Pfarrerin tanzt gegen Leibfeindlichkeit

Die evangleische Pfarrerin Monika Salzer hat bei „Dancing Stars“ eine klare Botschaft: Sie wolle gegen die in den Kirchen weit verbreitete Leibfeindlichkeit antanzen, denn Geist und Körper gehören für sie zusammen.

„Ohne unseren Körper, den uns Gott geschenkt hat, kommen wir nicht aus.“ Das sei ihre Botschaft an die Menschen und durchaus einer der Gründe, warum sie als evangelische Pfarrerin bei der ORF TV-Show „Dancing Stars“ mitmache, wird Monika Salzer in einer Presseaussendung der Evangelischen Kirche zitiert. Zu oft hätten die Kirchen versucht Leib und Geist zu trennen. "Ich stehe dazu, dass ich Gott und die Menschen liebe, mit meiner ganzen Seele und mit meinem ganzen Körper,“ erzählt sie auch im Gespräch mit religion.ORF.at.

Die weit verbreitete Tradition des Abendlandes, dass der Geist den Körper beherrsche, hält Salzer für einen schlimmen Irrglauben, besonders dann, „wenn mit dem Körper auch noch Frau, Natur und Gefühle gleichgesetzt werden.“ Es sei fatal, wenn der Intellekt alles beherrsche und anderes als minderwertig angesehen und abgewertet werde. „Dadurch wird dann auch Sexualität abgewertet und eigentlich ist doch gerade die Sexualität eine gute Gabe der Schöpfung“, so die 65-jährige Pfarrerin. „Gott hat uns mit Körper und Geist geschaffen“.

Monika Salzer zu Besuch in den Räumlichkeiten von religion.ORF.at

ORF / Marcus Marschalek

Die 65-jährige evangelische Pfarrerin Monika Salzer will mit ihrer Teilnahme bei „Dancing Stars“ ein Zeichen gegen die Leibfeindlichkeit setzen

Evangelische Kirche hält die Daumen

Unterstützung erhält die tanzende Pfarrerin, die eigentlich schon in Pension ist, von Superintendent Hansjörg Lein, der in einem Brief an alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Bereich der Diözese A.B. Wien zum Daumenhalten und Voten aufruft. „Dancing Stars wurde bisher von Millionen Zusehern gesehen. Das bedeutet, dass das Werbepotential für unsere Kirche nicht gering ist, besonders dann, wenn Monika Salzer lange in der Sendung mittanzen kann und für sie gevotet wird", heißt es in seinem Schreiben.

Sissy Kocner, Presbyterin der Pfarrgemeinde Wien-Floridsdorf, hat für Monika Salzer sogar einen Fanclub gegründet. „Was sie macht, ist einfach toll, sie zeigt einer breiten Öffentlichkeit, dass es in der Evangelischen Kirche Pfarrerinnen gibt und diese sogar tanzen dürfen“, sagt Kocner.

Zwischen Askese und Ekstase

Dabei ist Tanz in den Religionen gar nichts Außergewöhnliches, erzählt Salzer. „Religion spielt sich zwischen den beiden Polen Askese und Ekstase ab.“ Tanz gehöre zur Ekstase und könne helfen eine Gotteserfahrung zu machen, ist sie überzeugt. „Wir sind aber als soziale Menschen geboren und wenn man in Askese oder Ekstase verharrt, dreht man sich nur um sich selbst. Es ist also wichtig immer wieder in die Mitte des Lebens zurückzukommen.“ In den letzten Wochen seien ihr derartige Gedanken immer wieder durch den Kopf gegangen.

Als evangelische Theologin sei ihr das Nachfragen, das Hinterfragen nicht fremd. Die Vernunft wolle immer noch einen weiteren Blick hinter das, was man macht, wagen „und oft genug steht man dann vor einem Abgrund“. Doch Salzer will die Dinge kontextbezogen betrachten: „Die Vernunft ist für einen bestimmten Kontext wichtig, aber alles im Leben allein auf die Vernunftfrage zu gründen, ist falsch!“ Manchmal reiche es zu sagen: „Alles ist gut!“ Das sei nur ein einfacher Satz, den sie sich im vergangenen Jahr aus einem Aufenthalt in Indien mitgenommen habe, aber dennoch unglaublich wirkungsvoll, ist Salzer überzeufgt.

Monika Salzer zu Besuch in den Räumlichkeiten von religion.ORF.at

ORF / Marcus Marschalek

Vor lauter Tun vergesse man manchmal das Sein - diese Botschaft hat Salzer aus ihrem Theologie-Studium mitgenommen

Tun und Sein

Monika Salzer hat ursprünglich als medizinisch-technische Assistentin in einem Krankenhaus gearbeitet. Es folgten Heirat und zwei Kinder. Doch das Spital als Arbeitsstätte blieb für sie ein faszinierender Ort und sie beschloss, als Krankenhausseelsorgerin tätig zu werden. Salzer begann ein Theologiestudium und wurde zur evangelischen Pfarrerin ordiniert. Später hat sie dann auch noch eine Psychotherapieausbildung absolviert.

„Vor lauter Tun vergessen wir manchmal das Sein. Auch in der Evangelischen Kirche", sagt sie heute. "Wir sollten mehr Freude an dem haben, was ist. Das Leben ist ein Geschenk und das dürfen wir mit Freude annehmen“ - eine simple Botschaft, die Monika Salzer bewusst so formuliert haben will. Das sei eine Erkenntnis aus dem Theologiestudium, denn: Je gescheiter die Bücher waren, umso einfacher war ihre Botschaft, habe sie festgestellt. Ihr Glaube sei durch das Studium gefestigt und geerdet worden. „Aber zu glauben, dass man als Pfarrerin mehr glaubt, als andere Menschen, ist einfach falsch.“

Naivität, Leichtigkeit und Lebensfreude

Was ihre Teilnahme an „Dancing Stars“ angeht, habe sie große Zweifel daran gehabt, dass sie sich jemals die Abfolge der Tanzschritte würde merken können. Unvorstellbar sei das noch bei den ersten Proben gewesen. "Doch jetzt, nach einigen Wochen harten Trainings, wird es nach und nach zur Normalität. Tanzen hat etwas von Naivität, Leichtigkeit und Lebensfreude. Durchs Tanzen werde ich lustig, auch wenn die Kritiken von Juror Balázs Ekker immer wieder sehr heftig ausfallen“, erzählt Monika Salzer zum Abschluss ihres Interviews mit religion.ORF.at.

Auf der Facebook-Fanseite steht: „Unser Ziel ist es, Monika Salzer bis ins Finale zu bringen“. Vielleicht ist also schon bald Österreichs „Dancing Star“ eine evangelische Pfarrerin, „mit Geist und Körper“.

Marcus Marschalek, religion.ORF.at