GB: Vorgehen gegen islamistischen Prediger gefordert

Nach dem Mord an einem britischen Soldaten in London haten Zeitungen in Großbritannien ein schärferes Vorgehen gegen den islamistischen Prediger Anjem Choudary gefordert.

Die Boulevardzeitung „The Sun“ nannte Choudary, der den mutmaßlichen Täter Michael Adebolajo inspiriert haben soll, das „Epizentrum des Bösen“. Der Anführer der verbotenen Gruppierung Al-Muhajiroun könne weiterhin „Galle spucken“, kritisierte das Blatt. Die Polizei müsse endlich Gebrauch machen von ihrem Recht, Menschen wegen des Aufrufs zum Terrorismus festzunehmen.

Der islamistische Prediger Anjem Choudary

APA/EPA/Facundo Arrizabalaga

Der islamistische Prediger Anjem Choudary steht in der Kritik britischer Zeitungen

Die „Daily Mail“ schrieb in ihrem Leitartikel, am verstörendsten sei es, „dass Hassprediger wie Choudary ihre Mordpredigten in derartiger Straflosigkeit verbreiten dürfen“. Die Zeitung kritisierte die Sicherheitsdienste, nachdem berichtet worden war, dass Adebolajo ihnen seit acht Jahren bekannt gewesen sei. „Verrat an einem Helden-Vater“, hieß es auf der Titelseite. Auch der konservative „Daily Telegraph“ äußerte Kritik an den Behörden und fragte auf dem Titel: „Warum stand es ihm frei zu morden?“

„Guardian“ lobt Besonnenheit

Der linke „Guardian“ dagegen lobte die besonnene Reaktion des konservativen Premierministers David Cameron. Sein Aufruf zu Ruhe und Solidarität sei ebenso richtig wie seine Absage an spontane gesetzliche Reaktionen. „Dies war eine wahrhaft schockierende Tat. Es gab keine Rechtfertigung dafür. Die Verantwortung liegt allein bei denen, die sie begangen haben“, schrieb der „Guardian“. Die „Times“ hielt fest, es sei leicht zu erinnern, dass Terrorismus böse sei. „Terroristen dürfen niemals vergessen, dass er auch vergeblich ist.“

Am Mittwochnachmittag war der 25-jährige Soldat Lee Rigby im Londoner Stadtteil Woolwich auf offener Straße brutal ermordet worden. Einer der beiden mutmaßlichen Täter, der aus Nigeria stammende 28-jährige Adebolajo, hatte anschließend Passanten gesagt, er habe den Soldaten als Vergeltung für die Tötung von Muslimen ermordet. Rigby, der einen zweijährigen Sohn hat, war 2009 in Afghanistan im Einsatz gewesen. Die beiden mutmaßlichen Angreifer wurden von der Polizei angeschossen und festgenommen.

APA/AFP