Forscher: Religiöse Verfolgung hat nie abgenommen

Die Verfolgung von Menschen anderen Glaubens aus religiösen Gründen hat aus Sicht des deutschen Historikers Wolfram Drews im Laufe der Geschichte nicht abgenommen.

„Die Annahme, dass die säkulare Moderne die Verfolgung von Menschen um ihrer Religion willen überwunden habe, hat sich leider als Irrtum erwiesen“, sagte Drews am Donnerstag gegenüber der deutschen katholischen Nachrichtenagentur KNA in Münster. Immer noch würden überall auf der Welt Menschen aus religiösen Gründen benachteiligt, vertrieben, getötet und ihre sakralen Stätten zerstört.

Zahlreiche Fälle aus der Geschichte zeigten, dass sich fast jede Religionsgemeinschaft an der Verfolgung „um Gottes willen“ beteiligt habe. „Angehörige ein und derselben Religion konnten einmal Verfolger und ein anderes Mal Verfolgte sein.“ Vorurteile über einen stets gewaltbereiten Islam oder einen immer friedlichen Buddhismus ließen sich nicht halten, so Drews. Auch Christen hätten Andersgläubige verfolgt. Heute seien sie allerdings die am meisten verfolgte Religionsgemeinschaft, so der Wissenschaftler vom Exzellenzcluster Religion und Politik der Uni Münster.

Brennende Kerzen und Wachsspuren auf einem Steinboden

EPA/QILAI SHEN

Immer wieder haben religiöse Gemeinschaften überall auf der Welt mit Diskriminierung oder sogar Verfolgung zu kämpfen - für den Historiker Wolfram Drews ein konstantes Phänomen

Gründe vielfältig

Die Gründe für religiöse Verfolgung seien immer ganz unterschiedlicher Art, sagte der Forscher. „In manchen Fällen wurde die Benachteiligung mit religiösen Argumenten gerechtfertigt, als sei sie von Gott angeordnet. In anderen Fällen diente sie der Verbreitung einer Religion - auch dann wurde eine göttliche Autorität als Grund für die Verfolgung angeführt.“

Daneben habe es politische Motive gegeben. So hätten etwa die Nationalsozialisten Priester und Ordensleute verfolgt und viele von ihnen ermordet. Als weitere Beispiele nannte er das Pol-Pot-Regime, die Roten Khmer in Kambodscha und die Christenverfolgung in der DDR.

KAP