Syrien: Lage der Flüchtlinge gespannt

Allein seit Jahresbeginn sollen Schätzungen der UNO zufolge mehr als 400.000 Syrer auf der Flucht aus ihrer Heimat sein. Hilfsorganisationen wie Caritas und Diakonie arbeiten mit Partnerorganisationen zusammen.

Mit der Summe von mehr als einer Million Euro konnten 12.700 Menschen in den Nachbarstaaten Jordanien und Libanon sowie in Syrien selbst mit Lebensmitteln, Winterkleidung und medizinischer Hilfe unterstützt werden, wie die Caritas in einer Aussendung (Montag) mitteilte. Die Nothilfe wurde über die lokalen Caritas-Einrichtungen vor Ort verteilt. Alleine im Nachbarland Libanon mit seinen 4,5 Millionen Einwohner sind etwa eine halbe Million syrischer Flüchtlinge registriert.

Sendungshinweis:

„Religion aktuell“ am 6.5. 18.55 Uhr und „Praxis - Religion und Gesellschaft“ am 8.5. ab 16.00 Uhr in Ö1.

Und zum Nachhören auf der Homepage von Ö1, sowie mit der erweiterten Ö1 Radio-App für Smartphones.

Angesichts der dramatischen Situation hat die Caritas Libanon Hilferufe an das internationale Caritas Hilfswerk gerichtet. Es geht um die Verteilung von Lebensmittelpaketen und Hygieneartikel an Flüchtlingsfamilien, um medizinische Hilfe und temporäre Unterkünfte für Flüchtlinge. Die Caritas Österreich unterstützt beide Anträge.

Seit Jahresbeginn 400.000 Syrer auf der Flucht

Allein seit Jahresbeginn sollen Schätzungen der UNO zufolge mehr als 400.000 Syrer auf der Flucht aus ihrer Heimat sein. Der UN-Hochkommissar für Flüchtlinge, Antonio Guterres, ging davon aus, dass etwa die Hälfte der Flüchtlinge Kinder und Jugendliche sind, großteils jünger als elf Jahre. Etwa 1,4 Millionen Syrer sind seit Beginn des Bürgerkriegs außer Landes geflohen.

Zwei Frauen und zwei Kinder beim Wäsche aufhängen im Flüchtlingslager Za'atari in Jordanien

REUTERS/ Majed Jaber

Alltag zwischen Containern und Zelten im Flüchtlingslager Saatari im Norden von Jordanien

Nachbar in Not zugunsten syrischer Flüchtlinge

Unter dem Dach von „Nachbar in Not“ arbeiten Caritas, Rotes Kreuz, Diakonie, CARE, Hilfswerk Austria, Volkshilfe, Malteser Hospitaldienst und Arbeiter Samariterbund zusammen, der ORF unterstützt die Aktion.

Spenden unter Ktnr: 400 400 440 00, BLZ: 20111

In Rahmen eines Programms der Österreichischen Entwicklungsagentur konnten 400 Familien aus Syrien mit Lebensmitteln und Hygieneartikeln versorgt werden. Sie bekamen Winterbekleidung, Öfen und Heizmaterial, was angesichts des ungewöhnlich strengen Winters mit Frost, Schnee und Eis dringend erforderlich war.

Flüchtlingslager mit 150.000 Menschen

Martin Kessler, Leiter der Programmabteilung der Diakonie Katastrophenhilfe in Deutschland, beschreibt im Interview mit Ö1 die Situation des größten Flüchtlingslagers in Norden Jordaniens - Saatari. Konzipiert für etwa 30.000 Flüchtlinge, hielten sich mittlerweile rund 150.000 Menschen in dem Lager auf, so Kessler. „So gesehen ist das jetzt die viertgrößte Stadt Jordaniens“, in der vor allem die Infrastruktur fehle. Das Krankenhaus des Lagers liege im Zentrum des Lagers, viele hätten sehr weite Wege bis dort hin, so Kessler.

Die Diakonie Deutschland arbeitet mit Partnerorganisationen vor allem in Jordanien, in der Türkei und im Libanon zusammen. Kessler berichtet, dass sich nur etwa die Hälfte der Flüchtlinge aus Syrien für ein Flüchtlingslager entscheide, die anderen würden versuchen, alleine durchzukommen. Viele Würdern bei Familien unterkommen, so Kessler.

„Religion spielt eine untergeordnete Rolle“

Angesprochen auf Konflikte zwischen Flüchtlingen unterschiedlicher Religionen und Konfessionen, berichtet Kessler von keinen ihm bekannten Vorkommnissen. Jeder hüte sich, eigene Positionen nach außen zu tragen.Täglich kämen etwa 2.000 neue Flüchtlinge nach Jordanien. Der Caritas-Generalsekretär für Internationale Angelegenheiten, Christoph Schweifer, geht von einem weiteren Anstieg der Flüchtlinge in den kommenden Monaten aus.

Nach einem israelischen Raketenangriff, der in der Nacht zum Sonntag Lieferungen iranischer Fateh-110-Raketen gegolten haben soll, wächst indes die Angst vor einem Übergriff des Bürgerkriegs auf die Region. „Es braucht mehr Hilfe - mehr Lager“, meint Kessler und wünscht sich ein baldiges Ende des Kriegs.

religion.ORF.at/KAP

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