Zurbriggen: Papst war ein guter Vater der Kirche

Papst Benedikt XVI. habe in seinem theologischen Wirken alles daran gesetzt, Gott als Zentrum des Lebens zu vermitteln, sagte Peter Stephan Zurbriggen Donnerstagabend im Wiener Stephansdom.

Der apostolische Nuntius von Österreich, Erzbischof Peter Stephan Zurbriggen, feierte in Vertretung des in Rom befindlichen Kardinals Christoph Schönborn gemeinsam mit den Weihbischöfen Franz Scharl und Helmut Krätzl sowie 40 weiteren Geistliche um 19.00 Uhr einen Dankgottesdienst, der um 20.00 Uhr - dem Beginn der Sedisvakanz - in das Läuten der Pummerin mündete. In ganz Österreich läuteten zu diesem Zeitpunkt die Glocken, 15 Minuten lang. Auch in allen anderen Diözesen wurden Gottesdienste zum Endes der Amtszeit gefeiert.

Abschied mit „Wehmut“

„Mit einer gewissen Wehmut“ dankte Zurbriggen in seiner Predigt dem scheidenden Papst: Er sei ein „großartiger“ Nachfolger des Apostels Petrus gewesen, habe die Kirche „in Treue, Demut und Gehorsam dem Herrn gegenüber geführt“ und sei nicht müde geworden, „gelegen oder ungelegen den wahren Glauben zu verkünden und uns alle in diesem wahren Glauben zu bestärken“. Bis heute sei Benedikt XVI. der „demütige Mitarbeiter im Weinberg des Herrn“ geblieben, als der er sich bei seiner Papstwahl vorgestellt habe.

Der scheidende Papst habe als guter „pater familiaris“ die „großen Schätze der Weisheit und der Frömmigkeit der Kirche aller Jahrhunderte in verständlicher Sprache uns heutigen Menschen nahe gebracht“, so Zurbriggen. In seinen Dankesworten erwähnte er auch die „tiefgründigen Ansprachen und Predigten“ bei den Stationen des Österreichbesuchs 2007, die eine „große Liebe“ des Papstes zu Österreich deutlich gemacht hätten.

„Herzensanliegen“

Verstehen könne man Benedikts XVI. Pontifikat erst, erklärte der Nuntius, wenn man seine wiederholte Forderung begreife, Gott den ersten Platz im Leben zuzuweisen und sich ihm zuzuwenden. Diese Perspektive sei auch für das Verständnis der drei Enzykliken Benedikts XVI. nötig, die „von der Welt mit großer Begeisterung aufgenommen“ worden seien. Mit seiner Jesus-Triologie habe der Pontifex den Jesus der Evangelien als „den historischen Jesus im eigentlichen Sinn“ präsentiert, „strahlend und klar“ sowie als Hilfe, um „an den Sohn Gottes zu glauben“.

Auch das im Oktober 2012 begonnene „Jahr des Glaubens“ - laut dem Nuntius ein „Herzensanliegen des Papstes“ anlässlich des 50-Jahr-Jubiläums des II. Vatikanischen Konzils - gehe auf die Intention zurück, Freude und Begeisterung an der Gottesbegegnung durch Wiederentdeckung des Glaubens zu entwickeln.

Das Konzil habe keine neue Kirche, die mit ihrer Tradition und Geschichte breche, sondern einen „neuen Aufbruch im Heiligen Geist“ beabsichtigt, betonte der Nuntius. Benedikt XVI. habe deshalb stets auf die korrekte Auslegung, Deutung und Umsetzung der Konzilstexte mit Fokus auf Erneuerung statt Diskontinuität gepocht. „Sicher abwegig“ sei es deshalb, „zwischen einer vorkonziliaren und nachkonziliaren Kirche“ zu unterscheiden. Das sei auch in der ausdrücklichen Bestimmung von Benedikt XVI., das Kreuz wieder in die Mitte des Altares zu rücken, deutlich erkennbar, so Zurbriggen. Daher sei für den Papst die „Begegnung mit dem Herrn“ das zentrale Anliegen gewesen.

KAP

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