Schönborn verteidigt Vorgehen in der Votivkirche

Kardinal Christoph Schönborn hat am Freitag den Umgang mit den Asyl-Aktivisten in der Wiener Votivkirche verteidigt: „Wir stehen auf dem Boden der österreichischen Gesetze und machen das auch den Flüchtlingen klar.“

Schönborn reagierte mit seiner Aussage in seiner Kolumne in der Gratis-Zeitung „Heute“ auf Angriffe von FPÖ-Politikern, die der Erzdiözese vorgeworfen hatten, Asylmissbrauch zu unterstützen - mehr dazu in Asyl: Strache attackiert Schönborn (wien.ORF.at; 17.1.2013). Die Flüchtlinge seien „keine Verbrecher“, so Schönborn. „Sie sind einfach Menschen in Not. Sie sind unsere Mitmenschen.“ Menschen in echter Not und Gefahr dürften von der Kirche nicht allein gelassen werden, betonte der Wiener Erzbischof. „Das fordert von uns die schlichte Menschlichkeit und das Evangelium Jesu.“

„Wissen Sie, wie kalt es in dieser riesigen Kirche ist?“

Die Kirche werde weiter solidarisch mit den Flüchtlingen in der Votivkirche sein und bei der Asylpolitik „auf notwendige Verbesserungen der Gesetze drängen“, betonte der Wiener Erzbischof. Zugleich distanzierte sich Schönborn scharf von einem „unsäglichen Inserat der FPÖ“ in demselben Blatt, in dem den Flüchtlingen „Asylbetrug“ vorgeworfen und deren Helfern „Beitragstäterschaft“ unterstellt wird und als „Lösung“ des Konflikte „Schubhaft, zwangsernähren und abschieben“ gefordert wird. Dagegen „verwehre ich mich hier ausdrücklich“, so der Erzbischof.

Kardinal Christoph Schönborn mit erhobenem Zeigefinger

APA/Georg Hochmuth

Kardinal Christoph Schönborn besuchte die Asylwerber vor Weihnachten in der Votivkirche

„Wissen Sie, wie kalt es in dieser riesigen Kirche ist?“, fragte der Kardinal die „Heute“-Leser. Viele würden dazu laut Schönborn sagen: „Dann sollen die doch endlich die Kirche räumen! Es werden ihnen ja normale Quartiere angeboten! Warum holt Ihr von der Votivkirche nicht die Polizei?“ Dem hielt Kardinal Schönborn entgegen, dass der Protest der Flüchtlinge aus Verzweiflung erfolge und kein Verbrechen sei.

Hoffnung auf „gerechten Ausweg“

Zur Haltung der Kirche wolle er „nochmals klarstellen“, so Schönborn: „Wir stehen auf dem Boden der österreichischen Gesetze und machen das auch den Flüchtlingen klar. Wir versuchen, ihnen den Hungerstreik auszureden und sie dazu zu bewegen, die angebotenen Quartiere zu beziehen. Und wir haben uns energisch gegen alle gewendet, die politisches Kapital daraus ziehen wollen, indem sie die Flüchtlinge aufstacheln.“

Der Kardinal unterstrich die Absicht der Kirche, weiter mit allen Beteiligten - den Flüchtlingen, der Regierung, den Helfern und „der sehr belasteten Pfarre“ - einen „gerechten und menschlichen Weg“ zu suchen. Alle, die seit einem Monat zu helfen versuchen, seien keine „Beitragstäter“, so Schönborn. Er danke allen, die mit viel Geduld an einer guten Lösung mitarbeiteten. „Und ich bin zuversichtlich: Wir werden einen gerechten Ausweg aus einer Situation finden, hinter der echte menschliche Tragödien stehen.“

Strache legt nach

FPÖ-Obmann Heinz-Christian Strache legte bei seinen Attacken gegen Kardinal Schönborn nach und wirft diesem aufgrund der Unterstützung der Flüchtlinge in der Votivkirche einen „Angriff auf die Grundsäulen unseres westlich-demokratischen Staates“ vor. „Es ist höchst problematisch, dass sich ein so hoher Vertreter der katholischen Kirche, die in Österreich für sich sowohl zahlreiche Privilegien beansprucht als auch mit Steuergeld unterstützt wird, gegen den Staat und seine Gesetze stellt“, meinte er am Freitag in einer Aussendung.

Der Wiener Caritasdirektor Michael Landau kritisierte indes, dass die zuständigen Politiker im Bundeskanzleramt und im Innenministerium nur wenige hundert Meter entfernt „in ihren warmen Stuben sitzen, wegschauen und mit der Not der Menschen in der Votivkirche spielen“. Es brauche endlich eine Lösung zugunsten der Menschen in Not, so Landau. Das sei „keine Frage des Könnens, sondern des politischen Wollens“.

„Vernünftige mitmenschliche Lösungen“

Gerade auch in einem Wahljahr brauche es vernünftige mitmenschliche Lösungen, sagte Caritaspräsident Franz Küberl. Angesichts der großen Herausforderungen, die Österreich in der Vergangenheit bei der Flüchtlingsaufnahme bewältigt habe, sei die Situation in der Votivkirche alles andere als unlösbar, so der Caritaspräsident.

Gemeinsam mit Landau versuchte Küberl am Freitag die Flüchtlinge zu überzeugen, den Hungerstreik zu beenden und in vorbereitete warme Quartiere zu übersiedeln. Der Gesundheitszustand der Flüchtlinge habe sich durch den Hugerstreik verschlechtert, dazu komme die aktuelle Kälteperiode. Landau bekräftigte einmal mehr die Caritas-Forderugnen nach raschen, fairen und qualitätsvollen Asylverfahren, menschenwürdigen Unterkünften und Arbeitsmöglichkeiten für Asylwerber.

religion.ORF.at/APA/KAP

Links: