Australien: Bischof räumt Missbrauchsvertuschung ein

Der Erzbischof von Melbourne, Denis Hart, hat bei einer Parlamentsanhörung im australischen Bundesstaat Victoria zum Thema sexueller Missbrauch „Geheimniskrämerei und Vertuschung“ eingeräumt.

„Das hatte sich wie Mehltau über die Kirche gelegt“, sagte Hart am Montag laut der deutschen katholischen Nachrichtenagentur (KNA) unter Berufung auf australische Medienberichte. Die Verantwortungsträger hätten zu lange gebraucht, um zu verstehen, was „eigentlich vor sich ging“.

Allerdings habe sich dies mit dem Amtsantritt von George Pell als Nachfolger des Melbourner Erzbischofs Frank Little im Jahr 1996 verbessert. Little habe sich einfach „nicht vorstellen können, dass Priester, die das Beste im Menschen repräsentieren sollen“, zu solchen Taten fähig seien, sagte Hart.

Erzbischof Hart war am Montag der erste hochrangige Kirchenvertreter, der vor dem Ausschuss in Melbourne aussagte. In einer Woche, am 27. Mai, wird auch sein Amtsvorgänger in der Erzdiözese Melbourne(1996-2001), der jetzige Erzbischof von Sydney, Kardinal George Pell, aussagen.

Schwere Vorwürfe

Das Parlament des australischen Bundesstaates Victoria hatte im vergangenen Jahr den Untersuchungsausschuss eingesetzt, nachdem Polizei und Missbrauchsopfer schwere Vorwürfe gegen die Erzdiözese Melbourne erhoben hatten. So soll die Erzdiözese die Zusammenarbeit mit der Polizei verweigert und Missbrauchsfälle sowie Selbstmorde von Missbrauchsopfern vertuscht haben.

Der Ausschuss in Melbourne ist aktuell eine von drei politischen Initiativen in Australien, die den Umgang der Kirche und anderer Institutionen mit Missbrauchsfällen untersuchen. Anfang Mai hatte eine Untersuchungskommission von Parlament und Regierung des australischen Bundesstaates New South Wales ihre Arbeit aufgenommen. Ende vergangenen Jahres hatte Australiens Premierministerin Julia Gillard eine Königliche Untersuchungskommission zur Aufklärung des Umgangs von Kirchen und anderen Institutionen mit Fällen sexuellen Missbrauchs eingesetzt.

KAP

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