Kroatien: Kirche weiter gegen Sexualkunde an Schulen

Die katholische Kirche in Kroatien will im Streit um die Sexualerziehung an kroatischen Schulen nicht aufgegeben. Die Bischöfe wollen weiterhin mit der Regierung verhandeln.

Die Frage nach der Einführung eines Sexualkundeunterrichts in kroatischen Schulen ist für die katholische Kirche offensichtlich noch nicht entschieden. Nach einer Sitzung der Bischofskonferenz (HBK) forderten die kroatischen Bischöfe einen Dialog mit der Regierung, berichteten Medien am Donnerstag. Die Kirche müsse sich gegen totalitäre Haltungen wehren, sagte HBK-Vorsitzender Zelimir Puljic in einer Aussendung. In dieser hielt die Kirche fest, dass sie nicht gegen Gesundheitserziehung sei.

Kirche gegen „Gender-Ideologie“

Die Kirche stößt sich aber an einem Modul des Unterrichts, in dem es um Gender, Gleichberechtigung der Geschlechter und Homosexualität geht. Die Kirche spricht sich gegen die „Gender-Ideologie“ aus, die die Auflösung der biologischen Geschlechter von Mann und Frau vorantreibe. Der Widerstand der Kirche, die eine öffentliche Diskussion über die Inhalte und die starke Einbeziehung der Eltern fordert, lässt die Debatte in Kroatien seit zwei Monaten nicht verebben - mehr dazu: Kroatien: Kirche kämpft gegen Sexualkunde an Schulen (27.12.2012).

Die Gesundheitserziehung wird bereits im laufenden Semester in Mittel- und Oberstufen unterrichtet. Laut Experten, die das Programm ausgearbeitet hatten, nahm die Zahl der Teenager-Schwangerschaften, Abtreibungen und Geschlechtskrankheiten in den letzten Jahren alarmierend zu.

Kritik an Vorgehen der Kirche

Die Regierung und der zuständige Minister haben sich auf Geheiß von Premierminister Zoran Milanovic seit zwei Wochen dazu öffentlich nicht mehr geäußert, im Vorfeld aber erklärt, dass die Kirche Fehlinformationen verbreite. Kritik an der Kirche kam auch vonseiten des kroatischen Ex-Präsidenten Stjepan Mesic.

„Diese Polemik ist vollkommen unnötig, aber von der Kirche aus zwei Gründen gewollt", sagte Mesic. Die Kirche wolle sich als oberster Schiedsrichter in gesellschaftlichen Fragen positionieren und die Regierung in eine Situation bringen, in der sie sich ständig gegen etwas wehren muss, so der Ex-Präsident in einem Interview mit der Zeitung „Novi list“. Laut Mesic gehe es der Kirche um Macht, Einfluss und Geld.

Vatikan um Deeskalation bemüht

Für Erstaunen sorgte in Kroatien die Aussage des Zagreber Weihbischofs Valentin Pozaic Anfang Jänner, der zu einer neuen „Oluja“ („Sturm“) aufgerufen hatte. „Sturm“ war die kroatische Militäraktion im Jugoslawien-Krieg 1995, in der von serbischen Truppen besetztes Gebiet zurückerobert wurde. Pozaic hatte während einer Veranstaltung die derzeitige Regierung mit dem Regime der Nationalsozialisten und Kommunisten verglichen. Darauf gab es weder offizielle Reaktionen aus der Kirche, noch von der Regierung.

Dem Vatikan scheint die aufgeheizte Stimmung zwischen Kirche und Staat in Kroatien nicht zu gefallen. Wie die Zeitung „Vecernji list“ berichtete, rief der Vatikan seine Bischöfe in Kroatien zu Zurückhaltung auf. Der apostolische Nuntius in Kroatien Alessandro D’Errico traf vergangene Woche Außenministerin Vesna Pusic. D’Errico nahm auch an der Sitzung der HBK teil, in der man den Dialog mit der Regierung beschwor.

APA