Kroatien: Kirche kämpft gegen Sexualkunde an Schulen

Die Polemik zwischen katholischer Kirche und kroatische Regierung rund um die geplante Einführung der Sexualerziehung in Schulen erreicht während der Weihnachtsfeiertage ihren vorläufigen Höhepunkt.

Die Kirche und eine kirchennahe Organisation fordern eine öffentliche Diskussion über Unterrichtsinhalte und ein alternatives Unterrichtsprogramm, damit die Eltern aus zwei Möglichkeiten wählen können. Bildungsminister Zeljko Jovanovic schloss weitere Diskussionen zum Thema allerdings aus.

Die Kirche habe in der Schule nichts verloren, sagte Jovanovic. Er werde keine Minute länger an die Unwahrheiten und „mittelalterliche Sichtweise der Kirche auf die Gegenwart des 21. Jahrhunderts“ verschwenden, so der Minister. „Der Religionsunterricht in der Schule kann auf Ideologie basieren, aber Gesundheitserziehung nicht. Das Kurrikulum basiert auf wissenschaftlichen Fakten und das wird auch so bleiben“, erklärte Jovanovic.

Thema in Cristtags-Messe

Die Kirche stößt sich an den Inhalten des neuen Unterrichts, in dem etwa Masturbation als etwas Natürliches und keinesfalls Gesundheitsschädliches vermittelt wird. Auch sei Homosexualität keine Krankheit. Kardinal Josipo Bozanic nahm die Predigt während der Christtags-Messe am vergangenen Dienstag zum Anlass, die Pläne der Regierung zu kritisieren. Anwesend war dabei auch der kroatische Premier Zoran Milanovic, der in der ersten Reihe der Kathedrale von Zagreb saß.

Bereits vor Weihnachten hatte die Kirche Flugzettel gegen den geplanten Sexualkundeunterricht an Kiosken verteilen lassen. Das Bildungsministerium versuchte in einer Aussendung mit der „Desinformation“ zu Masturbation, Homosexualität, Pornografie, Geschlechtsidentität, Kondomen und anderen von der Kirche kritisierten Themen aufzuräumen.

Die Sexualerziehung ist an Kinder zwischen 10 und 14 Jahren gerichtet und soll in unterschiedliche Unterrichtsfächer - etwa Turnen oder Biologie - integriert werden. Fachleute sind von der Notwendigkeit einer frühen Aufklärung an Schulen überzeugt. Laut Gynäkologen werden jährlich etwa 2.000 Minderjährige schwanger, davon enden 400 Schwangerschaften mit einer Abtreibung. Problematisch sei auch, dass Abtreibungen teilweise als normale Empfängnisverhütung angesehen werde und Zahl der von sexuell übertragbaren Krankheiten Betroffenen steigt.

APA