500 Jahre Reformation: Grundsatzpapier verabschiedet

„Evangelisch Kirche sein. 500 Jahre Reformation“ ist der Titel eines Grundsatzdokuments, das die evangelischen Kirchen Österreichs im Vorfeld des Reformationsjubiläums 2017 verabschiedet haben.

Die drei reformatorischen Kirchen in Österreich, die lutherische, die reformierte und die methodistische Kirche, stellen die weltgeschichtliche Bedeutung der Reformation und die Aktualität der reformatorischen Glaubensbotschaft ins Zentrum ihres neuen Grundsatzpapiers. Sie laden alle Kirchen in Österreich ein, „das Reformationsjubiläum mit uns zu begehen“.

Beraten wurde das Grundsatzdokument in den einzelnen Kirchen, am Samstag erfolgte der einstimmige Beschluss auf der Generalsynode der Evangelischen Kirche A.u.H.B. in Wien, bei der auch Vertreter der Evangelisch-methodistischen Kirche anwesend waren.

Für den lutherischen Bischof Michael Bünker unterstreicht das Dokument nicht nur die aktuelle Bedeutung der Reformation, sondern zeigt zugleich, wie sich die drei evangelischen Kirchen auf Basis des gemeinsamen Verständnisses der Reformation in der österreichischen Gesellschaft verstehen wollen. Der reformierte Landessuperintendent Thomas Hennefeld sieht darin auch ein „Signal an die Öffentlichkeit“. In der engen Zusammenarbeit der drei evangelischen Kirchen zeige sich, dass die Kirchengemeinschaft nicht nur auf dem Papier existiere, sondern „immer neu mit Leben erfüllt wird“, meinte der methodistische Superintendent Lothar Pöll vor der Generalsynode.

Die Generalsynode A.u.H.B. bei der Abstimmung über das neuen Grundsatzpapier

epd/Uschmann

Das Grundsatzpapier zum Reformationsjubiläum 2017 wurde von der Generalsynode einstimmig angenommen

„Weltweite Ausstrahlung bis heute“

Die Reformation habe sich nicht allein auf das Bemühen beschränkt, die Kirche von Grund auf zu erneuern, sondern „sie war ein kirchlich-gesellschaftlicher und geistiger Aufbruch mit weltweiter Ausstrahlung bis heute“, wird in dem Dokument unterstrichen. Die von ihr ausgehenden Impulse haben sich, so die evangelischen Kirchen, auf alle Lebensbereiche, auf Politik und Wirtschaft, auf das soziale und private Leben ebenso wie auf Kunst, Wissenschaft und Kultur erstreckt.

In dem Dokument erinnern die drei evangelischen Kirchen an die verschiedenen Wurzeln und vielfältigen Formen der Reformation. Daher wolle man das Reformationsjubiläum 2017 gemeinsam „bedenken und feiern“. Dabei soll auch darüber nachgedacht werden, was aus der reformatorischen Erneuerung der Kirche für die Zukunft und das Miteinander der christlichen Kirchen folgt. Darüber hinaus laden die drei evangelischen Kirchen die gesamte Öffentlichkeit „zum Dialog über die gesellschaftlichen und kulturellen Impulse der Reformation für die gemeinsam zu gestaltende Zukunft“ ein.

„Glaube soll gebildeter Glaube sein“

Deutlich unterstrichen wird in dem Dokument unter anderem der Bildungsanspruch der Reformation: „Glaube soll gebildeter Glaube sein“. Dabei komme der Bibel als einziger Quelle für den Glauben „herausragende Bedeutung“ zu. Der Aufklärung, der Moderne und den heutigen gesellschaftlichen Herausforderungen stehen evangelische Kirchen „in kritisch-produktiver Auseinandersetzung“ "grundsätzlich positiv gegenüber, heißt es weiter in dem Dokument.

Reformatorische Impulse legten die Grundlinien für ein sozial und ökologisch verantwortetes Wirtschaften, daher seien evangelische Kirchen „diakonische Kirchen, die sich der Nöte der Menschen annehmen, für soziale Gerechtigkeit eintreten und ihre Stimme für Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung der Schöpfung erheben“.

Angesprochen wird in dem Grundsatzpapier auch die ökumenische Perspektive des Reformationsjubiläums. Dabei weisen die drei evangelischen Kirchen darauf hin, dass die Reformatoren die „eine Kirche“ auf der Grundlage des wiederentdeckten Evangeliums erneuern wollten: „500 Jahre Reformation fordern die gesamte Christenheit dazu auf, über alle konfessionellen Grenzen und Differenzen hinweg nach der Bedeutung der Reformation für die ‚eine, heilige, katholische und apostolische Kirche‘ zu fragen.“

KAP

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