Internationale Pressestimmen zur Papst-Wahl

Mit Spannung wird nach dem Rücktritt Benedikts XVI. der Beginn des Auswahlverfahrens für den neuen Papst erwartet. Doch was erwartet die Welt von dem neuen Papst?

Nachdem der Rücktritt Benedikt XVI. vollzogen ist, macht man sich weltweit Gedanken über seine Nachfolge. Was muss der neue Papst können, was leisten? Die Ansichten darüber sind nicht einheitlich. So wünscht sich der Theologe, Religionssoziologe und Publizist Adolf Holl einen Franziskaner als neuen Papst - wegen der Befreiungstheologie und außerdem könnten sie auch mit Geld umgehen, sagte er in der Ö1-Sendung „Klartext“.

Anders sieht das der Altabt des Stifts Heiligenkreuz, Gregor Henckel-Donnersmarck. Für ihn muss das neue Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche vor allem ein „Mann des Gebets“ sein - das sei das wichtigste für einen religiösen Führer, so Henckel-Donnersmarck in der Sendung „Klartext“. Aber noch andere Anforderungsprofile machen die Runde, die internationale Presse reagierte am Freitag prompt:

Internationale Pressestimmen:

So schreibt die dänische Zeitung „Information“: „Schon als Benedikt XVI. zum Papst gewählt wurde, reagierten viele in der westlichen Welt mit Unverständnis, weil er für eine strengere und restriktivere Linie stand als sein Vorgänger. Was ist nun aus den Träumen von einer weniger dogmatischen katholischen Kirche geworden, mit Recht auf Prävention und Heirat von Priestern? In den nächsten Wochen kann der Nachfolger aus vielen Kardinälen gewählt werden. Es gibt keinen klaren Favoriten. Vieles deutet darauf hin, dass der neue Papst, ob nun aus Europa oder nicht, ein Papst für die großen neuen Bevölkerungsgruppen (in der Kirche) sein soll. Und damit vor allem ein stark dogmatischer Papst.“

Der Schriftzug der französischen Zeitung "LE Monde"

APA/EPA/Ian Langsdon

Kaum eine Zeitung lässt das Thema „neuer Papst“ aus

Die französische „Le Monde“ dazu: „Der nächste Papst wird sich bemühen müssen, die Geopolitik einer Kirche zu berücksichtigen, die im Norden immer kraftloser wird und im Süden dynamisch bleibt. Vor einem Jahrhundert waren noch zwei von drei Katholiken Europäer, heute ist es nur noch einer von vieren. Einen afrikanischen, südamerikanischen oder asiatischen Papst zu wählen, wäre in dieser Hinsicht ein Zeichen von Kohärenz und Vitalität. Aber das ist alles andere als wahrscheinlich, da das Konklave von europäischen Kardinälen dominiert bleibt - und weil Rom in Rom bleibt. Hinzu kommt, dass dies nicht unbedingt eine Garantie für Modernität wäre, solange sich die Bischöfe der aufstrebenden Länder überwiegend sehr konservativ zeigen.“

Die spanische „El Mundo“ meint, die Messlatte für den neuen Papst liege sehr hoch. „Es ist nicht sehr wahrscheinlich, dass die Koexistenz des neuen Papstes mit seinem Vorgänger problematisch sein wird. Aber die Situation ist auch ohne Beispiel. Eines steht ohne Zweifel fest: Benedikt XVI. hat die Messlatte für den künftigen Papst sehr hoch gelegt. Das gilt sowohl für sein intellektuelles Format als auch für seine moralische Statur. In den letzten Tagen seiner Amtszeit hat er dies besonders deutlich machen können. Ratzinger legte großen Wert auf die Notwendigkeit einer inneren Regeneration der Kirche und vor allem der Kurie des Vatikans, deren Exzesse in einem geheimen Bericht aufgelistet sind.“

Die polnische „Gazeta Wyborcza“: „Machen wir uns nichts vor. Der Hauptgrund der Abdankung ist nicht die Gesundheit, sondern der Zustand der Kirche. Indem er sagte, dass er geht, verkündete er zugleich, dass es nicht gut steht um die Institution und die Gemeinschaft, die er leitete und mit der er keinen Rat mehr wusste. Es ist ein Testament voll Dynamit. Der neue Papst muss ein geistlicher Führer nicht nur der römisch-katholischen Kirche sein, sondern der heutigen Menschheit. (...) Er sollte ein neues Konzil einberufen, aber ein noch umfassenderes, mit mehr Laien und Vertretern anderer Religionen als das Konzil vor einem halben Jahrhundert. Möge die Stimme dieser Versammlung lauter klingen als alle Predigten und Enzykliken.“

religion.ORF.at/APA

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