Norden Malis nach einem Militärputsch im März erobert und kontrollieren mittlerweile zwei Drittel des Landes.

Erst am Samstag hatte Ansar Dine angekündigt, gemeinsam mit den Tuareg-Rebellen der MNLA Friedensverhandlungen mit der Regierung in Bamako aufnehmen zu wollen. Die jüngsten Verwüstungen könnten eine Reaktion auf die Entscheidung des UNO-Sicherheitsrates sein, eine militärische Intervention zur Befreiung des Nordens zu autorisieren.

dpa