Papst Franziskus tritt sein Amt an

Papst Franziskus hat den Fischerring und das aus Lamm- und Schafwolle gewobene Pallium erhalten. Damit hat das Pontifikat von Jorge Mario Bergoglio offiziell begonnen.

Einem feierlichen Ritus folgend erhielt der neue Papst am Dienstag auf dem Petersplatz den traditionellen Fischerring und das Pallium, eine Art Schal. Den vergoldeten Silberring überreichte Kardinalsdekan Angelo Sodano dem neuen Papst, den Wollschal bekam er von dem Protodiakon Jean-Louis Tauran umgelegt. Das Pallium hatte bereits Benedikt getragen. Die Überreichung der päpstlichen Insignien markiert den Beginn des Pontifikats - mehr dazu in Papst-Insignien: Fischerring und rote Schuhe. Stellvertretend für alle Kardinäle gelobten sechs Purpurträger anschließend Franziskus feierlich ihren Gehorsam.

Papst Franziskus fährt in einem offenen Fahrzeug durch die Menschenmenge

REUTERS/Stefano Rellandini

Mit tosendem Applaus und Jubelgeschrei begrüßten Hunderttausende auf dem Petersplatz versammelte Pilger Papst Franziskus

Der 76-Jährige wandte sich in der Messe mit einer Predigt an die riesige Menschenmenge. Dutzende Staatspräsidenten, Regierungschefs, hochrangige Vertreter der Königshäuser und anderer Kirchen sind zu seiner Amtseinführung nach Rom gereist.

Schlichte Erscheinung

Franziskus feierte die Messe zu seinem Amtsantritt in einem schlichten weißen Messgewand und mit einer schlichten Mitra. Weiters trug er schwarze Schuhe, nicht die traditionellen roten. Auch auf prunkvolle Accessoires wie einen golddurchwirkten Mantelumhang, den 2005 sein Vorgänger Benedikt XVI. getragen hatte, verzichtete er.

Zu Beginn der Messe trat eine Abordnung der Kardinäle vor den Papst hin und gelobten ihm Gehorsam. Die übrigen kirchlichen Gruppen - Priester, Ordensleute, Laien - werden das Versprechen ablegen, wenn Franziskus demnächst seine Kirche als Bischof von Rom, die Lateran-Basilika, in Besitz nimmt. Das dürfte erst nach Ostern der Fall sein.

Papst Franziskus erhält den Fischerring

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Die Überreichung des Fischerrings

Betonung der Verbindung mit der Orthodoxie

Beim Austausch der Friedensgeste umarmte Papst Franziskus den Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I.. Zum ersten Mal seit dem Schisma von 1054 nahm ein Ökumenischer Patriarch an der Amtseinführung eines Papstes teil. Die Umarmung zwischen dem Papst und Bartholomaios gilt als wichtiges Zeichen für die Einheit der Christen.

Zur Gabenbereitung sang die Cappella Sistina die Motette „Tu es pastor ovium“ (Du bist der Hirte der Herde), die Pierluigi da Palestrina (1514/15-1594) zur Einführung von Päpsten komponiert hat. Die Feier endete mit einem feierlichen „Te Deum“, mit gregorianischem Choral und Melodien des Komponisten Tomas Luis de Victoria (1548-1611). An der Messe nahmen zwischen 150.000 und 200.000 Menschen teil, sagte der stellvertretende Vatikan-Sprecher Ciro Benedettini gegenüber Journalisten.

Religionsübergreifende Anteilnahme

Zu der 20-köpfigen jüdischen Delegation gehören der römische Oberrabbiner Riccardo Di Segni sowie die Führung der jüdischen Gemeinden Roms und Italiens. Das israelische Großrabbinat wird durch dessen Generaldirektor Oded Wiener vertreten, das Internationale Jüdische Komitee für Interreligiöse Beratungen (IJCIC) durch seinen Präsidenten David Rosen. Zudem werden der Präsident des Jüdischen Weltkongresses, Ronald Lauder, und dessen stellvertretender Generalsekretär Maram Stern erwartet. Für die Anti-Defamation-Liga will deren Präsident Abraham Foxman teilnehmen.

Zudem waren 30 hochrangige Vertreter aus den islamischen Staaten dabei - unter anderen der türkische Vizepremier Bekir Bozdag. Nach der Messe nahm Franziskus im Petersdom die Grüße der Staatschefs und Delegationen entgegen. Anlässlich der Amtseinführung werden auch in vielen österreichischen Diözesen festliche Gottesdienste zelebriert.

religion.ORF.at/dpa/KAP/APA

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