Sedisvakanz: Die Kardinäle übernehmen

Mit dem Ende des Pontifikats von Papst Benedikt XVI. beginnt kommenden Donnerstag, dem 28. Februar, um 20.00 Uhr die Zeit der Sedisvakanz. So wird der Zeitraum genannt, in dem das Amt des Papstes nicht besetzt ist.

Normalerweise erstreckt sich dieser Zeitraum vom Tod des Kirchenoberhaupts bis zur Wahl seines Nachfolgers. Der Begriff kommt aus dem Lateinischen und heißt wörtlich übersetzt „leerer Stuhl“. Während der Sedisvakanz leitet das Kardinalskollegium, also letztlich alle 209 derzeit lebenden Kardinäle, die Kirche. Ihre Befugnisse sind aber auf Aufgaben und Entscheidungen beschränkt, die nicht aufgeschoben werden können. Von Päpsten erlassene Gesetze dürfen in dieser Zeit nicht korrigiert oder abgeändert werden.

Verwaltung durch Kardinalkämmerer

Die zwischenzeitliche Verwaltung der Kirche übernimmt der Kardinalkämmerer (Camerlengo). Camerlengo ist gegenwärtig Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone. Er bildet mit drei durch Los bestimmte Kardinal-Assistenten, die nach jeweils drei Tagen ausgewechselt werden, eine sogenannte Sonderkongregation. Sie setzt auch fest, wann erstmals das gesamte Kardinalskollegium zur Generalkongregation zusammentritt, um die Papstwahl vorzubereiten.

Kardinal Tarcisio Bertone

Reuters/Alessandro Bianchi

Kardinalkämmerer Tarcisio Bertone übernimmt für die Zeit der Sedisvakanz die Verwaltung der Kirche

Die Generalkongregation tagt täglich im Apostolischen Palast und wird von Kardinaldekan Angelo Sodano geleitet. Das Kardinalskollegium bereitet vor allem die Wahl des neuen Papstes vor. Die Wahl findet traditionsgemäß unter strengsten Sicherheits- und Geheimhaltungsvorkehrungen in der Sixtinischen Kapelle statt. Allerdings wohnen die Kardinäle während ihres Rom-Aufenthaltes - und auch in der Zeit des Konklaves - einigermaßen komfortabel im vatikanischen Gästehaus Santa Marta.

Alle Kardinäle, die an der Generalkongregation teilnehmen, müssen mit einem Eid auf das Evangelium schwören, die geltenden Vorschriften zu achten und Geheimhaltung zu üben. Dies gilt auch für Teilnehmer, die älter sind als 80 Jahre und deswegen nicht mehr an der Wahl des neuen Papsts teilnehmen dürfen. Die Kardinäle schwören unter anderem, dass sie „alles streng geheim halten werden, was sich in irgendeiner Weise auf die Wahl des Papsts bezieht“.

Gläubige sind zum Beten angehalten

Auch einfachen Katholiken in aller Welt kommt während der Sedisvakanz eine Aufgabe zu. Sie sind angehalten, für eine rasche, einmütige und segensreiche Wahl des neuen Papsts zu beten. Der Vatikan geht davon aus, dass das auf den März beschränkt sein wird.

Grafik zum Verlauf eines Konklaves

ORF.at/Kaja Stepien

Der Ablauf eines Konklaves

Bis spätestens zum 20. März, aller Voraussicht nach aber wesentlich früher, soll das Konklave aus maximal 117 Kardinälen unter 80 Jahren zur Papstwahl zusammentreten. Vermutlich werden es aber nur 115 Kardinäle sein. Der indonesische Kardinal Julius Riyadi Darmaatmadja (78) sagte seine Teilnahme an der bevorstehenden Papstwahl aus gesundheitlichen Gründen ab, während der Schotte Keith O’Brien wegen Vorwürfen „unangemessenen Verhaltens“ gegenüber jungen Priestern vor 30 Jahren zurücktrat - mehr dazu in Kardinal aus Jakarta sagt für Konklave ab und Schottischer Kardinal O’Brien zurückgetreten.

Glocken läuten 15 Minuten lang

Mit dem Beginn der Sedisvakanz werden in ganz Österreich die Glocken von Pfarr- und Klosterkirchen 15 Minuten lang läuten. Ab diesem Zeitpunkt wird in der Liturgie auch nur noch der Name des Ortsbischofs, jedoch nicht mehr jener des Papstes genannt. Bis Ostern soll dann der neue Papst feststehen.

Während der Sedisvakanz werden spezielle Münzen und Medaillen geprägt. Das vatikanische Amt für Philatelie und Numismatik hat angekündigt, dass Briefmarken zur Zeit ohne den Papst herauskommen werden. Die Serie mit dem Vermerk „Sede vacante 2013“ wird vier Postwertzeichen mit identischem Motiv umfassen und nur bis zur Amtseinführung des neuen Papstes gültig sein.

Medaillen, Münzen und Briefmarken

Die Marken mit einem Wert von 70 Cent für Italien, 85 Cent für Europa und den Mittelmeerraum, zwei Euro für Afrika, Asien und Amerika und 2,5 Euro für Australien sollen in den vatikanischen Postämtern und im vatikanischen Pilgerbüro am Petersplatz abgegeben werden. Mit einem hohen Sammlerwert wird gerechnet.

Die Vatikan-Briefmarken zur Sedisvakanz nach dem Tod von Papst Johannes Paul II. vor acht Jahren waren auf riesigen Beifall gestoßen. Vor den drei Postämtern am Petersplatz und innerhalb des Vatikans hatte es Warteschlangen von Menschen gegeben, die sich die Briefmarken, die in einer Auflage von 750.000 und mit Nennwerten von 60,62 und 80 Cent auf den Markt gekommen waren, sichern wollten. Die Tradition von Sonderbriefmarken zur Sedisvakanz gibt es seit 1939. Als Postwertzeichen sind die Marken nur bis zur Wahl eines neuen Papstes gültig.

Der Vatikan wird zur Sedisvakanz auch einige Münzen herausgeben. Diese Münzen sollen in der Zeit nach Beginn der Sedisvakanz bis zum Ende des Konklave geprägt werden, berichtete das Mitglied des vatikanischen Numismatik-Rates, Umberto Moruzzi. Das Interesse der Sammler an den Vatikan-Münzen sei nach dem Rücktritt Benedikts stark gewachsen.

religion.ORF.at/APA

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