Erneut betende Jüdinnen an Klagemauer festgenommen

Die israelische Polizei hat im Streit um religiöse Praktiken erneut fünf Jüdinnen an der Klagemauer in Jerusalem festgenommen. Seit Jahren kämpfen Aktivisten um Gleichbehandlung an der Klagemauer.

Die fünf Frauen hätten am Donnerstag einen Tallit (Gebetsschal) getragen und mit erhobener Stimme gebetet, teilte Polizeisprecher Mickey Rosenfeld auf Anfrage mit. Beides ist nach Ansicht der ultraorthodoxen offiziellen Aufseher an der Klagemauer Männern vorbehalten. Die Polizei habe auch einen strenggläubigen Juden festgenommen, weil er das Gebetbuch einer der Frauen angezündet habe, sagte Rosenfeld weiter.

Seit 1988 kämpft eine Vereinigung religiöser Frauen unter dem Namen Neschot Hakotel, auch bekannt unter der englischen Bezeichnung Women of the Wall (Frauen der Mauer) gegen die Ungleichbehandlung von Frauen und Männern an der Klagemauer. Unter den nun Festgenommenen sei auch deren Direktorin, Leslie Sachs, berichtete die Zeitung „Jerusalem Post“.

Frauen und Männer beten an der Klagemauer, getrennt durch eine provisorische Wand

REUTERS/Baz Ratner

Bis dato beten Frauen und Männer an der Klagemauer separat

Gemischte Gebetszone vorgeschlagen

Der Vorsitzende der Jewish Agency (Einwanderungsorganisation), Nathan Scharanski, der den Streit an der Klagemauer schlichten soll, hatte kürzlich die Einrichtung eines Mauerabschnitts vorgeschlagen, in dem beide Geschlechter gleich behandelt werden. Dieser solle zusätzlich zu den beiden Abteilungen entstehen, wo Männer und Frauen bisher jeweils getrennt beten.

Die ultraorthodoxen Aufseher über die Klagemauer sollen sich positiv zu dieser Lösung geäußert haben. Die Abgeordnete Tamar Sandberg bezeichnete es als schlechten Scherz, dass trotzdem wieder Frauen festgenommen worden seien.

dpa