Rücksicht auf Muslime: Keine Bikinis bei „Miss World“

Aus Rücksicht auf die islamischen Landessitten wird beim diesjährigen „Miss World“-Schönheitswettbewerb in Indonesien auf Auftritte der Teilnehmerinnen in Bikinis verzichtet.

Anstatt freizügiger Bikinis sollten die 137 Frauen auf traditionelle Strandbekleidung wie Sarongs - also Wickelröcke - zurückgreifen, erklärten die Organisatoren des Events am Mittwoch auf der indonesischen Touristeninsel Bali. Sie wolle „niemanden verärgern oder in eine Situation kommen, wo wir uns respektlos verhalten“, sagte „Miss World“-Chefin Julia Morley der französischen Nachrichtenagentur AFP. Die Gepflogenheiten aller teilnehmenden Ländern müssten deshalb beachtet werden.

Teilnehmerinnen am Laufsteg bei Miss World Wahl 2012 in China

APA/EPA/How Hwee Young

Miss-World-Wahl 2012 in China

Der indonesische Ulema-Rat, das höchste islamische Gremium des Landes, hatte zuvor eine Absage der Großveranstaltung gefordert. In den Augen der religiösen Sittenwächter fördert der Schönheitswettbewerb „Hedonismus, Materialismus und Konsumismus“ und lebt der muslimischen Jugend falsche Vorbilder vor.

Keine Reaktion auf Beschwerden

Die Organisatoren des Events beteuern indes, ihre Entscheidung gegen Bikinis habe schon vor der Vergabe nach Indonesien festgestanden und sei keine Reaktion auf Beschwerden gewesen. Präzise Vorgaben für die bei Zuschauern besonders populäre Wettbewerbskategorie Bademoden wurden bisher noch nicht formuliert.

Indonesien ist das größte mehrheitlich muslimische Land der Welt. Bali mit seiner mehrheitlich hinduistischen Bevölkerung ist eine Ausnahme. In den vergangenen Jahren wurde immer wieder Kritik an besonders strengen Auslegungen des islamischen Rechts in einzelnen Teilen des Landes laut. In der Provinz Aceh beispielsweise gilt seit 2010 eine Vorschrift, die Frauen das Tragen von Hosen verbietet.

Baghajati: „Nachvollziehbare Geste“

Die islamischen Kleidungsvorschriften, die schon im Koran grundgelegt sind, verlangen von Frauen, sich in der Öffentlichkeit zu verhüllen. Der Oberkörper und die Haare sollen verdeckt sein, die Kleidung soll so weit sein, dass die Körperkonturen nicht erkennbar sind. Die Einhaltung dieser Gebote sei aber der Einzelnen überlassen, meint Carla Amina Baghajati, Frauenbeauftragte der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGiÖ) gegenüber religion.ORF.at.

Zum Verzicht auf Bikinis bei der „Miss World“-Wahl sagt Baghajati, sie könne die Geste angesichts des muslimischen Gastgeberlands nachvollziehen. „Möglicherweise ist das eine Art vorbeugende Maßnahme gegen Hitzköpfe, die auf die Idee kommen könnten, den Islam verteidigen zu müssen.“ Dass die Geste die Kritiker des Events beschwichtigen wird, glaubt sie aber nicht. Zu weit lägen die Ansichten hier auseinander.

Allerdings, gibt Baghajati zu bedenken, würden praktizierende Musliminnen vermutlich ohnehin nicht an einem derartigen Event teilnehmen. „Und von Nicht-Praktizierenden kann man natürlich nicht verlangen, sich an muslimische Kleidungsvorschriften zu halten.“

religion.ORF.at, AFP