Lombardi: „Juden sind unmöglich Feinde der Kirche“

Der Vatikansprecher Federico Lombardi wies den Leiter der Piusbruderschaft, Bischof Bernard Fellay, zurück, der erst kürzlich Juden als „Feinde der Kirche“ bezeichnet hatte.

„Es ist unmöglich, die Juden als Feinde der Kirche zu bezeichnen.“ Das hat Vatikansprecher Federico Lombardi am Montag bekräftigt. Der Jesuit wies damit eine Äußerung von Bischof Bernard Fellay zurück. Der Leiter der schismatisch orientierten Piusbruderschaft hatte Ende Dezember bei einem Auftritt in Kanada „Juden, Freimaurer und Modernisten“ wörtlich „Feinde der Kirche“ genannt.

Steigender Antisemitismus

Das Thema ist brisant, nicht zuletzt wegen des in jüngerer Vergangenheit angestiegenen Antisemitismus. Oskar Deutsch, Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde in Wien (IKG) äußerte sich kürzlich besorgt über den europaweiten Anstieg antisemitischer Vorfälle - mehr dazu in IKG-Präsident Deutsch: Anstieg an antisemitischen Vorfällen (religion.ORF.at; 7.1.2013).

Vatikansprecher Federico Lombardi

APA/EPA/Massimo Percossi

Der Vatikansprecher Federico Lombardi

Die Piusbruderschaft St. Pius X. (lat. Fraternitas Sacerdotalis Sancti Pii X., FSSPX) lehnt die Neuerungen des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) wie etwa die Anerkennung des Judentums - sowie anderer Religionen - als Heilsweg ab. Ebenso die Öffnung der römisch-katholischen Kirche zur Ökumene und die Anerkennung der Religionsfreiheit. 1970 von Erzbischof Marcel Lefebvre gegründet, hat die Gemeinschaft seit 1975 keinen kanonischen Status mehr in der römisch-katholischen Kirche.

Keine Rückkehr in die römische Kirche

In den Medien präsent sind die Piusbrüder besonders wegen Richard Williamson, einem mittlerweile aus der Bruderschaft ausgeschlossenen Bischof. Der Holocaust-Leugner muss sich im Jänner vor Gericht verantworten -mehr dazu in Holocaust-Leugner Williamson erneut vor Gericht (religion.ORF.at; 3.1.2013). Seit 2009 wurde immer wieder über eine Wiedereingliederung der Piusbruderschaft in die römisch Kirche diskutiert.

Die Bemühungen um eine Rückkehr der Piusbrüder in die volle Gemeinschaft der katholischen Kirche sind an einem toten Punkt, weil Fellay eine „Lehramtliche Präambel“ nicht unterzeichnen will. In diesem Text verlangt der Vatikan die Anerkennung der Lehren des Zweiten Vatikanischen Konzils.

Lombardi, der den Vatikanischen Pressesaal und Radio Vatikan leitet, bekräftigte das „tiefgreifende Engagement der Kirche im Dialog mit dem Judentum“; die Haltung des Heiligen Stuhls sei „klar und allseits bekannt“. In Österreich begehen alle christlichen Kirchen seit 2000 am 17. Jänner den „Tag des Judentums“ - an dem man sich ungeachtet konfessioneller Unterschiede auf das gemeinsame, jüdische Fundament besinnt.

religion.ORF.at/KAP