Wahl des neuen Papstes: Konklave hat begonnen

Im Vatikan beginnt heute die Wahl eines neuen Papstes. Mit einem feierlichen Gottesdienst im Petersdom haben sich die Kardinäle auf das Konklave zur Papst-Wahl vorbereitet. In Rom wird mit einem eher kurzen Konklave gerechnet.

In der Messe mit dem Titel „Pro Eligendo Romano Pontifice“ („Für die Wahl des römischen Papstes“) beteten die kirchlichen Würdenträger um den Beistand des Heiligen Geistes für die Entscheidung über das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche. Am Nachmittag ziehen sie sich dann in die Sixtinische Kapelle zurück, wo unter Ausschluss der Öffentlichkeit die Wahl des Nachfolgers von Benedikt XVI. beginnt.

Sodano ruft zu „Einheit“ auf

Kardinaldekan Angelo Sodano forderte die Gläubigen auf, dafür zu beten, „dass der Herr uns einen Papst geben wird, der diese edle Mission mit einem großzügigen Herzen annimmt“. Zudem rief er zur Einheit der Kirche auf, die durch zahlreiche Skandale in den vergangenen Jahren erschüttert wurde.

Messe "Pro Eligendo Romano Pontefice"

APA/EPA/dpa/Michael Kapeller

Sodano hielt die Messe zur Papst-Wahl („Pro Eligendo Romano Pontifice“)

Nach Angaben von Vatikan-Sprecher Federico Lombardi ist nicht zu erwarten, dass die Kardinäle bereits bei einem ersten Wahlgang heute einen neuen Papst bestimmen. Das neue Oberhaupt von 1,2 Milliarden Katholiken muss mit Zweidrittelmehrheit gewählt werden. Am Vormittag stimmen sich die Kardinäle im Petersdom mit einer Messe auf die Wahl eines neuen Papstes ein. Nachmittags ziehen sie in einer feierlichen Prozession in die Sixtinische Kapelle ein. Während des Konklaves sind die Purpurträger so abgeschottet, dass keine Informationen nach außen dringen können.

Erster Wahlgang bis zum Abend wahrscheinlich

Ein erster Wahlgang bis zum Abend ist wahrscheinlich, er gilt als Test, bei dem sich schon Favoriten für das Papstamt herausschälen können. Am Mittwoch stünden dann bis zu vier Wahlgänge auf dem Programm, ebenso an den Folgetagen. Wie lange das Konklave dauert, hängt davon ab, wann ein Kandidat das notwendige Quorum von 77 Stimmen erreicht. Weißer Rauch aus dem Rauchfang der Sixtinischen Kapelle signalisiert, dass ein neuer Papst gewählt worden ist.

Vorbereitung des Balkons der St.-Peters-Basilika

APA/EPA/Claudio Peri

Der Balkon der St.-Peters-Basilika wird vorbereitet

In den letzten Tagen wurden die Namen des Mailänder Erzbischofs Angelo Scola und des brasilianischen Kardinals Odilo Pedro Scherer als besonders aussichtsreiche Kandidaten für den Stuhl Petri genannt. Auch der New Yorker Erzbischof Timothy Dolan wird genannt. Aus Europa kommen 60 der 115 Papst-Wähler. Sie sind damit knapp in der Mehrheit.

150 Kardinäle tauschen sich aus

Joseph Ratzinger (85) war am 28. Februar als erster Papst der Neuzeit zurückgetreten. Er hatte diesen historischen Schritt nach knapp achtjähriger Amtszeit mit nachlassenden Kräften infolge seines hohen Alters begründet.

Seit Montag vergangener Woche hatten rund 150 Kardinäle in Rom über das Anforderungsprofil des neuen Papstes geredet und sich unter anderem über eine Reform der Kurie, die Finanzlage des Vatikans und die Krisen der Weltkirche ausgetauscht. Die „Vatileaks“-Affäre um gestohlene Dokumente und Intrigen im Vatikan kam auch zur Sprache.

Komfort statt Schlafkojen

Für die Tage des Konklaves logieren die wahlberechtigten 115 Kardinäle seit Dienstag im Gästehaus Sankt Martha im Vatikan. Keine Luxusunterkunft, aber eine mit einem angenehmen Wohnstandard. Nur Internet, Fernsehen und Telefon bekamen die Kardinäle wegen des im Konklave verbotenen Kontakts zur Außenwelt abgeschaltet.

Grafik zur Herkunft der Kardinäle, die an der Papst-Wahl teilnehmen

ORF.at/Kaja Stepien

Die Herkunft der Papst-Wähler

Johannes Paul II. hatte das Gästehaus 1996 neu errichten lassen. Es steht auf dem Gelände eines Krankenhauses, das Papst Leo XIII. im Jahr 1891 während einer Cholera-Epidemie hatte errichten lassen. In früheren Konklaven mussten die Kardinäle in einer Halle neben der Sixtinischen Kapelle schlafen, hatten kein fließend Wasser und gemeinschaftliche Toiletten. Noch 1978 bei den zwei Wahlen von Johannes Paul I. und Johannes Paul II. mussten sie in primitiven Schlafkojen im Apostolischen Palast schlafen.

Jeder hat sein eigenes Bad

In Sankt Martha gibt es dagegen 106 Suiten, 22 Einzelzimmer und ein Apartment sowie eine große Kapelle und einen Speisesaal. Jeder Kardinal hat sein eigenes Bad. Über jedem Bett hängt ein Kruzifix. In den klimatisierten Zimmern stehen außer dem Bett ein Stuhl, ein Schreibtisch und eine Kniebank für die Gebete. Alles ist sehr schlicht, aber wesentlich angenehmer als die primitiven Unterkünfte der früheren Papstwahlen. Den wenige hundert Meter langen Weg von der Unterkunft zur Sixtinischen Kapelle können die Kardinäle zu Fuß oder in einem Kleinbus zurücklegen.

Wer wo schläft, wurde per Los ermittelt - das soll nicht nur Neid verhindern, wer schlechtere und wer bessere Zimmer hat. Es ist auch ausgeschlossen, sich seinen Nachbarn auszusuchen, um womöglich doch verbotene Absprachen über die Wahl zu treffen. Während nach der Wahl des neuen Papstes die Kardinäle ihre Zimmer wieder räumen, bleibt der Nachfolger von Papst Benedikt XVI. für die nächsten Wochen in Sankt Martha. Das Apartment dort wird die erste Papst-Wohnung. Sie wird ihm so lange zur Verfügung gestellt, bis die alte Wohnung von Benedikt im Apostolischen Palast für dessen Nachfolger hergerichtet ist.

religion.ORF.at/dpa/AFP

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