F: Gegner der Ehe für Homosexuelle festgenommen

In Frankreich sind etwa 70 Gegner der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare festgenommen worden. Die Radikalität der Proteste hat seit der Zustimmung des Senats zum entsprechenden Gesetzesentwurf zugenommen.

Etwa 70 Gegner der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare in Frankreich sind in der Nacht zum Montag im Polizeigewahrsam genommen worden. Die Kritiker des Projekts der sozialistischen Regierung hätten versucht, vor der Nationalversammlung rund ein dutzend Zelte aufzubauen, teilte die Polizei in Paris mit. Sie wollten dort eine Aktion „Camping für alle“ in Anlehnung an die Bewegung „Demo für alle“ starten, die seit Monaten gegen die Ehe für Homosexuelle mobil macht. Nach der Zustimmung des Senats zu dem Gesetzentwurf ist das Schlussvotum in zweiter Lesung in der Nationalversammlung nun für den 23. April angesetzt.

Weitere Proteste angesagt

Die Gegner der völligen Gleichstellung homosexueller Paare, darunter viele Anhänger der konservativen Oppositionspartei UMP und der katholischen Kirche, wollen weiterhin mit spektakulären Aktionen gegen die Ehe Gleichgeschlechtlicher protestieren. Die Sprecherin der Bewegung „Demo für alle“, Frigide Barjot, kündigte neue Demonstrationen am 21. April und möglicherweise auch am 23. April an. Weitere Kundgebungen sind bereits am 5. und 26. Mai vorgesehen. Die Gegner wollen sich zudem ab Dienstag jeden Abend ab 19.00 Uhr in der Nähe der Nationalversammlung einfinden. Andere wollen verschiedenen Ministern „Empfänge“ bereiten.

Die Gegner hatten sich massiv gegen das rasche Schlussvotum bereits am 23. April stark gemacht. Barjot kritisierte, damit sei „ein Fleischerbeil über dem Kopf des Volkes“ gefallen. Sie fügte hinzu, Präsident François Hollande „will Blut, er wird es bekommen“. Alle seien wütend. „Wir leben in einer Diktatur“, erklärte sie. Später relativierte sie ihre Aussagen. Auch UMP-Chef Jean-François Copé verurteilte am Montag in den Sendern BFMTV und RMC „Gewalt und Ausartungen“ rund um den Protest - wenngleich er die Regierung wegen ihrer Unnachgiebigkeit dafür verantwortlich machte.

Proteste werden radikaler

Bei Demonstrationen gegen die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare hatte die Polizei am Freitagabend und am Wochenende erneut Tränengas eingesetzt. Eine Befürworterin wurde am Samstag in Westfrankreich von Kritikern regelrecht verfolgt, sogar ein Schnellzug TGV, mit dem sie reisen wollte, wurde blockiert. In mehreren Städten versammelten sich am Wochenende erneut tausende Gegner.

Ursprünglich sollte die Schlussabstimmung in der Nationalversammlung über den Gesetzentwurf, der auch ein Adoptionsrecht für homosexuelle Paare vorsieht, erst Ende Mai stattfinden. Die Regierung hatte die zweite Lesung aber auf 23.April vorgezogen; das Präsidium der Nationalversammlung beschloss am Montag zudem, dass die Debattenzeit auf 25 Stunden begrenzt werde. UMP-Fraktionschef Christian Jacob sprach von eine „Demütigung des Parlaments“. In der ersten Lesung im Parlament hatte die Opposition durch einen Vielzahl von Anträgen und Redebeiträgen versucht, das Projekt zumindest zu verzögern.

AFP

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