Pakistan: Angriffe auf Einrichtungen von Ruth Pfau

Ein Heim für Lepra-Kranke nördlich von Karachi, das von der deutschen Ärztin und Ordensschwester Ruth Pfau gegründet wurde, war in den vergangenen Tagen gleich zwei Mal Ziel von gewalttätigen Angriffen.

Am vergangenen Sonntag sei bei einem Angriff auf das Heim in den Hügeln von Manghopir, nördlich der pakistanischen Hauptstadt Karachi, ein Mitarbeiter schwer verletzt worden, berichtet die Nichtregierungsorganisation „Christian Solidarity International“ (CSI).

Ruth Pfau ist die Gründerin der Lepra-Station MALC (Marie Adelaide Leprosy Center) in Karachi, die 157 Zweigstellen in Pakistan betreibt. In Manghopir betreibt die Organisation eine Schule, ein Wohnheim für 80 Mädchen, und das Heim für Leprakranke.

„Erst einige Tage vorher wurden in der nur 500 Meter vom Heim entfernten Schule zwei Mitarbeiter von uns erschossen“, berichtet Mervyn Lobo, Geschäftsführer des MALC-Leprazentrums, in einem Schreiben an CSI-Österreich. „Wieder dasselbe Muster: Unbekannte Männer auf Motorrädern, der hintere Mann schießt." Während man beim ersten Angriff noch angenommen habe, dass es sich um eine undurchsichtige private Fehde handle, sei man jetzt anderer Meinung. "Es geht offenbar um gezielte Anschläge gegen uns und unsere Patienten“, so Lobo.

Vermutlich kein religiöser Hintergrund

Das bestätigt auch Claudia Villani, eine enge Mitarbeiterin von Ruth Pfau, die sich derzeit im Zuge einer Vortragsreihe in Europa aufhält, im Gespräch mit religion.ORF.at. Sie glaubt allerdings nicht, dass die Anschläge etwas mit dem christlichen Hintergrund der Einrichtungen oder mit der Person Ruth Pfaus zu tun haben. „Wir gehen momentan davon aus, dass hier einfach versucht wird, möglichst viel Unruhe zu säen und alle internationalen Institutionen und NGOs so zu verunsichern, dass sie sich zurückziehen.“

Die Patienten im angegriffenen Heim sind Leprakranke, die aufgrund ihrer Erkrankung aus ihren Familien und Dörfern verstoßen wurden. Die meisten seien von Ruth Pfau und ihrem Team auf der Straße, in Wäldern oder Höhlen aufgefunden worden, berichtet CSI-Österreich. Die zahlreichen Höhlen in der Gegend um Manghopir würden aber in der jüngeren Vergangenheit auch von den Taliban als Verstecke benutzt.

religion.ORF.at