Islamstudie: Junge Musliminnen gut integriert

Eine Studie im Auftrag des Integrationsstaatssekretariats hat ergeben, dass vor allem Musliminnen gut integriert in Österreich leben. Ein Unterschied besteht zwischen der ersten und den nächsten Generationen.

Junge Musliminnen leben in Österreich gut integriert, so lassen sich die Ergebnisse einer umfangreichen Studie, die im Auftrag des Integrationsstaatssekretariats durchgeführt wurde, zusammenfassen. Zwischen der ersten und den darauffolgenden Generationen bestehen mitunter große Unterschiede. Die Frauenreferentin der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGiÖ), Carla Amina Baghajati, sieht in den Ergebnissen einen guten Beitrag zur Diskussion über Geschlechterrollen, erklärte sie am Dienstag gegenüber der APA.

Im Rahmen der IFES-Studie wurden im vergangenen Frühjahr 1.000 Muslime und Musliminnen mit türkischem und bosnischem Migrationshintergrund in Österreich befragt. Erstellt wurde sie vom Theologen Paul Zulehner, Meinungsforscher Peter Hajek und Politologen Peter Ulram.

Unterschied zwischen erster und zweiter Generation

Während bei den Musliminnen und Muslimen der ersten Generation eine eher traditionelle Arbeitsteilung in der Familie stattfindet, haben sich Muslime und Musliminnen der zweiten und dritten Generation den nicht muslimischen Österreichern und Österreicherinnen weitgehend angepasst. Das Rollenbild „Mann im Beruf, Frau in der Familie“ wird von 39 Prozent der Musliminnen und Muslime der ersten Generation unterstützt. Bei der Hausarbeit machen Musliminnen der zweiten Generation weniger als in der ersten Generation, die Männer beteiligen sich mehr.

Zwei Musliminnen mit einem Kind

APA/Herbert Pfarrhofer

Junge Musliminnen fühlen sich in Österreich gut integriert

Musliminnen und Muslime, die in erster Generation in Österreich leben, haben einen deutlich höheren Kinderwunsch als nicht muslimische Österreicherinnen und Österreicher. In der zweiten Generation nähern sich die Werte jenen der Nichtmuslime und Nichtmusliminnen an. Musliminnen fühlen sich im Schnitt moderner als männliche Muslime. Von der ersten zu den nächsten Generationen nimmt der Anteil der Traditionellen ab, jener der Modernen zu.

Stärkere Religiosität der Muslime und Musliminnen

Die muslimische Bevölkerung schätzt sich selbst erheblich religiöser ein, als es die übrige Bevölkerung tut. Während sich 38 Prozent der Österreicher und Österreicherinnen für religiös halten, sind es in der ersten Generation 73 Prozent der Muslime und 87 Prozent der Musliminnen. Diese starke Religiosität nimmt zur zweiten und dritten Generation hin deutlich ab: Muslime nennen sich zu 57 Prozent religiös, Musliminnen zu 62 Prozent.

In Bezug auf die Sprache der Predigt in Moscheen sind 61 Prozent dafür, dass nur bzw. auch auf Deutsch gepredigt wird. Für die Mehrheit der muslimischen Männer (56 Prozent) liegt die Entscheidung darüber, ob eine Muslimin ein Kopftuch tragen soll, bei der Frau. 16 Prozent meinen, dass ihre Frau auf jeden Fall ein Kopftuch tragen sollte bzw. muss, 13 Prozent halten das in der Öffentlichkeit für nicht notwendig.

Zulehner: „Tiefgreifender Wandel“

Für Zulehner zeigen die Daten den „tiefgreifenden Wandel“, den Musliminnen und Muslime in Österreich durchlaufen: „Das betrifft die Geschlechterrollen, das Freiheitsgefühl, das Commitment in der islamischen Kommunität. Hier ist die Islamische Gemeinschaft selbst gefordert.“ Für Österreich stelle sich die Frage, wie diese dynamische Entwicklung behutsam unterstützt und gefördert werden kann.

IGGiÖ-Frauenreferentin Baghajati erkennt in der Studie einen interessanten Beitrag zur Diskussion über das Auseinanderklaffen der Eigen- und Fremdwahrnehmung. Erfreut zeigt sie sich gegenüber der APA über die Tatsache, dass nun ein Dialog über Geschlechterrollenbilder sowie die Unterschiede zwischen Tradition und Religion stattfindet.

Erhoben wurde in der Studie auch die Mediennutzung von Muslimen und Musliminnen. Genutzt werden in erster Linie Fernsehen (87 Prozent regelmäßige Nutzung) und das Internet (67 Prozent). Zeitungen, Magazine und Radio nutzt nur eine Minderheit regelmäßig. Türkische Fernsehsender werden häufiger gesehen als deutsche. Auch im Internet setzt etwa die türkische Community stärker auf Homepages in ihrer Muttersprache.

APA

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