Massenandrang bei letzter großer Liturgie Benedikts XVI.

Vor Tausenden Besuchern feierte Papst Benedikt XVI. am Abend des Aschermittwochs seine wohl letzte große Liturgie. Er bat die Gläubigen, ihn und die Kirche „in diesem besonderen Moment“ zu unterstützen.

Bei der vermutlich letzten großen liturgischen Feier mit dem scheidenden Papst Benedikt XVI. ist es am Mittwoch im Petersdom zu einem Massenandrang gekommen. Tausende Menschen standen Schlange, um den Petersdom zu betreten und der vom Papst zelebrierten Aschermittwochsliturgie gemeinsam mit den Kardinälen und Bischöfen der Kurie beizuwohnen.

Der sichtbar müde Papst bat die Gläubigen um Gebete, die ihn, sowie die Kirche „in diesem besonderen Moment“ unterstützen könnten. Er dankte allen Gläubigen, vor allem jenen der Diözese Roms. Schon bei der Generalaudienz am Aschermittwoch in der Aula Nervi hatte der Papst die Gläubigen gebeten, für ihn und für die Kirche sowie für seinen Nachfolger zu beten.

Eine Menschenschlange im Säulengang am Petersplatz wartet vor Beginn der letzten Aschermittwochsliturgie mit Benedikt XVI.

REUTERS/Max Rossi

Der Andrang zur Aschermittwochsliturgie war groß: Tausende standen am Petersplatz Schlange, um der letzten großen liturgischen Feier von Papst Benedikt XVI. beizuwohnen

Aus Platzgründen im Petersdom

Da zu dem Gottesdienst mit der Austeilung des Aschekreuzes besonders viele Besucher erwartet wurden, war die Messe von der römischen Kirche Santa Sabina aus Platzgründen in den Petersdom verlegt worden. Die Basilika Santa Sabina nahe dem touristischen Schlüssellochblick wäre für diese Feier viel zu klein gewesen, sagte der vatikanische Pressesprecher Pater Federico Lombardi. Schon bei Benedikts vorerst letzter Generalaudienz am früheren Nachmittag war der Andrang groß gewesen - mehr dazu in: Erster Papst-Auftritt seit Rücktrittsankündigung.

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„Orientierung spezial“ am Sonntag 17.2.2013, 12.00 Uhr, ORF 2 und 17.00 Uhr, ORF III

Das ORF-Religionsmagazin „Orientierung“ berichtet am kommenden Sonntag, 17. Februar 2013, in einer einstündigen Sondersendung über den Rücktritt von Papst Benedikt XVI.

Schon Stunden vor dem Beginn der Aschermittwochsliturgie reichte die Schlange der Wartenden einmal um den Petersplatz. Tausende Gläubige, Pilger und Touristen wollten dabei sein, wenn der deutsche Papst noch einmal im Dom eine Feier leitet. Während der Liturgie rief Papst Benedikt XVI. die Gläubigen in der Fastenzeit zu Erneuerung und Bekehrung auf. Die Fastenzeit diene gerade dazu, die Haltungen und konkreten Handlungen zu erneuern.

„Weg der Buße kann nicht allein bewältigt werden“

„Heute sind viele bereit, sich die Kleider zu zerreißen angesichts von Skandalen und Ungerechtigkeiten - die natürlich von anderen begangen worden sind -, aber wenige nur scheinen bereit, am eigenen Herzen zu arbeiten, am eigenen Gewissen und an den eigenen Intentionen, und dabei dem Herrn die Wandlung, Erneuerung und Bekehrung zu überlassen“, sagte der scheidende Papst. Es sei wichtig, sich dessen zu besinnen und dies in dieser Fastenzeit zu leben: Jeder müsse sich bewusst sein, dass der Weg der Buße nicht alleine bewältigt werden könne, sondern gemeinsam mit den vielen Brüdern und Schwestern in der Kirche.

Der Papst wandte sich gegen „religiöse Heuchelei“ und forderte ein Ende von „Individualismus und Wetteifer“. „Das Gesicht der Kirche wird manchmal von Sünden gegen die Einheit der Kirche und Spaltung zwischen den Geistlichen geschädigt“, beklagte er. Dabei werde das „Zeugnis“ der Kirche „umso bedeutsamer sein, umso weniger wir unseren Ruhm suchen“.

Papst Benedikt XVI. trägt ein Kreuz während der Aschermittwochs-Liturgie 2013

REUTERS/ Alessandro Bianchi

Der scheidende Papst wirkte bei seiner vermutlich letzten großen liturgischen Feier am Aschermittwoch müde

„Ein Schleier der Traurigkeit“

In einem Schlusswort für die Messe sagte Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone, angesichts des angekündigten Papstrücktritts liege „ein Schleier der Traurigkeit auf unserem Herzen“. Es sei aber „die Liebe zu Gott und der Kirche“, die zu der Entscheidung Benedikts XVI. geführt habe. Der Papst habe ein „leuchtendes Beispiel für den einfachen und bescheidenden Arbeiter im Weinberg des Herrn“ gegeben, sagte Bertone in Anspielung auf die Worte Joseph Ratzingers im Anschluss an seine Wahl zum Papst 2005. Gleichwohl sei Benedikt ein Arbeiter gewesen, der es in jedem Moment verstanden habe, das Entscheidende umzusetzen.

Die Gläubigen im Petersdom jubelten dem Papst nach dem Gottesdienst zu, „Es lebe der Papst!“ schallte durch den Petersdom. Benedikt konnte den Applaus nur für kurze Zeit unterbrechen, indem er die Anwesenden aufforderte: „Kehren wir zurück zum Gebet!“ Am Ende der Messe zog das Kirchenoberhaupt, das seinen überraschenden Rücktritt am Montag mit seinem hohen Alter begründet hatte, auf einer rollenden Plattform aus der Kirche aus - lächelnd, offenbar aufgrund des anhaltenden Applauses.

Auch in den kommenden Tagen nimmt Benedikt weiter Termine wahr. Dazu gehören laut Vatikan-Sprecher Federico Lombardi Treffen mit Bischöfen und ausländischen Staatsgästen. So wird er den scheidenden italienischen Ministerpräsidenten Mario Monti sowie Staatspräsident Giorgio Napolitano empfangen. An diesem Donnerstag trifft er sich mit dem Klerus, Priester dürfen Fragen stellen - mehr dazu in: Papst: Bis zur Verabschiedung aktiv.

religion.ORF.at/APA/AFP

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