Kardinal Marx kritisiert „Hofstaat-Gehabe“ im Vatikan

Der Münchner Kardinal Reinhard Marx hat ein „Hofstaat-Gehabe“ in der römischen Kirchenzentrale kritisiert. Der Vatikan verhalte sich zu sehr wie ein Hofstaat, sagte Erzbischof Marx der Nachrichtenagentur dpa.

„Der Nachfolger Petri kann kein Monarch sein. Das widerspräche aus meiner Sicht dem Petrusamt“, so Marx. Bei der medialen Inszenierung kirchlicher Ereignisse wie der Papstwahl bestehe die Gefahr, dass Äußerlichkeiten eine zu große Rolle spielten, warnte der 59-Jährige.

Kardinal Reinhard Marx

Reuters/Stefano Rellandini

Kardinal Reinhard Marx

„Elemente wie Schweizer Garde und Briefmarken sind ganz nett, aber das Zentrum ist, dass von Christus gesprochen wird. Es darf nicht die Nebensache zur Hauptsache werden. Darauf muss man achten.“

„Skandale der Vergangenheit aufarbeiten“

Vom neuen Papst Franziskus erwartet Marx eine Kurienreform: „Es war ein Grundgefühl bei den Kardinälen, dass sich etwas ändern muss, dass man Zuständigkeiten neu überlegen muss, dass man die Skandale der Vergangenheit aufarbeiten muss. Darum wird sich der Papst sicher kümmern, damit auch Verantwortung wahrgenommen wird für das, was nicht richtig gelaufen ist.“

Zu prüfen sei auch, ob künftig mehr vor Ort statt in Rom entschieden werden könne, sagte Marx. „Ich möchte sehr unterstreichen, dass wir die Zentrale in Rom brauchen. Aber sie darf sich nicht überheben.“

„Auch unangenehme Entscheidungen fällen“

„Jeder muss seinen authentischen Stil finden“, sagte Marx weiter. „Ich freue mich, dass der neue Papst so gut ankommt, aber er wird auch unangenehme Entscheidungen fällen müssen, die nicht allen gefallen werden. Wie ich ihn kennengelernt habe, möchte er sich nicht absetzen von seinem Vorgänger, sondern er will seine pastoralen Erfahrungen aus Buenos Aires mit in den Petrusdienst einbringen. So wie zuvor Benedikt seine theologischen Erfahrungen eingebracht hat.“

Der Münchner Erzbischof will den Kontakt zum emeritierten Papst Benedikt nicht abreißen lassen: „Er ist interessiert an dem, was in Bayern und vor allem auch in seinem Heimatbistum passiert. Ich werde mich darum bemühen, dass es weiterhin einen lebendigen, freundschaftlichen Kontakt mit ihm gibt.“

religion.ORF.at/dpa