Kyrill I.: Orthodoxe Kirche in China „wiedergeboren“

„Heute sind wir Zeugen der Wiedergeburt der chinesisch-orthodoxen Kirche“, sagte Kyrill I. in Schanghai laut deutscher katholischer Nachrichtenagentur KNA am Donnerstag.

Der Moskauer Patriarch Kyrill I. zog eine positive Bilanz der ersten China-Reise eines russisch-orthodoxen Kirchenoberhaupts. Mit der chinesischen Regierung habe er Schritte zur „Normalisierung“ der Lage der Orthodoxie in dem Land vereinbart.

Das Kirchenoberhaupt lobte besonders, dass sich erstmals zwei Chinesen mit Erlaubnis der Pekinger Religionsbehörde in Russland zu Priestern ausbilden lassen dürfen. Von großer symbolischer Bedeutung sei zudem der erste Gottesdienst in der heute als Museum fungierenden ehemaligen orthodoxen Kathedrale von Schanghai seit fast 50 Jahren gewesen. Kyrill hatte dort am Mittwoch die Liturgie gefeiert.

Der russisch-orthodoxe Patriarch Kyrill I. und der chinesische Präsident Xi Jinping

Reuters/China Daily Information Corp

Der russisch-orthodoxe Patriarch Kyrill I. und der chinesische Präsident Xi Jinping am 10. Mai in Beijing

Vom Staatsoberhaupt empfangen

Dass ihn die chinesische Führung in das Land eingeladen habe, beweise, dass diese die Bedeutung des „religiösen Faktors“ im Leben des eigenen Volkes und in den russisch-chinesischen Beziehungen verstehe, so Kyrill I.

Der Patriarch war am 10. Mai als erstes ausländisches Kirchenoberhaupt seit der Gründung der Volksrepublik China 1949 vom Staatsoberhaupt empfangen worden. Der Staats- und Parteichef Chinas, Xi Jinping, wertete die Begegnung mit Kyrill I. als Zeichen für das hohe Niveau der chinesisch-russischen Beziehungen. Xi verwies zudem darauf, dass er im März in Moskau mit Kreml-Chef Wladimir Putin den China-Besuch des Patriarchen erörtert habe.

Dialogkommission für religiöse Angelegenheiten

Die einst verfeindeten Regierungen in Peking und Moskau betonen seit einigen Jahren ihre strategische Partnerschaft. 2011 richteten sie eine Dialogkommission für religiöse Angelegenheiten ein, in der mehrere Konfessionen und Glaubensgemeinschaften vertreten sind.

Etwa 15.000 der 1,3 Milliarden Chinesen sind orthodoxe Christen. Der erste russisch-orthodoxe Missionar kam nach Angaben des Moskauer Patriarchats 1685 in das Nachbarland. Der Mitte der 1960er-Jahre im Zuge der Kulturrevolution aufgelösten orthodoxen Kirche fehlt bis heute die staatliche Zulassung. Regelmäßige Gottesdienste finden nur auf dem Gelände der russischen Botschaft in Peking und des russischen Konsulats in Schanghai sowie in Hongkong und Harbin nahe der Grenze zu Russland statt. Die von russischen Geistlichen gefeierten Messen dürfen bis auf wenige Ausnahmen nur Ausländer besuchen.

KAP