Welttag der Kranken

Am 11. Februar stehen seelische Bedürfnisse von Menschen in Krankenhäusern und Pflegeheimen im Mittelpunkt - 250 Wiener Seelsorger ermutigen 10.000 Menschen.

Der Leiter des Fachbereichs für Krankenhaus- und Pflegeheim-Seelsorge der Erzdiözese Wien, Christoph Schmitz: „Kranke Menschen wollen nicht nur Diagnosen hören und Therapien absolvieren. Sie wollen auch darüber reden, was das für sie und ihr Leben bedeutet. Der Welttag der Kranken erinnert daran, dass kranke Menschen neben medizinischer Betreuung auch etwas Stärkendes für die Seele brauchen. Krankenhausseelsorger haben Zeit für eine persönliche Begegnung, die Raum schafft für eine neue Perspektive.“

Offene Augen für alle

Gabriele Umek, Historikerin und evangelische Krankenhausseelsorgerin im Wilhelminenspital bestätigt das: „Ich schaue nicht auf die Krankheit, sondern auf den Menschen“. Von Kochrezepten über Glaubensfragen oder Gespräche über Ängste kämen alle Themen vor. Wenn sie das Wilheminenspital betrete, öffne sie die Augen, erzählt sie - und zwar nicht nur für die Patienten, sondern ebenso für Angehörige und das Krankenhauspersonal. so Umek gegenüber religion.ORF.at.

Die Händer einer Patientin und einer Seelsorgerin

kathbild/Franz Josef Rupprecht

In der Seelsorge arbeiten viele Menschen in Teilzeitbeschäftigung, auch Gabriele Umek kommt ihrer Verpflichtung 20 Stunden pro Woche nach

Die 54-jährige sieht ihre Hauptaufgabe im „Da-Sein“. Oft bestehe ihre Arbeit auch aus „Vermittlungstätigkeiten“ zwischen Patienten und Angehörigen, Ärzten, Pflegepersonal oder auch Pflegeheimen. Und sie sei auch ein Blitzableiter für Wut und Verzweiflung. „Das muss ich dann aushalten“, die Aggressionen würden sich ja nicht gegen sie richten.

Arbeit in Achtsamkeit

Wichtig für die Arbeit als Seelsorgerin sei die Achtsamkeit - und zwar mit sich selbst, „weil man sonst den anderen nicht achtsam gegenüber sein kann“, so Gabriele Umek. Die Besuche bei den Kranken würden immer Momente zeigen, die so ernst genommen würden, wie sie sind, weshalb sie nie beschwichtigende Worte wie „es wird schon wieder“ sagen würde. Denn das hieße, man nehme den Patienten nicht ernst, so die Seelsorgerin.

Krankensalbungsgottesdienst

Am 11. Februar um 18 Uhr feiert Weihbischof Franz Scharl im Stephansdom einen Krankensalbungs- und Segnungsgottesdienst für kranke Menschen, deren Angehörige sowie jene, die Kranke Menschen betreuen und begleiten. Die Krankensalbung ist ein Sakrament der Heilung und Stärkung, der Zuversicht und Hoffnung. Es kann mehrmals im Leben empfangen werden.

Der Welttag der Kranken wurde 1993 von Papst Johannes Paul II. ins Leben gerufen, um die kranken und bedürftigen Menschen weltweit in den Mittelpunkt zu stellen und jenen Raum zu schenken, die in der Zeit des Krankseins, der Heilung und des Sterbens verstärkt Unterstützung und Zuwendung brauchen. Das Thema „Wasser als Quelle des Lebens“ wurde in Anlehnung an das „Internationale Jahr des Wassers“ der UNO gewählt.

Ökumenische Zsammenarbeit in der Krankenhausseelsorge

Rund 80 Prozent aller Fälle, in denen Krankenhausseelsorger aktiv gerufen werden, haben noch einen expliziten konfessionellen Hintergrund, und dementsprechend auch eine spezielle Erwartungshaltung an Sakramente und Riten, die die Seelsorger natürlich erfüllen müssen. Das betonte Erhard Weiher, Pfarrer der Mainzer Universitätskliniken, bei der ökumenischen Fachtagung im Wiener Kardinal König-Haus, die ökumenischen Aspekten der Krankenhausseelsorge gewidmet war. Die diesjährige ökumenische Fachtagung stand unter dem Motto „Krankenhausseelsorge ökumenisch - Neue Ansätze“. Veranstalter waren das Kardinal König-Haus gemeinsam mit der Kommission für Ökumenische Fragen der Erzdiözese Wien.

Ein Krankenhaus biete aber keine gute Gelegenheit für die einzelnen Religionen, um ihre Doktrin zu verbreiten, so Weiher, gehe es in erster Linie doch darum, eine „gute Begleitung zu gewährleisten“. Schließlich sei die Krankenseelsorge ein Dienst der Kirche an den Menschen, denen man so begegnen müsse wie sie sind, und nicht „wie wir sie uns aus unserer religiösen Tradition wünschen“. So berichtet auch Garbiele Umek im Gespräch mit religion.ORF.at, dass sie zwar in erster Linie evangelische Patientinnen und Patienten aktiv besuche, Andersgläubige aber selbstverständlich genauso betreue.

Krankenhausseelsorge ist „Spiritual Care“ für alle

Es gelte, zusammen mit den Patienten ihr „Heiliges“ zu finden, das angesichts der zunehmenden Säkularisierung der Gesellschaft zunehmend weniger an Konfessionen oder Glaubensgemeinschaften gebunden sei. Vor diesem Hintergrund wachse auch die Bedeutung der so genannten „Spiritual Care“ - einer ganzheitlichen Pflege von Patienten, die auch das seelische Wohlbefinden in den Genesungsprozess miteinbeziehe.

„Gemeinsames in Verschiedenheit zu sehen und Unterschiede zu erkennen und bestehen zu lassen“ - darin sieht Christoph Schmitz, der Fachbereichsleiter der katholischen Krankenhausseelsorge der Erzdiözese Wien, die größten Herausforderungen an eine ökumenische Zusammenarbeit, sagte er auf der Tagung.

Ökumenische Seelsorgeteams

Schmitz, wies auf eine gemeinsame Nutzungsvereinbarung der christlichen Kirchen an den sakralen Räumen in den Wiener Spitälern hin. Bei deren Ausgestaltung sei großes Augenmerk darauf gelegt worden, „was dem anderen wichtig ist“, erklärte Schmitz und verwies auf das derzeit entstehende Krankenhauses Wien-Nord: Hier soll ein gemeinsamer Ort zwischen dem christlichen, jüdischen und dem muslimischen Gebetsraum Platz für Begegnungen schaffen. Zudem sei im Donauspital ein gemeinsames, ökumenisches Seelsorgeteam bereits Realität geworden.

„Ich bin mit allem einverstanden, so lange Liebe im Spiel ist“ betonte dazu der griechisch-orthodoxe Erzpriester Ioannis Minas aus München. Wenn Liebe zum „Hauptwort“ in dieser Diskussion werde, verliere die Frage, welcher Religion ein Patient angehört an Bedeutung, erläuterte Minas. Im Mittelpunkt stehe aus Sicht der Orthodoxie immer das Gebet. Dadurch zeige sich, „dass Gott da ist und hilft“.

religion.ORF.at/KAP