Empörung über Bischofsauftritt bei Groer-Messe

Ein angekündigter Auftritt des Eisenstädter Bischofs Ägidius Zsifkovics bei einer Gedenkmesse für den vor zehn Jahren verstorbenen Kardinal Hans Hermann Groer erbost die Plattform „Betroffene Kirchlicher Gewalt“.

Groer musste Mitte der 90er-Jahre aufgrund von Missbrauchsvorwürfen als Wiener Erzbischof zurücktreten. Die Diözese verteidigte die Anwesenheit von Zsifkovics bei der Feier in der niederösterreichischen Klosterkirche Marienfeld.

Der Auftritt des Eisenstädter Diözesanbischofs bei der Gedenkmesse am 8. April schlage dem Fass den Boden aus, legte die Opferplattform "schärfsten Protest ein“: "Kardinal Groer hat eine Spur der seelischen Verwüstung, u. a. mit Suizidfolgen durch das Land gezogen. Bis heute leiden viele seiner Opfer weiter.“ Alleine „die jährlichen Wallfahrten und Gedenkmessen zu Ehren des Missbrauchskardinals“ würden einen Affront darstellen.

„Ein Schlag ins Gesicht“

Auch für Josef Hartmann, der erstmals Anschuldigungen gegen Groer erhoben hatte, ist die Veranstaltung „ein Schlag ins Gesicht“. 1995 hatte der ehemalige Groer-Schüler Josef Hartmann im Nachrichtenmagazin „profil“ über seine mehr als 20 Jahre zurückliegenden Erlebnisse berichtet.

Missbrauchopfer Josef Hartmann

APA/Herbert Pfarrhofer

Missbrauchopfer Josef Hartmann

Die Folge war nicht nur ein schwerer Imageverlust für die katholische Kirche - in den darauffolgenden Jahren traten auch mehrere 100.000 Katholiken aus der Kirche aus. Hartmann fordert: "Zsifkovics soll sich im Vatikan bei Papst Franziskus dafür einsetzen, dass die Geheimakte Groer endlich geöffnet und den Betroffenen zugänglich gemacht wird.“

Diözese: „Etwas ganz Selbstverständliches“

Seitens der Diözese Eisenstadt verteidigt man den Besuch von Zsifkovics. Das Totengedenken sei „Teil der Kultur menschlicher Gesellschaften“, insbesondere Teil von Kultur und Ritus der katholischen Kirche, hieß es in einer Stellungnahme gegenüber der APA.

„Wenn gläubige Christen ihrer Toten - ohne Ansehen der Person und ihrer Beurteilung durch weltliche Instanzen - im Rahmen von Gottesdiensten gedenken und für sie beten, dann ist das etwas ganz Selbstverständliches“, so die Diözese.

Ebenso sei es üblich, dass ein Bischof der Gedenkfeier für einen anderen verstorbenen Bischof vorsteht", hieß es weiter in der Stellungnahme. Groer, der am 24. März 2003 gestorben ist, ist in der von ihm mitbegründeten Zisterzienserinnen-Abtei bei Maria Roggendorf beerdigt worden.

religion.ORF.at/APA

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