Erzbischof von Rangun: Militär „nicht unter Kontrolle“

Kritisch sieht der Erzbischof von Rangun, Charles Bo, die Fortschritte des Reformprozesses in Burma. Das Militär in dem Land sei weiterhin „nicht unter Kontrolle“.

Der demokratische Umschwung im Land sei 2011 nicht so plötzlich gekommen, wie es viele Kommentatoren beschrieben hätten. Das sagte Bo bei einer Podiumsdiskussion des weltweiten katholischen Hilfswerks „Kirche in Not“ im deutschen Wallfahrtsort Vierzehnheiligen. Die Militärregierung hätte die Reformen vielmehr jahrelang vorbereitet, um den drückenden Sanktionen der USA und ihrer Verbündeten zu entgehen, heißt es in einem Bericht von Radio Vatikan.

Das Verhalten der Armee während der jüngsten Auseinandersetzung verschiedener Volksgruppen gebe außerdem Anlass zur Sorge. Präsident Thein Sein scheine zwar ein starker Mann zu sein. Allerdings habe er das Militär offensichtlich „nicht unter Kontrolle“, kritisierte Bo.

„Einschränkungen der Menschenrechte“

Gemeinsam mit dem Erzbischof berichtete der Salesianerpater Charles Saw über die allgemeine Lage der Menschenrechte in Burma. Saw kritisierte vor allem die von der Militärdiktatur künstlich geschaffenen Verwaltungsbezirke des Landes. „Diese wurden ohne Rücksicht auf traditionelle Stammesgrenzen und Volksgruppen gezogen und werden von hochrangigen Militärs geleitet“, so der Salesianer.

Außerdem bestünden in dem Vielvölkerstaat noch immer nicht hinnehmbare Einschränkungen der Menschenrechte. „Um in hohe Ämter und Machtpositionen zu gelangen, muss man immer noch der Volksgruppe der Birmanen angehören und zusätzlich Buddhist sein“, so Erzbischof Bo.

Burma stand seit 1962 unter einer Militärherrschaft, bis diese am 4. Februar 2011 einen zivilen Präsidenten als Staatsoberhaupt einsetzte. Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi zog bei Nachwahlen am 1. April 2012 als Spitzenkandidatin der Partei NLD erstmals ins Parlament ein, wies aber zugleich kritisch darauf hin, dass die neue Verfassung immer noch Vorrechte des Militärs festschreibt.

KAP

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