Holocaust-Leugner Williamson erneut vor Gericht

Der britische Holocaust-Leugner und Traditionalisten-Bischof Richard Williamson muss sich im Jänner erneut in Deutschland wegen Volksverhetzung vor Gericht verantworten.

Die Verhandlung von Williamson am Amtsgericht Regensburg ist für den 16. und 22. Jänner angesetzt, wie die deutsche Katholische Nachrichtenagentur KNA mitteilte. Am 1. November 2008 hatte Williamson in einem in Zaitzkofen bei Regensburg geführten Interview mit einem schwedischen Fernsehsender die Zahl der von den Nazis ermordeten Juden auf höchstens 300.000 beziffert und die Existenz von Gaskammern bestritten.

Frage nach strafbarer Handlung

Das Amtsgericht Regensburg erließ Anfang Oktober 2012 einen Strafbefehl gegen den Bischof und verhängte eine Geldstrafe von 100 Tagessätzen. Williamson erhob dagegen Einspruch. In der nun stattfindenden Hauptverhandlung werden dem Gericht zufolge sowohl ermittelnde Polizeibeamte als auch die schwedischen Journalisten als Zeugen geladen. Ob der Angeklagte selbst anwesend sein wird, ist unklar. Er müsse nicht persönlich erscheinen, erklärte der Gerichtssprecher. Der Anwalt des Bischofs war nicht zu erreichen.

Notwendig ist die erneute juristische Auseinandersetzung, da das Oberlandesgericht Nürnberg im Februar 2012 eine erste Verurteilung Williamsons zu einer Geldstrafe wegen eines Verfahrensfehlers aufgehoben hatte. Nach Auffassung des OLG hatte das Regensburger Amtsgericht seinem Urteil lediglich eine „Vorbereitungshandlung und demnach ein (noch) nicht strafbares Verhalten“ zugrundegelegt. Entscheidend sei aber, wo und wie der Inhalt des Interviews veröffentlicht und auch in Deutschland bekanntgeworden sei.

Wirbel um Wiederaufnahme in Kirche

Weltweite Schlagzeilen gab es zu Jahresbeginn 2009, als Papst Benedikt XVI. wenige Tage nach der Veröffentlichung des Interviews die Exkommunikation der vier Bischöfe der traditionalistischen Priesterbruderschaft Papst Pius X. aufhob. Zu diesen zählte damals auch Williamson. Später erklärte der Vatikan, dass der Papst Williamsons Äußerungen zum Holocaust nicht gekannt habe und dass die vier Bischöfe weiterhin von den kirchlichen Ämtern suspendiert seien.

Richard Williamson

EPA/Saint Pio X Priestly Fraternity

Seit Oktober 2012 ist Richard Williamson nicht mehr Mitglied der Piusbruderschaft.

Mittlerweile hat die Piusbruderschaft Williamson aus ihrer Gemeinschaft ausgeschlossen. Er habe sich „seit mehreren Jahren von der Führung und Leitung der Priesterbruderschaft entfernt und sich geweigert, den Respekt und den Gehorsam zu bezeigen, den er seinen rechtmäßigen Oberen schuldet“, begründete sie im Oktober vergangenen Jahres den Ausschluss - mehr dazu: Piusbruderschaft schließt Williamson aus (religion.ORF.at; 24.10.2012.

Gespräche mit Rom

Der Vatikan führte seit Ende 2009 Gespräche mit der Piusbruderschaft über eine mögliche Einigung. Diese gerieten im Herbst letzten Jahres allerdings ins Stocken. Rom räumte den Piusbrüdern daraufhin eine längere Bedenkzeit für die Beantwortung der im Einigungsprozess vorgelegten Dokumente ein - mehr dazu: Vatikan räumt Piusbrüdern längere Bedenkzeit ein (religion.ORF.at; 27.10.2012).

Differenzen mit dem Vatikan gibt es besonders aufgrund der Verweigerung der Piusbrüder zur Anerkennung der Rechtmäßigkeit des Zweiten Vatikanischen Konzils und von dessen Beschlüssen, etwa zur Ökumene, zur Liturgiereform, zur Gewissensfreiheit, zur Religionsfreiheit und zum Judentum.

KAP