Blasphemie-Urteile in Ägypten: NGOs besorgt

Europäische Menschenrechtsorganisationen zeigen sich besorgt über die steigende Anzahl an Blasphemie-Urteilen in Ägypten seit der Machtübernahme der Muslimbrüder.

Nach Informationen der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) und der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) nimmt die Zahl der Anklagen wegen Gotteslästerung in Ägypten seit der Machtübernahme durch die Muslimbruderschaft sprunghaft zu.

Mohammad Mursi

REUTERS/Amr Abdallah Dalsh

Ägyptens Präsident Mohammed Mursi

Zu den jüngsten Anklagen und Urteilen wegen Blasphemie zählte die IGFM am Mittwoch sieben mittlerweile bekannt gewordene Fälle von Todesurteilen auf. Unter Hosni Mubarak habe es jährlich im Schnitt lediglich ein bis zwei Prozesse dieser Art gegeben. Die GfbV sprach von 36 Blasphemieverfahren in den Jahren 2011 und 2012. Zehn Personen seien verurteilt worden.

Vom Randphänomen zum Machtmittel

Seit der Machtübernahme der Muslimbrüder seien Blasphemie-Vorwürfe „von einem Randphänomen zu einem Machtmittel“ geworden, betonte die IGFM. Erschreckend sei die Härte der Urteile. Die IGFM sprach sich für die Abschaffung von Blasphemiegesetzen aus. Opfer der Vorwürfe seien meist Angehörige von Minderheiten.

Laut GfbV fühlen sich die koptischen Christen in Ägypten durch die steigende Zahl der Blasphemieverfahren zunehmend eingeschüchtert und in ihrer Glaubenfreiheit verletzt. Richter seien einem massiven Druck muslimischer Extremisten ausgesetzt und könnten nicht mehr unabhängig urteilen. Vor allem Lehrer seien dem Vorwurf der Gotteslästerung ausgesetzt.

religion.ORF.at, KAP