Zollitsch: Neuer Papst hat Chance für Neuanfang

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, sieht nach dem Rücktritt Benedikts XVI. für den neuen Papst eine Chance auf einen inhaltlichen Neuanfang.

Die am Montag in Trier eröffnete Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) wird medial beherrscht vom Thema, wie die Kirche unter einer neuen Führung erneuert werden soll. Auch die schwierige Situation der Kirche in Deutschland und die Rolle der Frauen waren Themen im Vorfeld der DBK-Frühjahrsvollversammlung. DBK-Vorsitzender Erzbischof Robert Zollitsch sprach laut deutscher katholischer Nachrichtenagentur KNA am Montag vor Journalisten von der Chance für einen inhaltlichen Neuanfang.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz Robert Zollitsch

EPA/Patrick Seeger

Der Vorsitzende der DBK, Erzbischof Robert Zollitsch, wünscht sich vom neuen Papst eine Stärkung der Ortskirchen

„Der Nachfolger Benedikts kann neue Akzente setzen, unbelastet von den ‚Vatileaks‘, unbelastet von der Krise um die Piusbrüder“, so Zollitsch. Es kommen auch fünf Kardinäle nach Trier, die an der Wahl des neuen Papstes teilnehmen. Eine Debatte darüber, wer wen wählt, wird es nach Einschätzung von Zollitsch nicht geben. Die Wahl sei „natürlich Sache eines jeden einzelnen Kardinals“.

Stärkung der Ortskirchen

Allerdings wollen die Bischöfe über Zukunftsfragen sprechen. Sie wollten schauen, „was nun tatsächlich ansteht und wie die Weichen für die Zukunft weiter gestellt werden können“. So müsse das Prinzip der Subsidiarität gestärkt werden. Die Ortskirchen müssten sich stärker in die Weltkirche einbringen können, eine Weltkirche brauche „eine gewisse inhaltliche Vielfalt“.

Unabhängig vom Pontifikatswechsel beklagte Zollitsch ein „einseitig negatives Kirchenbild“ in der Öffentlichkeit. Häufig fehle es an Differenzierung. Zugleich kündigte er ein neues Nachdenken über die Rolle von Frauen in der katholischen Kirche an. Darüber wollten die deutschen Bischöfe auch bei ihrer Versammlung in Trier reden. Weitere Themen des Treffens sind laut Zollitsch unter anderem auch die weitere Aufarbeitung des Missbrauchsskandals und die Debatte über die Vergabe der „Pille danach“ in katholischen Krankenhäusern. Die Vollversammlung endet am Donnerstag.

Mitglieder der deutschen Bischofskonferenz bei ihrer Vollversammlung im Herbst 2012

dpa/Uwe Zucchi

Die Deutsche Bischofskonferenz wird bei ihrer Frühjahrs-Vollversammlung auch über die „Pille danach“ diskturieren

Diskussion über „Pille danach“ nach Vergewaltigung

Zollitsch äußerte sich am Montag im Bayerischen Rundfunk auch zur „Pille danach“. Im Fall einer Vergewaltigung sei es denkbar, das Präparat zu erlauben, so der Vorsitzende. „Wenn es in der Diskussion unter den Bischöfen eindeutig wird, dass die ‚Pille danach‘ nur zur Verhinderung einer Befruchtung nach einer Vergewaltigung eingesetzt werden kann, dann ist das ein Weg“, sagte Zollitsch. Als Verhütungsmittel lehne die katholische Kirche sie aber auch zukünftig ab, fügte der Freiburger Erzbischof hinzu.

Auch andere Mitglieder der DBK äußerten sich bereits am Montag zur aktuellen Lage der Kirche, im Besonderen zum Rücktritt und zur Nachfolge Benedikts XVI. Kardinal Karl Lehmann kritisierte etwa „zentralistische Tendenzen“, die „an manchen Stellen der Kurie, nicht überall“, überhandgenommen hätten. Ob Benedikt XVI. hier immer gute Mitarbeiter gehabt habe, könne man bezweifeln, so Lehmann. Der frühere DBK-Vorsitzende glaubt, dass Benedikt XVI. „eher einsam“ war und möglicherweise enttäuscht über einige Vorgänge im Vatikan. Vielleicht habe dies auch zu seinem Rückzug beigetragen.

Die Bischöfe von Speyer und Trier, Karl-Heinz Wiesemann und Stephan Ackermann, brachten einen Papst aus Afrika oder Lateinamerika ins Gespräch: „Es wäre für die Weltkirche sicherlich kein Schaden, wenn der neue Papst aus einer Weltregion käme, in der das kirchliche Leben wächst“, sagte Wiesemann. „Die Kirche wird immer internationaler, und der Papst sollte das auch sein“, ergänzte Ackermann.

KAP/AFP