Priester: Vatikan mahnt zu sorgfältiger Auswahl

Die Zahl der Priester weltweit ist im Steigen, wie aus dem Statistischen Jahrbuch der Kirche (Ausgabe 2013) hervorgeht. Der Vatikan mahnt aber zur sorgfältigen Auswahl der Priesteramtskandidaten.

Die Zahl der Priester stieg innerhalb eines Jahres um rund 5.000, auf 413.418. Außerdem setzte sich der Trend fort, dass in Afrika und Asien die Zahl der Katholiken und Priester wächst, hingegen in Europa und Nordamerika stagniert oder abnimmt. Ein Viertel der europäischen Priesteranwärter kommt übrigens aus Polen.

Sorgfältige Begutachtung

Der Vatikan hat kürzlich eine sorgfältigere Auswahl von Priesteramtskandidaten angemahnt. Seelsorgerische Engpässe dürften nicht zu einer übereilten Zulassung zu diesem Weiheamt führen, heißt es in einem Schreiben des Präfekten der vatikanischen Kleruskongregation, Kardinal Mauro Piacenza. Die Kirche brauche Priester, „aber nicht jede Art von Priestern“. In Zweifelsfällen sei es besser, sich ausreichend Zeit für eine eingehende Begutachtung zu nehmen und gegebenenfalls auch Bewerber abzulehnen, schrieb Piacenza in dem von „Radio Vatikan“ veröffentlichten Brief an Seminaristen in aller Welt.

Anlass des Schreibens war das am 7. Juni begangene weltkirchliche Hochfest „Heiligstes Herz Jesu“. Das von Papst Pius IX. 1856 eingeführte Fest jeweils am dritten Freitag nach Pfingsten steht traditionell im Zeichen der Erneuerung der Weiheversprechen der Priester und der Weihejubiläen.

Im Zuge des Missbrauchsskandals hatten Kritiker den Vorwurf erhoben, dass angesichts eines Mangels an Berufungen in vielen europäischen Ländern die Anforderungen an Priesteramtskandidaten gesenkt worden seien. Piacenza forderte Priester auf, selbst durch ein vorbildhaftes und überzeugendes Wirken junge Männer zum Nachdenken über eine geistliche Berufung bringen; Berufungen könnten nicht einfach durch eine PR-Kampagne „produziert“ werden.

Beruf durch Berufung

Zudem müsse die katholische Kirche insgesamt Berufungen fördern, indem sie Wert und Unverzichtbarkeit des Priesteramtes herausstelle. Es gelte hierbei jedoch stets zu berücksichtigen, dass Berufungen letztlich nicht durch eine kirchliche Strategie, sondern durch Gott bewirkt würden. Piacenza ist für einen großen Teil der insgesamt mehr als 400.000 Priester der katholischen Kirche zuständig.

Die am stärksten an Katholiken und Priestern wachsenden Kontinente sind nach wie vor Afrika und Asien. Bei den Priestern gab es 2011 dort insegsamt 3.000 Geweihte mehr als im Jahr davor. Während sich die Zahl der Priester also von 2001 bis 2011 um mehr als 30 Prozent erhöhte, nahm sie in Europa im gleichen Zeitraum um neun Prozent ab.

Aus dem Statistischen Jahrbuch der Kirche geht weiter hervor, dass mittlerweile fast die Hälfte (48,8 Prozent) aller Katholiken in Amerika lebt. In Europa leben 23,5 Prozent, in Afrika 16 Prozent, in Asien 10,9 Prozent und 0,8 Prozent in Ozeanien. Die Zahl der Bischöfe in der katholischen Kirche blieb von 2010 bis 2011 mit 5.132 nahezu unverändert. Stark betroffen von Nachwuchsproblemen sind Frauenorden. Sie verzeichneten von 2001 bis 2011 weltweit einen Rückgang von 10 Prozent - von 792.000 auf rund 713.000, verlautbarte der Vatikan.

25 Prozent der europäischen Priester aus Polen

Kirchliche Medien haben aus Anlass der Priesterweihen im Juni an die dominante Stellung Polens beim europäischen Priesternachwuchs erinnert. Polens Kirche stellt demnach weiterhin ein Viertel der Priesteramtskandidaten in Europa. Die Zahl der Eintritte in die Noviziate der Frauenorden sank aber auch in Polen binnen zehn Jahren um mehr als die Hälfte - von 550 im Jahr 2000 auf 226 im vergangenen Jahr.

Laut deutscher katholischer Nachrichtenagentur KNA begannen vergangenen Herbst 664 Männer ihre Ausbildung zum Geistlichen in den Seminaren der polnischen Diözesen. 2011 seien es 640 gewesen. Insgesamt bereiten die Diözesen laut KNA gegenwärtig 3.091 polnische Seminaristen auf den Priesterberuf vor. Das seien rund 100 weniger als 2011. Die Männerorden Polens bilden den Angaben zufolge aktuell 1.864 Geistliche aus. Die KNA beruft sich dabei auf den von Weihbischof Marek Solarczyk geleiteten Rat für die Priesterausbildung in der Polnischen Bischofskonferenz.

religion.ORF.at/KAP

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