Vor 50 Jahren starb Papst Johannes XXIII.

Als „Übergangspapst“ galt er bei seiner Wahl, doch sein Pontifikat wurde zu einem der wichtigsten in der Geschichte der katholischen Kirche. Am 3. Juni jährte sich der Todestag von Johannes XXIII. zum 50. Mal.

Vor 50 Jahren, am 3. Juni 1963 und damit mitten im Zweiten Vatikanischen Konzil, starb Papst Johannes XXIII. Er ging als „Konzilspapst“ in die Geschichte ein, wiewohl sich auch sein Nachfolger Paul VI. (1963-78) nicht minder große Verdienste um das Gelingen des Konzils erworben hatte. Doch es war Johannes XXIII. gewesen, der mit der Einberufung des Konzils 1959 Kirchengeschichte geschrieben hat.

„Die Zeichen der Zeit erkennen“

Hubert Gaisbauer, ehemaliger Leiter der ORF-Hauptabteilung Religion Hörfunk und Autor einer Biografie von Johannes XXIII. hat sich für religion.ORF.at Gedanken zu dessen 50. Todestag gemacht.

„Gewiss ein wenig zitternd vor Bewegung, aber zugleich mit demütiger Entschlossenheit im festen Vorsatz sprechen Wir vor euch den Namen und das Vorhaben einer doppelten feierlichen Veranstaltung aus: einer Diözesansynode der Stadt Rom und eines Ökumenischen Konzils für die Gesamtkirche“. Mit diesen Worten kündigte Papst Johannes XXIII. am 25. Jänner 1959 im Benediktinerkloster St. Paul vor den Mauern in Rom das Konzil an.

Am 11. Oktober 1962 kamen schließlich 2.540 Konzilsväter zur Eröffnungssitzung des 21. und bisher mit Abstand größten Konzils der Kirchengeschichte zusammen, das zum viel zitierten „Aggiornamento“, zur Verheutigung der Kirche führen sollte. Der Papst war bis zu seinem Tod der unermüdliche Promotor der Kirchenversammlung, ließ sie sich aber in vollkommener Freiheit entfalten.

Eröffnungsgottesdienst des Zweiten Vatikanischen Konzils im Petersdom in Rom

APA/dpa/Gerhard Rauchwetter

Eröffnungsgottesdienst des Zweiten Vatikanischen Konzils

Aus einfachen Verhältnissen

Johannes XXIII. wurde am 25. November 1881 als Angelo Guiseppe Roncalli in Sotto il Monte bei Bergamo in Italien geboren. Der Sohn einer einfachen Bauernfamilie wurde 1904 zum Priester und 1925 zum Bischof geweiht. Er war Gesandter des Vatikans in Bulgarien tätig, ab 1933 Nuntius in der Türkei und in Griechenland mit Sitz in Istanbul. Diese Zeit war prägend für Roncalli, der seither zur Orthodoxen Kirche ein besonders gutes Verhältnis pflegte.

Ab 1937 residierte Roncalli in Athen, wo er im zweiten Weltkrieg die Bevölkerung gegen die deutsche Besetzung unterstützte. 1945 wurde er zum vatikanischen Nuntius in Paris, 1953 zum Kardinal und Patriarchen von Venedig ernannt.

Am 28. Oktober 1958 wurde Roncalli schließlich zum Papst gewählt und gab sich den Namen Johannes XXIII. Niemand hatte zu diesem Zeitpunkt damit gerechnet, dass knapp vier Jahre später mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil Kirchengeschichte geschrieben werden würde. Viel eher wurde der damals bereits 77-Jährige als „Übergangspapst“ gesehen.

Frischer Wind im Vatikan

Mit Roncalli zog ein frischer Wind in den Vatikan ein. Der Papst besuchte seine Pfarren in Rom, unternahm Pilgerfahrten, er ging in Gefängnisse und Waisenhäuser und suchte den Kontakt mit den Menschen. Persönlich überzeugte Johannes XXIII. durch seine Herzlichkeit, seinen Humor bei gleichzeitig tiefster Frömmigkeit sowie seine Bescheidenheit. So schaffte er beispielsweise den Fußkuss und die bis dahin vorgeschriebenen drei Verbeugungen bei Privataudienzen ab.

Bild von Johannes XXIII. bei seiner Seligsprechungszeremonie auf dem Petersplatz im Jahr 2000

APA/EPA/ANSA/FILIPPO MONTEFORTE

Bild von Johannes XXIII. auf dem Petersplatz bei seiner Seligsprechung im Jahr 2000

Johannes XXIII. schrieb insgesamt sieben Enzykliken, darunter 1961 „Mater et Magistra“ über die katholische Soziallehre sowie 1963 „Pacem in Terris“. In letzterer, die er „an alle Menschen guten Willens“ richtete, rief er zur internationalen Zusammenarbeit für Frieden und Gerechtigkeit auf.

Vom Krebs gezeichnet

Mit zunehmender Amtsdauer wurde immer deutlicher, dass Johannes XXIII. an einem schweren Krebsleiden litt. Bei seinem letzten öffentlichen Auftritt rund zehn Tage vor seinem Tod sagte er zu den Hunderttausenden Menschen auf dem Petersplatz in Rom: „Sorgt euch doch nicht so sehr um mich. Ich bin bereit, die große Reise anzutreten. Meine Koffer sind gepackt. Ich kann jederzeit abfahren.“

Sein Todeskampf dauerte schließlich 91 Stunden. Johannes XXIII. starb schließlich am Pfingstmontag, 3. Juni 1963, um 19.49 Uhr im Apostolischen Palast im Vatikan. Sein Pontifikat dauerte vier Jahre, sieben Monate und sechs Tage. Am 3. September 2000 wurde Johannes XXIII. von Johannes Paul II. selig gesprochen.

„Er begab sich mitten unter das Volk“

Fünf Minuten nach dem Tod des Papstes gab der vatikanische Rundfunk, dem sich der italienische Rundfunk angeschlossen hatte, die Trauernachricht in 30 Sprachen bekannt. In besonderer Weise würdigte Radio Vatikan schon damals die Verdienste des Papstes um das Konzil. Zugleich wurde aber auch deutlich, dass die Welt mit Angelo Roncalli einen bescheidenen wie auch herzlichen Hirten und Seelsorger verloren hatte.

Die im Radio verlesene Botschaft über den Tod des Papstes endete mit folgendem Wortlaut: „Er besuchte die Gefangenen, die Kranken, die Kinder, die Demütigen und begab sich mitten unter das Volk. Er schenkte der Menschheit die Enzykliken ‚Mater et Magistra‘ und ‚Pacem in Terris‘. Für ihn, der in der Kirche den ökumenischen Geist neu belebte und unter den Menschen Gefühle der Güte und Brüderlichkeit weckte, erflehen die Gläubigen und die gesamte Christenheit die ewige Glückseligkeit, die Christus den Erbauern des Friedens verheissen hat.“

KAP, religion.ORF.at

Mehr dazu: