Koptenpapst Tawadros II. bei Papst Franziskus

Papst Franziskus hat am Freitag das Oberhaupt der koptischen Christen, Tawadros II., zu einer für die Ökumene wichtigen Privataudienz empfangen. Der Besuch stärke die freundschaftlichen Beziehungen, sagte Franziskus.

Katholiken und Kopten könnten auf einem wohl noch langen Weg „neue und wichtige Schritte hin zur vollen Einheit machen“, so Franziskus weiter. Die Gläubigen seien durch die eine Taufe verbunden, sagte er beim Besuch des koptischen Papst-Patriarchen Tawadros II. am Freitag im Vatikan.

„Wir ersehnen den Tag, an dem wir Gottes Willen erfüllen und gemeinsam an dem einen Kelch teilhaben werden“, so Franziskus. Schon jetzt verbinde die römisch-katholische und die koptisch-orthodoxe Kirche ein brüderliches und fruchtbares Verhältnis. Gemeinsam müssten die Kirchen für Vergebung, Frieden und Versöhnung in der Welt eintreten.

Franziskus: „Ökumene des Leidens“

Nach Franziskus’ Worten besitzen die Kopten ein „unschätzbares Erbe von Märtyrern, Theologen, heiligen Mönchen und gläubigen Jüngern Christi“. Das Evangelium hätten sie oft auch in Situationen großer Widerstände bezeugt. Der Papst sicherte Tawadros II. die Solidarität der Katholiken mit den Kopten zu, die in Ägypten „täglich leiden“. „Es gibt auch eine Ökumene des Leidens“, so Franziskus. Auf dem Weg zur kirchlichen Einheit sei das Mitgefühl ein wichtiges Element.

Der Papst dankte Tawadros II. bei der 20-minütigen herzlichen Begegnung für die deutlichen Signale, die er in seiner erst kurzen Amtszeit für die Ökumene gesetzt habe. Besonders hob er die Gründung des „Nationalen Rates Christlicher Kirchen“ in Ägypten hervor, für die sich Tawadros II. eingesetzt hatte. Er lobte den Einsatz, den die Kopten für eine friedliche Entwicklung im Sinne der gesamten ägyptischen Gesellschaft zeigten.

Historisches Treffen

Als Geschenk überbrachte der Patriarch dem Papst ein ostkirchliches Pektorale, ein Brustmedaillion mit dem Bild der Gottesmutter, sowie eine Christus-Ikone. Franziskus revanchierte sich mit der Kopie eine alten Codices aus den vatikanischen Museen. Der fünftägige Besuch des koptischen Papstes im Vatikan erinnert an die gemeinsame christologische Erklärung beider Kirchen vor 40 Jahren.

Kopten-Patriarch Tawadros II. bei der Ostermesse 2013

APA/EPA/Khaled Elfiqi

Kopten-Patriarch Tawadros II. bei der Ostermesse 2013

Im Mai 1973 hatten Tawadros’ Vorgänger Schenuda III. und Papst Paul VI. in dem Dokument bekannt, beide Kirchen teilten den gleichen Glauben, trotz unterschiedlicher Formulierungen. Franziskus würdigte das damalige Ereignis als Meilenstein der Ökumene nach Jahrhunderten des Misstrauens und als Ausgangspunkt für eine Annäherung der Katholiken an die ganze Familie der Ostkirchen.

Franziskus hat „eines der wichtigsten Ämter“

Auch Tawadros II. lobte die „exzellenten Beziehungen“ zwischen beiden Kirchen. Er hoffe, dass sie im Dienste des Friedens in der Welt immer enger würden, sagte er in seiner Rede. Wichtigstes Ziel des Dialogs bleibe die Einheit der Kirchen.

Papst Franziskus gratulierte er zu dessen Wahl im März. „Es ist eines der wichtigsten Ämter der christlichen Gemeinschaft“, so Tawadros II. Er betonte den wichtigen Beitrag der Kopten für die Entwicklung des Christentums. Die Patriarchen und Päpste von Alexandria, die sich auf den Evangelisten Markus zurückführen, hätten in der Theologie eine führende Rolle gespielt.

Tawadros II. schlug in seiner Rede vor, den 10. Mai zum festen Gedenktag zur Erinnerung an die koptisch-katholische Erklärung vor 40 Jahren zu erheben. Neben dem Gespräch beider Päpste war auch ein gemeinsames Gebet vorgesehen. Tawadros lud Franziskus im Gegenzug nach Kairo ein.

Beziehungen zu Katholiken vertiefen

Der Papst der orthodoxen Kirche der Kopten will mit seinem mehrtägigen Besuch die Beziehungen zu den Katholiken vertiefen. Er wollte dabei auch mit Vertretern des Päpstlichen Einheitsrates im Vatikan zusammenkommen. Christen machen in Ägypten ein Zehntel der überwiegend muslimischen Bevölkerung aus. Sie sind in Sorge um ihre Zukunft in einem von islamistischen Regeln geprägten Land. Franziskus sprach in dem Zusammenhang von einer „Ökumene des Leidens“.

Der neue Koptenpapst habe vor allem auch mit der Gründung eines Rates der Kirchen Bewegung in die Ökumene in Ägypten gebracht, sagte der Seelsorger der deutschsprachigen Gemeinde in Kairo, Joachim Schroedel, dem Radio Vatikan. In dem Rat sitzen Theologen von vier christlichen Kirchen.

Treffen mit Gläubigen geplant

Auch ein Treffen mit Roms Bürgermeister Gianni Alemanno soll stattfinden. Für Samstag ist unter anderem ein Treffen mit koptischen Gläubigen in Rom vorgesehen. Der Besuch endet am Montag mit einem Gespräch mit dem Präfekten der Ostkirchenkongregation, Kardinal Leonardo Sandri.

Tawadros II. war im November 2012 zum neuen Oberhaupt der Kopten in Ägypten gewählt worden. Die koptischen Christen bilden die größte nichtmuslimische Minderheit in Ägypten.

Wachsende Zahl an Übergriffen gegen Christen

Ihr Anteil unter den 80 Millionen Bürgern wird mit fünf bis zwölf Millionen angegeben. Die christliche Minderheit sieht sich angesichts des wachsenden Einflusses der Islamisten in Ägypten zusehends religiös motivierten Übergriffen ausgesetzt. Dabei gibt es immer wieder Todesopfer.

Koptinnen bei Weihnachtsmesse in Kairo

Reuters/Mohamed Abd El Ghany

Die koptische Minderheit in Ägypten ist zunehmend religiös motivierten Übergriffen ausgesetzt

Nach seinem viertägigen Besuch in Rom will Tawadros in Europa einige koptische Gemeinden besuchen. Seit dem Amtsantritt von Tawadros II. Ende 2012 hätten sich die ökumenischen Kontakte in Ägypten deutlich verbessert, hatte der Vatikan vor der Reise mitgeteilt. Der Besuch erfolge in einer für die christlichen Gemeinden im Nahen Osten „sehr schwierigen Situation“.

religion.ORF.at/APA/AFP/KAP/dpa

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