Autor Lütz: Benedikt sieht sich im Einklang mit Franziskus

Der emeritierte Papst Benedikt XVI. sieht nach Auskunft des Kölner Bestsellerautors Manfred Lütz keine Widersprüche zwischen seiner Theologie und der seines Nachfolgers.

Benedikt XVI. habe ihm gesagt, dass „die Theologie von Papst Franziskus ganz im Einklang mit seiner Theologie steht“, sagte Lütz am Mittwoch nach einer Zusammenkunft mit Benedikt XVI. am Vortag in dessen Altersruhesitz dem Sender „Radio Vatikan“. Lütz hatte dem emeritierten Papst zusammen mit dem deutschen Kurienkardinal Paul Josef Cordes das neue Buch der beiden überreicht. Es trägt den Titel „Benedikts Vermächtnis und Franziskus’ Auftrag. Entweltlichung? Eine Streitschrift“.

Der emeritierte Papst Benedikt XVI.

REUTERS/Giampiero Sposito

Der emeritierte Papst Benedikt XVI.

Benedikts XVI. war Anfang Mai von Castel Gandolfo ins Vatikankloster Mater Ecclesiae, seinen Alterswohnsitz, übersiedelt - mehr dazu in Benedikt XVI. zurück im Vatikan. Lütz und Cordes waren dort die ersten Besucher, deren Visite bekannt wurde. „Es war eine sehr vertraute, heitere Atmosphäre, wie wir ihn eigentlich auch von früher kennen“, so Lütz: „Ich fand ihn total geistesgegenwärtig.“

Benedikt XVI. sei zwar älter geworden und gehe ein bisschen gebückt. Er habe jedoch keinen Stock als Gehhilfe verwendet und sei sehr schlagfertig gewesen. „Es gab Situationen, in denen wir etwas erzählt haben, und er dann sagte: ‚Das haben Sie mir schon erzählt‘“.

Kommt doch noch Buch von Benedikt?

Benedikt XVI. habe während der halbstündigen Begegnung „überhaupt nicht irgendwie bedrückt“ gewirkt, berichtete Lütz. Er habe gesagt, er lebe nun als Mönch und versehe den Petrus-Dienst im Gebet für die Kirche. Außerdem lese er viel. „Er hat nicht gesagt, dass er schreibt, aber auch nicht, dass er nicht schreibt.“

Bei der Vorstellung des Buches „Benedikts Vermächtnis und Franziskus’ Auftrag“ sagte Kurienkardinal Cordes, der frühere Papst werde sich „nicht abschotten“. Lütz meinte, Benedikt XVI. habe sich unter anderem sehr lobend über den von der Österreichischen Bischofskonferenz unter Verantwortung von Kardinal Christoph Schönborn herausgegebenen Jugendkatechismus „YouCat“ geäußert.

Das Kompendium verliere sich nicht in Nebensächlichkeiten, sondern führe zum Wesentlichen des Glaubens, zitierte ihn der Autor. Lütz nannte es einen „großen Schatz für die Kirche“, dass nun hinter dem amtierenden Papst ein emeritierter Papst stehe, der die Kirche im Gebet begleite.

Entweltlichung als spirituelles Programm

Das neue Buch von Lütz und Cordes greift die Freiburger Rede Benedikts von September 2011 auf, in der es um den Abbau kirchlicher Strukturen ging. Bei der Generalaudienz am Mittwoch erhielt nach Benedikt XVI. auch dessen Nachfolger Franziskus ein Exemplar.

Im ersten Teil des Buches widmet sich Kardinal Cordes grundsätzlichen philosophischen und theologischen Erwägungen zum Thema anhand von Gestalten wie Karl Rahner und Mutter Teresa und beschreibt „Entweltlichung“ als spirituelles Programm für den Einzelnen. Im zweiten Teil befasst sich Lütz mit der Frage, was eine „Entweltlichung“ für die Strukturen der katholischen Kirche in Deutschland bedeuten könnte.

Keine Flucht vor der Welt

Religionen stünden stets in der Gefahr, sich von der Welt vereinnahmen zu lassen, sagte Cordes bei der Präsentation des Buches auf dem Gelände des Campo Santo neben dem Petersdom. Er wehrte sich aber zugleich gegen die Vorstellung von einer religiösen Flucht vor der Welt. Christen, die sich auf die Botschaft des Evangeliums konzentrierten, seien der Welt sehr wohl zugewandt. In diese Richtung weise schon die Menschwerdung Jesu Christi, der damit „in die Welt“ gekommen sei.

Lütz betonte, Benedikt XVI. sei mit der Freiburger Rede vom September 2011 der erste Papst, der die Ergebnisse der Säkularisierung gelobt habe. Den Sinn seiner Forderung hätten manche Kirchenfunktionäre jedoch nicht verstanden. Der Widerstand dagegen sei in Deutschland groß, so Lütz.

KAP