Entführer von Bischöfen fordern Geiselaustausch

Für die beiden am Montag in Syrien entführten orthodoxen Bischöfe wird offenbar kein Lösegeld gefordert. Die Entführer fordern einen Austausch von Geiseln.

Das berichtete der im schwedischen Södertälje ansässige Weltrat der Aramäer (WCA) am Dienstag auf seiner Website laut deutscher Katholischer Nachrichtenagentur KNA. Bei den Entführten handelt es sich um den syrisch-orthodoxen Metropoliten von Aleppo, Mar Gregorios Johanna Ibrahim, und seinen griechisch-orthodoxen Kollegen Bulos Jasidschi. Sowohl die Regime-Nachrichtenagentur Sana als auch die Rebellen bestätigten die Entführung. Sana berichtete, die Männer seien von Rebellen in der Provinz Aleppo verschleppt worden.

Nach einem Austausch könnten die beiden Geistlichen noch Dienstagabend in ihre Amtssitze zurückkehren, hieß es unter Berufung auf Gespräche mit Rebellen-Organisationen in Syrien.

Der syrisch-orthodoxe Metropolit von Aleppo, Mar Gregorios Yohanna Ibrahim

Kathbild/Franz Josef Rupprecht

Mar Gregorios Johanna Ibrahim

Bischöfe „sicher und gesund“

Die beiden Bischöfe würden in Kafar Dael festgehalten und seien sicher und gesund, heißt es weiter. Dennoch könne die Situation jederzeit eskalieren. Kontaktleute des Weltrates hätten versucht, in die Region vorzudringen und mit den Rebellengruppen zu verhandeln. Sie seien aber mit Blick auf die gefährliche Lage zurückgewiesen worden.

Nach Darstellung des Weltrates sind während des Bürgerkriegs in Syrien zahlreiche aramäische Christen entführt worden, um Lösegeld zu erpressen. Laut Berichten sollen auch die beiden jetzt entführten Bischöfe auf dem Rückweg von Verhandlungen befunden haben, um die Freilassung eines vor Monaten entführten Priesters zu erreichen.

„Schwerer Schlag“ für Christen in Syrien

Der Bundesverband der Aramäer in Deutschland sprach von einem schweren Schlag für die in Syrien noch ausharrenden Christen. Der Vorsitzende Daniyel Demir appellierte im Gespräch mit der KNA an die deutsche Bundesregierung, die eigene Rolle in diesem Konflikt zu überdenken. Jede militärische oder nichtmilitärische Unterstützung auch der Rebellen müsse verhindert werden, weil Hilfsgüter in falsche Hände geraten könnten. Stattdessen sollten beide Kriegsparteien zu einem sofortigen und bedingungslosen Waffenstillstand gedrängt werden.

Bulos Jasidschi

APA/EPA/Youssef Badawi

Bulos Jasidschi

Nach den Worten Demirs zeichnet sich eine zunehmende Präsenz von Fundamentalisten und Dschihadisten wie der militanten Al-Nusra-Front und anderer islamistischer Freischärler-Brigaden in Syrien ab. Die Rebellenbewegung werde mit Hilfe „verbündeter“ Staaten mit Tausenden Dschihadisten unterwandert und sei „völlig unkontrollierbar geworden“.

Russisch-orthodoxe Kirche gibt Westen Mitschuld

Die russisch-orthodoxe Kirche gibt westlichen Regierungen eine Mitschuld an der Entführung zweier syrischer Bischöfe. Durch die Unterstützung der Rebellen in Syrien habe der Westen zu dem Geschehen beigetragen, sagte der Außenamtschef des Moskauer Patriarchates, Metropolit Hilarion, am Dienstag, wie die deutsche Katholische Nachrichtenagentur (KNA) berichtete. Die Regierungen sollten diese Unterstützung einstellen.

Es sei nicht zu rechtfertigen, wenn westliche Regierungen „Mördern, Entführern und Extremisten“ Waffen lieferten, zitieren russische Medien Hilarion. In einer Erklärung des Metropoliten heißt es: „Das ist kein Bürgerkrieg, sondern der Versuch von Bewaffneten, das amtierende Regime mit Hilfe ausländischer Kräfte zu stürzen.“ Die Weltgemeinschaft und die syrischen Behörden müssten alles für die Freilassung der am Montag entführten orthodoxen Bischöfe tun.

religion.ORF.at/KAP

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