Jüdische Feministinnen bei Klagemauer festgenommen

Zehn jüdische Feministinnen, die entgegen der Religionsgesetze an der Klagemauer Gebetsschals und eine Thorarolle trugen, sind von der Polizei festgenommen worden.

Wie die Sprecherin der Reformgruppe „Frauen von der Mauer“ Luba Samri berichtete, sind am Montag rund hundert Frauen, bedeckt mit Schals mit Zipfelquasten zur Klagemauer gezogen, um dort zu beten und zu singen. Am Ende der Zeremonie seien zehn von ihnen beim Verlassen des abgesperrten Geländes in der Jerusalemer Altstadt festgenommen und verhört worden.

Jüdische Frauen sitzen und stehen vor der Klagemauer in Jerusalem um für das gleichberechtigte Tragen von Gebetsschals einzutreten.

REUTERS/Michal Fattal

Susan Silverman, eine reformorientierte Rabbinerin (in der Mitte sitzend) demonstriert und betet mit Gleichgesinnten für Gleichberechtigung. Sie wurde festgenommen

Aktion für Gleichberechtigung

Die „Frauen von der Mauer“ treten einmal pro Monat mit solchen Aktionen für die Gleichberechtigung der gläubigen Jüdinnen beim Gebet am heiligsten Ort ihres Glaubens ein. Der Oberste Gerichtshof Israels hatte bekräftigt, dass die Gebetsschals mit den Schaufäden und das Tragen der Gebetsrolle den Haredim, also den männlichen ultra-orthodoxen Juden, vorbehalten ist. Zuwiderhandlungen können mit bis zu sechs Monaten Gefängnis und rund 2300 Euro Geldstrafe geahndet werden.

Auch singen dürfen die Jüdinnen an der Klagemauer nicht. Rabbiner haben die Befürchtung geäußert, der weibliche Gesang könne bei den abgetrennt gleich nebenan betenden Männern Lüsternheit erzeugen. Die Klagemauer ist die westliche Begrenzungsmauer des Zweiten Tempels der Juden, den die Römer im Jahr 70 zerstörten, wobei nur dieser bauliche Rest erhalten blieb.

APA/AFP