Schweizer Bischof distanziert sich von „gloria.tv“

Der Widerstand unter kirchlichen Würdenträgern gegen das Webportal gloria.tv wächst: Nach der Kritik der Deutschen Bischofskonferenz hat sich nun auch der Schweizer Bischof Vitus Huonder von gloria.tv distanziert.

Wie die „Neue Zürcher Zeitung“ (NZZ) berichtet, verlangte er in einem Schreiben an die Website die Löschung von Beiträgen, die mit seiner Person zusammenhängen. Die Deutsche Bischofskonferenz hatte das Internetportal bereits im Rahmen ihrer Frühjahrsvollversammlung Ende Februar in Trier scharf kritisiert, nachdem auf der englischsprachigen Seite im Zusammenhang mit der Debatte um die „Pille danach“ Bischöfe mit Hakenkreuz gezeigt wurden.

Verantwortlich für den Schweizer Ableger von gloria.tv ist der aus dem Kanton Graubünden stammende Diözesanpriester Reto Nay. Er betreibt die Seite gemeinsam mit einem Diözesanpriester aus Vaduz, Markus Doppelbauer, sowie der aus St. Pölten stammenden Theologien Eva Doppelbauer. Das Internetportal veröffentlicht Beiträge in mehreren Sprachen.

Unmut über umstrittenen Priester

Bischof Huonder hat den aus Sedrun kommenden Priester Nay bisher vergeblich aufgefordert, einen die „Pille danach“-Debatte thematisierenden Bericht mit einer Illustrierung von Bischöfen mit Hakenkreuz zu entfernen. Überhaupt äußerte der Bischof bereits mehrfach seinen Unmut über den umstrittenen Priester aus seiner Diözese.

Einem Beschluss der Deutschen Bischofskonferenz zufolge darf das Portal gloria.tv, das sich laut Impressum als „private Initiative, die nicht direkt mit der kirchlichen Hierarchie verbunden ist“, zugleich die „Wahrung, Förderung und Ausbreitung der katholischen Kirche und des katholischen Glaubens“ als Ziel angibt, keine Inhalte von der kirchlichen Internetseite www.kirche.tv verwenden. Die von kirche.tv produzierte Rubrik „Tagessegen“ mit täglich neuen Segensworten von einem katholischen Geistlichen wurde bisher auch auf gloria.tv gesendet. Die Fernsehredaktion der Diözese Würzburg hat ihren Kanal auf gloria.tv bereits Mitte Jänner gelöscht.

Verharmlosung des Holocaust

In Österreich hat sich u. a. die Diözese Linz und die Linzer „KirchenZeitung“ kritisch zu gloria.tv geäußert, woraufhin der Chefredakteur der „KirchenZeitung“, Matthäus Fellinger, wegen Rufschädigung geklagt wurde. Die Klage wurde im Vorjahr jedoch rechtskräftig abgewiesen. Fellinger hatte gloria.tv in einem Beitrag vorgeworfen, Personen eine Plattform für die Verharmlosung des Holocaust zu bieten. So sei ein antisemitischer Kommentar unter dem Pseudonym „Kreuzritter“ veröffentlicht worden, in dem zu lesen war, dass es für Gott „mehr Beweise als für den Holocaust“ gebe.

Der Schweizer Priester Reto Nay bagatellisierte daraufhin in einer Anfrage der Linzer „KirchenZeitung“ das NS-Verbotsgesetz: „Das deutsche oder österreichische Recht ist nicht maßgebend für uns“, sagte er.

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