Vatileaks: Ex-Kammerdiener zum Schweigen verpflichtet
Wie die italienische Nachrichtenagentur ANSA berichtete hat der 46-jährige Gabriele ein Dokument unterzeichnet, in dem er sich zur Geheimhaltung sämtlicher Informationen aus seiner Zeit im Dienst von Papst Benedikt XVI. verpflichtet. Das Dokument wurde von den Rechtsanwälten des Vatikans verfasst.
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Auch nach der Begnadigung habe Benedikt Kontakt zu Gabriele gehalten. Er habe ihm und seiner Familie „Interesse und väterliche Nähe bewiesen“, heißt es aus Vatikan-Quellen. Gabriele hat diese Woche begonnen, als Angestellter in einem Spital im römischen Stadtviertel San Paolo zu arbeiten, das zum vatikanischen Kinderkrankenhaus „Bambino Gesu“ gehört - mehr dazu in: Vatikan: Ex-Butler Gabriele soll in Spital arbeiten.
Verurteilung im Oktober, Begnadigung im Dezember
Der Papst hatte Gabriele am 23. Dezember begnadigt. Daraufhin durfte er die Zelle verlassen, in der er seit der Verurteilung im Oktober inhaftiert war - mehr dazu in: „Corriere“: Papst begnadigt Kammerdiener. Gabriele war am 6. Oktober von einem vatikanischen Gericht verurteilt worden, weil er in der sogenannten Vatileaks-Affäre vertrauliche Dokumente kopiert und an den Journalisten Gianluigi Nuzzi weitergegeben hatte - mehr dazu in: „Vatileaks“: Eineinhalb Jahre für Kammerdiener. Dieser hatte sie in seinem Enthüllungsbuch veröffentlicht. Laut Ermittlungen hatte Gabriele Nuzzi zahlreiche kopierte Briefe und Geheimdokumente aus der Wohnung des Papstes übermittelt.
Als die Dokumente veröffentlicht wurden, spekulierten Beobachter, innervatikanische Flügelkämpfe seien die wahre Ursache für den Vertrauensbruch gewesen, eines der Angriffsziele sei Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone. Nuzzis Buch hatte in den vergangenen Monaten weltweit für Schlagzeilen gesorgt.
Experte: „Vatileaks“ nicht Grund für Rücktritt
Die sogenannte „Vatileaks“-Affäre war nach Meinung des deutschen Journalisten Peter Seewald nicht der Anlass für den Amtsverzicht von Benedikt XVI. Seewald berichtete dem deutschen Nachrichtenmagazin „Focus“, der Verrat habe den Papst weder aus der Bahn geworfen, noch amtsmüde gemacht. Das habe er im August bei einem eineinhalbstündigen Gespräch von Benedikt XVI. in der Sommerresidenz in Castel Gandolfo erfahren.
Es sei nicht so, „dass ich irgendwie in eine Art Verzweiflung oder Weltschmerz verfallen würde“, sagte der Papst laut Seewald. „Es ist mir einfach unverständlich. Auch wenn ich die Person ansehe, kann ich nicht verstehen, was man sich davon versprechen kann. Ich kann in diese Psychologie nicht eindringen.“
Wie der Autor des Papst-Interview-Buches „Licht der Welt“ im „Focus“ schreibt, war es dem Papst wichtig, dass bei der Aufarbeitung des Falles „im Vatikan die Unabhängigkeit der Justiz gewahrt wird, dass nicht der Monarch sagt, jetzt nehm ich es aber in die Hand“.
APA
Mehr dazu:
- Der Diener, der zum Dieb wurde (religion.ORF.at; 27.9.2012)
- „Vatileaks“: Ex-Kammerdiener Gabriele im Interview (religion.ORF.at; 4.9.2012)
- „Vatileaks“-Autor: Kammerdiener ging es um Transparenz (religion.ORF.at; 3.9.2012)